Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
das Zeichen auf ihrer Brust brannte, und sie musste wissen, warum.
Kapitel 29
D ie Birkenzweige des Wäldchens wirkten kahl und grau in der Wintersonne. Direkt hinter den Bäumen lugte das Dach des Stalls hervor. Über die Wiese, die sich bis zum Wald auf der anderen Seite hinzog, waren Lark und Tup um ihr Leben gelaufen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein.
Eine schmale, doch deutlich sichtbare Rauchsäule stieg hinter dem Wäldchen empor und löste sich in der kalten Luft auf. Anders als die Boxen, in denen Soni und Tup warteten, war der Stall hinter dem Birkenwäldchen beheizt.
Lark grübelte darüber nach. Jeder an der Akademie wusste, dass der Fürst bei seinem Umzug in den Palast all seine Pferde und Stallburschen mitgenommen hatte. Es hatte einigen Protest dagegen gegeben, dass das Lieblingsstallmädchen von Fürst Friedrich, die alte Jolinda, vom Palast entlassen worden war, um den Neuankömmlingen Platz zu machen.
Lark trat einen Schritt nach vorn, dann noch einen. Es würde zu lange dauern, die Straße außen herum zu nehmen, doch sie konnte den schneebedeckten Hang hinter dem Hauptstall hinunterklettern, durch das Birkenwäldchen schleichen und auf der anderen Seite den Stall ausspähen. Sie warf einen Blick zurück, aber es war kein Zeichen von Meisterin Winter zu sehen. Sie konnte durch das Gebüsch gehen und herausfinden, wer den Stall benutzte,
bevor Meisterin Winter mit ihren Vorbereitungen fertig war. Lark knöpfte ihren Reitermantel bis zum Hals zu und stapfte los.
Der Hang war steiler, als er aussah. Ihre Reitstiefel waren weich und gaben ihr keinen Halt. Nach nur zwei Schritten glitt sie aus und rutschte halb die steile Böschung hinunter zu dem Wäldchen. Als sie versuchte, sich mit den Händen aufzufangen, füllten sich ihre Handschuhe mit Schnee. Unten angekommen, zog sie sie aus, schüttelte den Schnee ab, damit sie nicht kaputtgingen, und steckte sie in den Gürtel. Während sie durch die Bäume lief, klopfte sie sich Schnee und trockene Zweige vom Hinterteil ihrer Tracht. Sodann stellte sie sich hinter den dicksten Baumstamm, den sie finden konnte, und spähte zum Stall hinüber.
Sie erinnerte sich gut an den einfachen rechteckigen Platz mit nur einer Koppel und einer länglichen, umzäunten Weide. Ein kleiner Vorplatz mit einem Pfosten zum Anbinden der Pferde und einem Steigbock trennte das Wäldchen vom Stall. Die erste Tür, die der Kälte wegen jetzt geschlossen war, führte direkt in die Sattelkammer. Die beiden Torhälften, die zur hinteren Weide führten, waren ebenso geschlossen wie das Gatter zur Koppel. Sie sah keine Pferde. Wenn nicht die graue Rauchsäule gewesen wäre, die darauf schließen ließ, dass hier gut getrocknetes Holz verbrannt wurde, hätte sie geglaubt, der Ort sei verlassen.
Sie blieb, wo sie war, und beobachtete, ob sich dort irgendetwas regte. Sie entdeckte nichts und wollte beinahe aufgeben, sich umdrehen und den Hang wieder hinaufklettern. Doch als sie sich umdrehte, begann das Amulett von Kalla heißer unter ihrem Wams zu brennen und brachte sie dazu, noch einmal über den kleinen Vorplatz zu spähen.
Dort in diesem Stall war etwas. Etwas, das sie sehen sollte.
Gegenüber der Sattelkammer befand sich ein dreckiges Fenster. Dort war vermutlich eine Stallbox, vielleicht sogar die, in der Tup gefangen gehalten worden war. Das Fenster war allerdings ein Problem, denn es lag mehr als mannshoch über dem Boden. Selbst auf Zehenspitzen würde sie nicht hineinsehen können.
Sie verharrte noch einen Augenblick, beobachtete den Stall und wunderte sich. Sie versuchte sich einzureden, dass sie sich die Wärme des Amuletts nur einbildete oder ihr Körper einfach so erhitzt war, weil sie gestolpert und den Hang hinuntergerutscht war, doch es gelang ihr nicht.
Sie warf einen letzten Blick über die Schulter, um sich zu versichern, dass niemand zu sehen war, dann lief sie über den Vorplatz. Der Steigbock kratzte über den Schnee, als sie ihn zur Stallwand schob. Er war nicht schwer, doch sie zog sich einen Splitter im Daumen zu und ärgerte sich, dass sie die Handschuhe ausgezogen hatte. Sie saugte an dem Splitter und hielt sich mit der anderen Hand am Fenstersims fest, während sie auf den Steigbock stieg und in den dämmrigen Raum spähte.
Das helle Sonnenlicht machte das Fenster undurchsichtig, so dass sie nichts als ihr eigenes Spiegelbild sah. Lark achtete nicht mehr auf den Splitter und legte beide Hände gegen die Scheibe.
Dort stand ein flügelloses
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