Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
…«, begann Margret.
»Ich werde gehen«, unterbrach Philippa sie mit ausdrucksloser Stimme.
Margret zögerte und sah Philippa aus müden Augen an. »Bist du sicher, Liebes?«, fragte sie ruhig.
»Ja, Margret.« Philippa nickte entschlossen. »Es gibt keine andere Lösung.«
Frans holte Luft, um zu widersprechen, überlegte es sich dann jedoch anders. Philippas angespannter Kiefer sowie das resignierte Seufzen von Margret Morghen bestätigten ihm, dass es in der Tat keine andere Möglichkeit gab. In seiner Brust brannte glühend heiße Wut auf Wilhelm. Philippa hatte in der Schlacht um den Südturm außergewöhnliche Dienste geleistet. Es war nicht gerecht, dass sie und ihre Stute sich zu einem Zeitpunkt, an dem sie eigentlich friedlicheren Aktivitäten nachgehen sollten, schon wieder einer Gefahr aussetzen mussten.
Lange Zeit sprach niemand ein Wort. Esmond Riehs rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her, verzog die Lippen, sagte jedoch nichts. Frans bewunderte seine Geduld. Der Baron war klug genug, allen genügend Zeit zu lassen, über die Notwendigkeit dieser Entscheidung nachzudenken und sie zu akzeptieren.
Schließlich brach Margret das Schweigen. »Ich vertraue Ihnen, Baron Riehs. Ich gehe davon aus, dass Sie Philippa keiner größeren Gefahr aussetzen werden als unbedingt nötig.«
Riehs verneigte sich in seinem Stuhl vor ihr. »Zumindest das kann ich versprechen, Meisterin Morghen.«
Philippa schnaubte und sagte äußerst scharf: »Ich bin
kein Neuling. Ihr könnt euch gern Sorgen um mich und Soni machen, aber nur solange ihr uns zutraut, dass wir schon wissen, was wir tun.«
»Natürlich, Philippa«, erwiderte Margret. Ihre Stimme war sehr sanft und beschwichtigend, was Philippas Worte noch harscher klingen ließ. »Aber denk daran«, fuhr sie fort und hob mahnend einen Finger, »dass der Winter im Norden deutlich früher hereinbricht. Sturm und Schnee sind unberechenbar.«
»Du kannst dich darauf verlassen, dass ich an alles denken werde. Aber ich habe es Rosellas Mutter versprochen«, erklärte Philippa.
»Wann wirst du abreisen?«
Riehs stand auf. Die straffe Haltung seiner schlanken Gestalt drückte Entschiedenheit aus. »Es ist bereits eine Woche vergangen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Mein Schiff liegt zum Ablegen am Hafen von Onmarin bereit.«
Margret stand ebenfalls auf, wobei ihr vor Anstrengung ein Seufzer entwich. Philippa trat rasch mit ausgestreckter Hand auf sie zu, um sie zu stützen, doch Margret schüttelte abwehrend den Kopf. »Baron Riehs«, sagte sie, »wir haben bereits zugestimmt, Ihre Tochter Amelia an ein geflügeltes Pferd zu binden. Setzen Sie sich nicht zu großer Gefahr aus. Tun Sie, was Sie können. Aber nicht mehr.«
Riehs verbeugte sich noch einmal. »Ich bin kein Mann, der unüberlegt handelt. Ich muss an meine Familie und an meine Männer denken. Aber diese Kinder …« Seine schmalen Gesichtszüge verfinsterten sich, und er zog die Mundwinkel nach unten. »Ich habe selbst drei Kinder. Ich liebe sie alle, wenngleich jedes auf eine andere Art, aber für alle empfinde ich tiefe Zuneigung. Wenn die armen Kinder
von Onmarin noch leben, müssen sie gerettet werden. Die Vorstellung, dass sie als Sklaven im Wildland ihr Leben fristen müssen, ist mir unerträglich.«
Frans zog sich das Herz zusammen. Der gelassene Mut von Esmond Riehs rührte ihn. Was hätte aus Oc werden können, wenn Friedrich ein solcher Mann auf den Thron gefolgt wäre! Gewiss, Wilhelm fehlte es nicht an Mut, aber sein Charakter hatte schwerwiegende Mängel. Er labte sich an Neid, Missgunst und gab sich oberflächlichen Begierden hin. Er würde Oc niemals so führen, wie Riehs es an seiner Stelle getan hätte, und doch würde Riehs aller Wahrscheinlichkeit nach niemals die Gelegenheit bekommen, ein Fürstentum zu regieren.
Frans stand auf und verneigte sich vor Riehs. »Es wird mir eine Ehre sein, Ihnen zu dienen, edler Herr.«
Riehs lächelte ihn finster an. »Hoffen wir es, Frans. Wir haben eine schwere Aufgabe vor uns.«
Frans entging nicht der Blick, den Margret und Philippa tauschten. Auch er war finster und entschlossen. Wieder zog sich sein Herz zusammen. Es erfüllte ihn mit Stolz, zu dieser Gruppe mit einem solch mutigen Mann und zwei so couragierten Frauen zu zählen. Er hoffte nur, dass ihn der eigene Mut bei der bevorstehenden Aufgabe nicht verließ.
Getrieben von dem unguten Gefühl, dass ein Fleckham unter dem Dach des Wohnhauses schlief, erwachte Lark am
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