Die Wolkenkinder
bewegen, sondern nur abwesend grinsend Randolf ansah, übernahm Randolf die Initiative: Er sprang an den verletzten Wolf, schnitt ihm die Kehle durch und schrie: „Los! Mir nach! Wir müssen hier schnellstens verschwinden!“
Neunzehntes Kapitel
„Dolles Ding!“ staunte Oberst Gottfried nicht schlecht, als er von den Ereignissen berichtet bekommen hatte. „Und die Zugbrücke brannte sofort lichterloh?“
„ Lichterloh!“ betonte Dietbert stolz. „Seht! Man sieht den Feuerschein noch jetzt bis hier, obwohl die Brücke und das dahinterliegende Tor mit Sicherheit schon längst zusammengefallen sind!“
Der Oberst folgte mit seinen Augen dem ausgestreckten Arm Dietberts und konnte tatsächlich das Feuer deutlich an der Burg erkennen, die von der Dunkelheit der Nacht eingehüllt war.
„ Also wirklich...“ setzte der Oberst zu einer ehrlich gemeinten Belobigung an. „Sehr gute Arbeit! Das bringt euch eine Auszeichnung ein! Ich werde dem Grafen eine entsprechende Empfehlung machen! Großartig!“
Die Jungs strahlten um die Wette – was für ein Erfolg!
„ Aber eins macht mich stutzig!“ grübelte Gottfried. „Warum war keine Wache an der Zugbrücke? So hoch wie das Feuer, nach eurer Aussage schon loderte hätte man euch entdecken und beschießen müssen! Oder war das Feuer vielleicht doch nicht ganz so gewaltig, wie ihr angegeben habt?“
„ Doch! Doch! Das Feuer schlug schon bald über die Zinnen der Tormauer!“ versicherte Dietbert und die anderen bestätigten dies mit kräftigem Nicken.
„ Hm, komisch“, dachte der Oberst nach.
„ Ich hab’s!“ rief Lothar dazwischen. „Um diese Zeit waren höchstens zwei oder drei Mann als Wache eingeteilt und diese schliefen wahrscheinlich auch noch. Als die Kerle bemerkten, was los war, glaubten sie wahrscheinlich an einen großen Angriff und liefen erst einmal ins Burginnere, um Verstärkung zu holen. Bis die dann wieder da waren, waren wir schon längst über alle Berge!“
Der Oberst schaute Lothar nachdenklich an. „Könnte sein - zeitlich kann das hinkommen. Aber habt ihr nicht wenigstens irgendetwas aus dem inneren der Burg vernommen? Einen Warnschrei? Irgendwelche Stimmen? Waffengerassel? Schritte? Löschversuche? Irgendetwas und sei es auch noch so unbedeutend!“
Die Jungs schauten sich völlig ratlos an. Einer nach dem anderen zog erst die Schultern bis zu den Ohren hoch und dann die Mundwinkel nach unten.
„ Also ich...“, fing Randolf unsicher an, „... ich habe nichts gehört! Ihr vielleicht?“
Lothar und Dietbert verneinten mit stummem Kopfschütteln.
„ Äußerst seltsam!“ stellte der Oberst fest und rieb sich nachdenklich das vorstehende Kinn.
„ Wieso denn überhaupt?“ wunderte sich Dietbert über des Obersts Misstrauen, wahrscheinlich wollte der nur ihren Erfolg kleinreden. „Lothar hat Recht! So wie er es erklärt hat, muss es einfach gewesen sein! Und überhaupt! Wer von uns hat denn in dieser Situation auf eventuelle Stimmen aus der Burg geachtet? – Sicherlich waren da welche! Und dann das Feuer! Wie das mal richtig gebrannt hat, hat es lautstark in den Himmel gefaucht! Was sollte man denn da noch hören?“
„ Hm“, wiegte Gottfried misstrauisch den Kopf. „Kann alles hinkommen! Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass da was nicht stimmt! Nun gut! Legt euch noch ein paar Stündchen hin; in Kürze wird es bereits schon wieder hell. Ich bespreche die Sache derweil mit dem Grafen und komme später wieder zu euch, um euch über die Reaktion des Grafens zu berichten.“
Randolf und seine Freunde waren trotz der ganzen Aufregung noch zu etwas Schlaf gekommen und wuschen sich gerade in einem nahegelegenen Gebirgsbach, als der Graf persönlich bei ihnen auftauchte.
„ Liebe Freunde!“ hob er huldvoll an. „Wie ich höre, seid ihr spätestens seit heute Nacht richtige Männer - wenn nicht gar Helden geworden!“
Hat der alte Sack von Gottfried uns beim Grafen doch tatsächlich in gutem Licht dastehen lassen, dachte sich Dietbert und weiter: Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Na ja, vielleicht verschätze ich mich ja auch bei ihm.
„ Der Oberst hat euch in den höchsten Tönen gelobt!“ erklärte Boos von Waldeck. „So positiv habe ich den alten Haudegen noch nie über einen anderen reden hören! Ich werde seinem Rat folgen und euch allen Dreien unseren Hausorden in Gold am Band mit Lorbeerkranz und
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