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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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nächsten Morgen bereits vor der Morgendämmerung. Satt und zufrieden von dem ungewöhnlichen Festmahl in Form von Kuchen und Keksen am Abend zuvor, schliefen die anderen Mädchen noch. Lark zog ihre Reitertracht an und stülpte die Kappe über die kurzen Locken. Sie nahm die Stiefel in die Hand, zog sie auf der untersten Stufe der
Treppe zur Veranda an und schlüpfte so leise sie konnte durch die schwere Tür hinaus.
    Sie war erleichtert, dass Tup mit aufgestellten Ohren in seinem Stall auf sie wartete. Er hatte gespürt, dass sie früh auf den Beinen war, und hoffte nun gespannt auf irgendeine Übung oder ein Abenteuer. Sie nahm ihm die Decke ab und schob das Zaumzeug über seinen Kopf. Solange an der Akademie noch alle schliefen, würde eine kleine private Übungsstunde in der Luft sicherlich unbemerkt bleiben. Pflichtbewusst nahm Lark den Flugsattel vom Haken. Sie breitete die Satteldecke über Tup und strich das Fell darunter glatt, damit es bequem für ihn war. Dann legte sie den Sattel darauf. Er bog den Hals zurück und knabberte aus Protest an ihrem Mantel.
    »Ruhig, mein kleiner Tup«, murmelte sie. »Wir müssen lernen, damit zu fliegen. Wir alle beide!«
    Er tänzelte zur Seite und wimmerte, was ihre Aufgabe erschwerte. Molly blökte einmal, und als der Sattel sicher saß, beugte sich Lark zu ihr hinunter, um sich an ihren warmen Hals zu schmiegen. Das Winterfell der kleinen Ziege wuchs schnell, es war ein langes Unterkleid, das sich fast wie feste Seide anfühlte und im Hochland sehr geschätzt wurde. Für Lark roch es nach ihrer Heimat. »Warte nur auf uns, meine Molly«, sagte sie. »Wir bleiben nicht lange weg und sind zurück, bevor das Frühstück im Speisesaal serviert wird.«
    Sie flüsterte Tup zu, dass er ruhig sein solle, und führte ihn aus der rückwärtigen Tür des Stalls zur Flugkoppel. Der Himmel hatte inzwischen eine blassblaue Farbe angenommen, und der ständige Wind aus den Bergen trieb graue Wolkenfetzen vor sich her. Sie konnten fliegen und wieder zurückkommen, ohne dass jemand etwas merkte.

    In der Nacht hatte es aufgehört zu schneien und das Gras war voller gefrorener Kristalle, aber nicht rutschig. Die Bedingungen waren fast vollkommen. Lark bereitete sich auf den Aufstieg aus dem Stand vor, sprang in den Sattel, lag mit dem Bauch auf dem Pferd und schwang ihr Bein mühelos über das Hinterzwiesel. Wenigstens den Aufstieg aus dem Stand beherrschte sie. Er fiel ihr leichter als den meisten anderen Mädchen, weil sie zwar kurze Beine hatte, aber sehr leicht war und zugleich kräftige Muskeln besaß, die sie ihrer Kindheit auf dem Unteren Hof verdankte, in der sie ständig etwas hatte tragen, stapeln oder schleppen müssen.
    Sie zog an den Zügeln und beugte sich nach vorn. »Los, Tup. Hopp!«, rief sie.
    Tup war jetzt zweieinhalb Jahre alt, und obwohl er immer noch klein war, war er stark und kräftig. Als er die Koppel hinuntergaloppierte, konnte sie unter ihren Händen spüren, wie er die Muskeln zusammenzog und streckte, und sie wünschte sich zum hundertsten Mal, dass sie ohne Sattel fliegen dürfte. Nur dann fühlte sie die Bewegung eines jeden Muskels unter ihren Schenkeln und spürte genau, wenn Tup die Flügel beugte oder senkte. Wenn kein Metall und kein Leder sie hinderten, waren ihre Wenden akkurater und schneller als die irgendeines anderen Paars aus der Klasse. Aber jetzt wollte sie mit dem Sattel die Figuren üben, die Meisterin Stern zweifellos später am Tag mit ihnen trainieren würde.
    Sie legte einen Zügel gegen Tups glänzenden schwarzen Nacken und presste das linke Knie gegen seine Schulter. Gehorsam vollführte er eine halbe Wende. Sie ließ ihn vier Flügelschläge lang in Quadraten fliegen und drängte ihn dann zu einer ganzen Wende, die er ebenso schnell wie geschickt ausführte. Sie hatte gelernt, ihre Schenkel fest gegen
die Schenkelrollen zu pressen, um nicht zu rutschen. Ohne Sattel brauchte sie das nicht. Ihr Körper spürte, was seiner tat, bevor Tup die Bewegung überhaupt ausführte. Dann kam sie erst gar nicht in die Verlegenheit, gegen das Rutschen ankämpfen zu müssen. In solchen Momenten waren sie wie ein einziger Körper.
    Doch damit war die Akademie nicht zufrieden. Meisterin Stern bestand darauf, dass sie lernte, die Flugformationen mit einem Flugsattel auszuführen. Lark verstand, dass ihre Lehrerin sich Sorgen um ihre Sicherheit machte. Sie konnte die Meisterin nicht davon überzeugen, dass sie und Tup besser ohne Sattelzeug arbeiteten.

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