Die Wolkenkinder
„ Nichts! Rein gar nichts!“
„ Gibt’s doch gar nicht!“ wunderte sich Dietbert. „Die sind gar nicht mehr drin! Wahrscheinlich sind die längst ausgeflogen!“
„ Kann nicht sein!“ antwortete einer der Männer.
„ Wieso nicht? Ich hätte das wahrscheinlich getan!“
„ Man hört Geräusche! Da ist wer drin!“
„ Könnten Tiere sein!“
„ Kaum! Man hört metallisches Scheppern – da hantiert einer mit Waffen!“
„ Scheppern? Metallisches Scheppern? Vielleicht der Wind?“
„ Glaube ich nicht!“
„ Seid ihr euch ganz sicher?“
„ Hundertprozentig!“
Und in diesem Moment krachte und kratzte es wieder. Eine Sau quiekte, man hörte wieder schleppende, schlürfende Geräusche! Keine Frage: Da waren mehrere Leute im Gange und versuchten wahrscheinlich die Abwehr der Burg zu organisieren; offensichtlich war ihnen eine Sau in den Weg gelaufen, die einer der Kerle da drinnen zur Seite getreten hatte.
„ Tatsächlich!“ merkte Randolf auf.
„ Sag ich doch!“
Randolf schaute noch einmal misstrauisch zur Burg und drehte sich dann zu dem hinter ihm aufgerückten Dietbert um.
„ Schöne Scheiße! würde dein alter Trosskamerad jetzt sagen. Hast du das eben auch gehört?“
„ Hab ich! Es scheint die Kerle wollen uns einen schönen Empfang bereiten – jedenfalls sind die da feste am werkeln und das tun die nicht zu ihrem Vergnügen!“
„ Langsam glaube ich“, meldete sich Lothar von noch weiter hinten zu Wort, „der Oberst hat wieder einmal recht gehabt! Da stimmt was nicht!“
„ Keine Kunst“, wiegelte Dietbert ab, „das voraus zu sehen! Oder glaubt ihr die bereiten uns ein Willkommensfest?“
„ Tja, Jungs: Da müssen wir jetzt durch!“ stellte Randolf trocken fest.
„ So einfach ist das nicht!“ warnte Dietbert. „Wenn wir da wahllos drauf zu rennen, schlachten die uns ab! Wir pirschen uns an: Wir nehmen am besten wieder unser altes Loch, ducken uns an der inneren Mauer entlang bis wir unter die ehemalige Zugbrücke gelangt sind und warten dann, bis wir das Kampfgebrüll unserer Bauern hören und dann geht’s los!“
„ Wie?“ fragte Randolf nach. „Wie geht es los?“
„ Wirst schon sehen!“ rieb sich Dietbert die Hände und fügte fies grinsend an: „Ich hab’ da was Feines!“
Der Wolf mit der durchtrennten Kehle lag immer noch da und Dietbert musste sich in Gedanken an die gestrige Nacht noch einmal schwer schütteln, als er das Tier passierte.
„ So! Jetzt aufgepasst und ruhig hinter mir her!“ ermahnte Dietbert seine Kameraden.
Randolf war immer noch am überlegen, was Dietbert vorhin wohl gemeint hatte, als er meinte, er habe da was Feines. Das, was er da plante, war offensichtlich abhängig vom Inhalt seines Quersackes, den er wie ein Heiligtum behandelte. Als er ihm beim Abmarsch aus dem Lager beim Aufnehmen des Sackes helfen wollte, war Dietbert völlig hysterisch geworden und hatte ihn barsch zurück gewiesen! Randolf dachte noch, dass er jetzt - vielleicht auf Grund der hohen Belastungen in letzter Zeit - total durchgedreht sei, doch mittlerweile ahnte er, dass der Inhalt des Beutels wohl dem Angriff auf die Burg dienen sollte.
„ Kennst du Adalbert?“ fragte Dietbert an Randolf gewandt.
„ Den alten kleinen Kauz, der für den Grafen den Alchimisten abgibt?“
„ Genau den!“
„ Wie kommst du denn an den?“
„ Och“, tat Dietbert scheinheilig nebensächlich, „der Oberst hat ihn mir empfohlen.“
„ Empfohlen?“ wunderte sich Randolf
„ Ja, ja – empfohlen!“
„ Also: Man hat ihn dir empfohlen“, wurde Randolf ungeduldig. „Und wie kommst du ausgerechnet jetzt auf das kleine Männchen?“
„ Ganz einfach: Er ist die Lösung all unserer Probleme!“
„ Ach so!“ antwortete Randolf ironisch. „Wenn er sonst für nichts taugt...“
„ Unterschätze den alten Gauner bloß nicht!“ riet Dietbert. „Der versteht sein Handwerk! Zwar konnte er bis jetzt auch noch kein Blei in Gold verwandeln, aber wenn es um alltägliche Bedürfnisse geht, ist der Mann absolut brauchbar mit seiner Alchemie!“
„ Und diese Alchemie löst jetzt all unsere Probleme?“ war Randolf ungläubig.
„ Genau! Wirst gleich sehen!“ deutete Dietbert geheimnisvoll an und setzte seinen Quersack vom Rücken.
Randolf war jetzt mächtig
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