Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Wohnung führte und die Tür hinter ihr schloss. Philippa drückte sie in einen großen gepolsterten Sessel, und als Lark ihre Tränen getrocknet hatte, merkte sie, dass sie am Fenster saß und auf den Hof und die Stallungen blickte. Meisterin Winter stand vor ihr, eine Hand gegen das Fensterkreuz gestützt, und blickte hinaus auf den sommerlichen Hof.
Eine kleine Tasche, die man hinten an einem Flugsattel befestigen konnte, lag auf dem Bett, das bereits abgezogen war. Ein mit Stoff bezogener Koffer wartete fertig gepackt neben der Tür. Der Kleiderschrank stand offen. Er war leer.
Lark erschauderte und holte tief Luft. »Sie gehen also wirklich«, stieß sie hervor.
»Natürlich, Larkyn. Ich kann wohl kaum hier bleiben. Der Rat hat entschieden.« Meisterin Winters Stimme klang scharf und bitter und traf Lark mitten ins Herz.
»Aber es muss doch eine Möglichkeit geben … sicher kann Baron Beeht …« Sie verstummte.
Meisterin Winter verzog leicht die Lippen. Ihre Wangen waren so faltig wie bei einer alten Frau. Sie war klapperdürr, hatte eingefallene Wangen und knochige Hände. »Natürlich
haben wir alles versucht. Glauben Sie, wir würden einfach so kampflos aufgeben?«
»Prinz Frans?« Lark brach die Stimme, und sie drohte wieder in Tränen auszubrechen.
»Broh wird es Ihnen erklären. Ihr Bruder versteht die Welt, wie sie heute ist«, sagte Meisterin Winter.
»Aber ich dachte, Sie wären eine Pferdemeisterin! Niemand kann Sie einfach abberufen!«
Meisterin Winters Gesichtszüge wurden etwas weicher, und sie sagte leise: »Das habe ich auch gedacht, Larkyn. Und ganz offensichtlich habe ich mich getäuscht.« Sie sah mit sorgenvoller Miene auf Lark hinunter. »Ich muss zu euer aller Wohl gehen, zum Wohl der Schülerinnen und der Pferdemeisterinnen. Mit der Zeit, so hoffe ich …« Sie schluckte und wandte erneut den Blick ab.
»Aber«, flüsterte Lark, »was ist mit Wintersonne?«
Meisterin Winter lachte bitter. »Der Zuchtmeister hat mir versichert, er werde sich um sie kümmern.«
»Das kann er doch nicht!«, schrie Lark.
»Das habe ich ihm auch erklärt.«
»Also will der Fürst, dass sie stirbt.«
Meisterin Winters bittere Miene war Antwort genug. Dennoch drängte Lark weiter. »Sie werden sie doch nicht einfach so aufgeben, oder? Sie könnten ins Hochland gehen, auf den Unteren Hof … oder nach Marin, oder vielleicht nach Winkels …«
Meisterin Winter streckte eine Hand aus und zog Lark aus dem Sessel. »Hören Sie zu, Larkyn, es gibt in ganz Oc und Isamar keinen Ort, an dem ich mich verstecken könnte. Wie Sie und Ihre Familie ja bereits gemerkt haben, hat der Fürst seine Spione überall.« Sie führte Lark zur Tür und öffnete sie. Lark begann wieder zu schluchzen, doch Meisterin
Winter drückte fest ihre Schulter. »Sie sind jetzt eine junge Frau, Larkyn, und Sie sind eine Fliegerin. Sie müssen lernen, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.«
Kurz darauf fand Lark sich allein auf der Treppe des Wohnhauses wieder. Der strahlende Tag war düster für sie geworden, die leuchtenden Farben trübe. Tup wieherte und lief an den Zaun der Weide. Sie ging mit langsamen, schweren Schritten zu ihm, vergrub ihr Gesicht in der seidigen Mähne und versuchte das unglaubliche Ausmaß dessen zu begreifen, was geschehen war. »Niemals, Tup. Ich werde das niemals akzeptieren«, flüsterte sie an seinem warmen Hals.
Lark verbrachte eine schlaflose Nacht und stand auf, sobald es hell genug war, um sich anziehen zu können. Sie wusch sich das Gesicht und zog Wams und Hosenrock über. Auf Strümpfen schlich sie die Treppe hinunter und setzte sich auf die unterste Stufe, um die Stiefel anzuziehen, bevor sie so leise sie konnte über den dämmrigen Hof zu den Stallungen lief. In der Sattelkammer brannte eine Lampe, und Lark war sicher, dass Meisterin Winter dort mit Wintersonne die Nacht verbracht hatte. Das hätte sie an ihrer Stelle auch getan.
Sie hatte gerade den Eingang erreicht, als Meisterin Winter erschien und Soni neben sich herführte. Jolinda, das Stallmädchen aus den Stallungen der Beehts, ging auf der anderen Seite der Stute. Lark trat schnell in den Schatten und versteckte sich in der Dunkelheit, während die beiden Frauen und das geflügelte Pferd in die Dämmerung hinaustraten.
Mit erstickter Stimme hörte sie Jolinda sagen: »Ich werde selbst nach Fleckham gehen und mich um sie kümmern, Meisterin.«
Mit sanfter Stimme, die Lark noch nie zuvor bei ihr gehört hatte, erwiderte
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