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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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ich weiß, nicht unbedingt sagen kann!“, verpasste Lothar dem feixenden Dietbert eine Retourkutsche. „Könnte mich ohrfeigen, dass ich es überhaupt erwähnt habe. Euch kann man aber auch gar nichts sagen – ihr seid richtige Kindsköpfe!“
       „ Nun mal nicht so brummig, mein Freund!“ klopfte ihm Randolf auf die Schulter. „Wir freuen uns doch nur für dich!“
       „ Freuen, nennt ihr das? Ich hatte eher den Eindruck, ihr macht euch lustig!“
       „ Quatsch, alter Junge!“ wiegelte Randolf ab. „Nun erzähl schon: Wo kommt sie her? Was tut sie?“
       Lothar überwand sich, warf noch einmal einen verächtlichen Blick auf den verräterischen Dietbert und fing dann aber sofort aufgeregt an zu erzählen. Beim Gedanken an seine Auserwählte kam er so richtig in Fahrt: Nach seinen Beschreibungen war es eine wunderhübsche Magd aus der gräflichen Küche, mit unergründlich dunklen Augen, einem süßen Schmollmund, langen wallenden Haaren und einer sagenhaften Figur – er war offensichtlich rettungslos verliebt!
     
       Viele Hundert Menschen – Dietbert schätzte sogar über Eintausend – waren der Bitte des Grafen, oder eigentlich eher seinen Ausrufern gefolgt und hatten sich auf dem Marktplatz der Stadt versammelt. Der Graf hielt eine donnernde Rede, in der er den Leuten klar machte, was vorgefallen war und was getan werden musste. Zum Schluss versicherte er noch, wie es ihm Dietbert empfohlen hatte, dass er politisch und religiös gesehen völlig neutral war und dass, wenn sie wieder Frieden in der Grafschaft hergestellt hätten, er freie Religionsausübung für Jedermann garantierte.
       Der Graf hatte mit seiner flammenden Rede die Leute begeistert - alle waren nun endgültig der Meinung, den alten Zausel in den Bergen stürzen zu müssen. Die Männer auf dem Platz redeten sich in Rage: Denen dort oben würde man es zeigen, man würde die Burg im Sturm nehmen, die Besatzung würde überwältigt und niedergemacht werden und man würde sie samt und sonders zum Teufel jagen!
       „ Also gut!“ unterbrach der Graf den Jubel der Menschen. „Ihr wisst nun Bescheid! Geht nach Hause, holt Karren und Wagen und bringt eure Waffen mit! Wir sammeln uns in einer Stunde vor den Toren, wo meine Männer euch zu einem ordentlichen Zug formieren werden!“
       Es dauerte erheblich als gedacht, bis der Zug sich in Bewegung setzen und es richtig losgehen konnte. Der Oberst, der die Aufgabe des Zugaufstellens übernommen hatte, war nicht besonders amüsiert über das unmilitärische Durcheinander, das die einfachen Bauern, mit ihrer lächerlichen Bewaffnung, die aus  Forken und Knüppeln bestand, da so veranstalteten. Selbst die Zugtiere – zumeist Ochsen, Esel und Maultiere, vereinzelt auch ein alter Klepper - liefen mit aufgerissenen Augen nervös durcheinander, hatten sie ein solches Spektakel doch in ihrem ganzen Leben noch nicht mitgemacht!
       Der Oberst jedenfalls hatte alle Hände voll zu tun, Ordnung in die Sache zu bringen, zumal es erheblichen Ärger unter den Leuten gab, weil ein jeder der Bauern weit vorne im Zug marschieren wollte, um so seine Wichtigkeit zu unterstreichen – außerdem hatte fast ein jeder Zuhause vor der Familie schon geprahlt, dass er wichtig sei und vorne, fast direkt hinter dem Grafen, im Tross stehen würde. Der Oberst entschied aber ganz im Gegenteil: „Die langsameren Zugtiere nach vorne, damit wir sie nicht verlieren!“
       Das hieße eine Umkehr der Sozialstruktur, denn die ärmeren Bauern hatten natürlich auch die schlechteren Tiere und waren damit vorne. Ein regelrechter Tumult brach aus!
       Nach fast zweistündigem Gezeter lockerte sich die Stimmung langsam auf. Ein jeder hatte nun seinen Platz gefunden und weil keiner zugeben wollte, dass seine Tiere älter und schwächer waren, als die des Nachbarn, war das Interesse an den vorderen Plätzen nun auf einmal nicht mehr ganz so groß.
       Ganz vorne war nun ein Ziegengespann gelandet, dass eine etwas größere Handkarre zog – der Oberst beschaute sich das klapprige Gefährt, dachte an alte glorreichere Zeiten zurück und war nur froh, dass seine früheren Kameraden ihn nicht als entnervten Anführer eines wilden Bauernhaufens sahen.
       Ganz vorne hatte der Oberst die Mannschaft vom Schloss platziert, wie er es aus vergangenen Feldzügen gewohnt war: Vorne die Soldaten und hinten der Tross. Im hinteren Teil des meilenlangen Zuges war noch keine Ruhe eingekehrt: Die Männer hatten, weil

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