Die Wolkenkinder
der Grundmauer der Burg entlang, bis sie unterhalb der hochgezogenen Brücke waren.
„ Hat ja bislang alles prima geklappt!“ flüsterte Dietbert, mit vorsichtiger Freude, den anderen zu.“ Lasst uns zuerst das Pech mit dem Pulver mischen, dann streichen wir das Zeug auf das Holz der Brücke, legen Zunder an und dann wird ein schönes Feuerchen gemacht, auf das die armen Kerle an der Torwache nicht so sehr frieren müssen!“
„ Klar“, grinste Randolf. „Schließlich sind wir doch Menschenfreunde!“
Das Mischen der Substanzen war für Dietbert kein Problem, auch ansonsten wusste er übers fachgerechte Feuerlegen aus seiner Zeit im Krieg bestens Bescheid: Wichtig war die Mischung – war der Pulveranteil zu hoch, konnte es eine Verpuffung geben, nahm man zuviel Zunder, ergab sich eine Stichflamme, das konnte einem das Gesicht verbrennen, auf jeden Fall warnte es aber den Feind; auch das Pech durfte weder zu dünn noch zu trocken sein, notfalls musste man Erdboden zusetzen, dass die Konsistenz sämig wurde und nicht so leicht verlief oder heruntertropfte. Ja, es war gar nicht so leicht einen sauberen Brand zu legen.
„ So weit, so gut, Leute!“ war Dietbert mit seiner Mixtur zufrieden. „Einer sichert! Das machst du Lothar! Und Randolf du stützt mich und reichst mir das Pech hoch!“
Dietbert hatte sich Trittflächen in die Böschung gekratzt, sodass er nun leicht ans Holz der Zugbrücke reichen konnte. Trotzdem musste er über Kopf arbeiten und beim Einschmieren der Holzbohlen mit Pech schwankte er mit dem Oberkörper frei in der Luft, sodass er froh war, dass Randolf ihn von unten mit einer dicken Astgabel im Rücken gegen die Böschung drückte.
„ Geht’s noch!“ raunte Randolf hoch.
„ Ja, alles klar!“ kam angestrengt von oben. „Bin eh gleich fertig, du kannst mir dann den Feuerschwamm geben!“
„ Jetzt schon?“
„ Moment noch!“
Dietbert kratzte noch die Reste aus seinem Fässchen und machte ein paar ausholende Wischer, als ob er ein Künstler wäre, der gerade sein Meisterwerk vollendete. Zum Schluss kreiste er noch gekünzelt graziös mit seinem Pinsel in der Luft und tupfte noch einmal schnell einen Klecks, sozusagen als Schlusspunkt, unter seine Arbeit.
„ Was machst du eigentlich da?“ wunderte sich Randolf.
„ Ich signiere mein Kunstwerk!“
„ Spinner!“
„ Du hast halt keine Ahnung...“
„ Würdet ihr vielleicht ein bisschen hin machen!“ beschwerte sich Lothar, der Schmiere stand.
„ Alles Banausen!“ spielte Dietbert den leicht Gekränkten.
„ Lothar hat recht!“ flüsterte Randolf und stocherte mit der Astgabel nach Dietbert. „Mach hinne!“
„ Schon gut! Schon gut! Gib den Zündschwamm!“
Dietbert verstand wirklich was von dieser Arbeit – im Krieg waren solche Kenntnisse gefragt. Über die vielen Jahre, die dieser Krieg nun schon dauerte, hatte sich ein richtiges Kriegshandwerk gebildet und richtig gute Leute waren gesucht und wurden von den jeweiligen Heerführern hofiert; das ganze ging so weit, dass es Leute gab, die ihr Geld damit verdienten, solche Könner auszumachen und sie gegen Bares weiter zu vermitteln!
„ Na bitte!“ freute sich Dietbert. „Brennt!“
„ Und jetzt: Nichts wie ab!“ hatte es Randolf auf einmal eilig.
Mit „Ganz deiner Meinung!“ hopste Dietbert locker von der Böschung und landete geschmeidig zwei Meter tiefer nicht all zu weit von Lothar entfernt. Er richtete sich auf, blickte nach oben und freute sich zu sehen, wie die Flammen sich bereits festgefressen hatten.
„ Das löscht keiner mehr!“ war er ganz euphorisch und drehte sich um, um die Belobigungen seiner Kumpels in Empfang zu nehmen. Komischerweise war Lothar überhaupt nicht begeistert, vielmehr stand er nur blöde in der Gegend herum und glotzte einfach nur. So ein Stoffel, dachte Dietbert und wollte ihn gerade ansprechen, als dieser nur sagte: „Hinter dir!“
Dietbert erstarrte in jeder Bewegung, blickte erschrocken in Lothars Gesicht und dieser nickte nur unmerklich. Dietbert wusste, was er tun musste: In einer Bewegung zog er sein Messer, sprang herum und stand breitbeinig zum Kampf bereit! Aber statt des erwarteten Gegners schaute er zunächst ins Leere, doch in nur wenigen Bruchteilen einer Sekunde wusste er, mit wem er es zu tun hatte: Grüne, leuchtende Augen, feucht glänzendes Zahnfleisch und eine Reihe gefährlich
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