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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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Jessica?«, erkundigte sich Philippa. Sie hasste dieses oberflächliche Gerede, doch sie brauchte ein bisschen Zeit, um Mersins Stimmung einzuschätzen und herauszufinden, warum er wohl hier war. Natürlich wollte er etwas. Es stand völlig außer Frage, dass er nur aus Geschwisterliebe gekommen war. Die hatte es zwischen ihnen nie gegeben.
    Mersins kühle blaue Augen verrieten nichts. Die Gesichtszüge, die bei ihr knochig und beinahe hässlich aussahen, wirkten bei ihm beeindruckend. Er war immer ein attraktiver Mann gewesen, doch jetzt, wo er älter wurde, verliehen ihm die silbernen Strähnen in den rötlichen Haaren zusätzlich eine vornehme Ausstrahlung. Er gab sich selbstbewusst, beinahe arrogant. Er hatte hohe Ansprüche an das Weiterkommen der Inseehls, strebte nach mehr Macht und mehr Profit durch neue Geschäftszweige. Es hatte ihn wütend gemacht, dass sie sich damals, als sie noch für den Fürstenpalast geflogen war, geweigert hatte, ihn bei Fürst Friedrich zu protegieren.
    »Jessica geht es gut«, sagte Mersin. »Unsere Töchter wachsen und gedeihen.«
    »Das freut mich zu hören.«

    »Du machst einen großen Fehler, Philippa.«
    »Wieso, Mersin? Weil ich mich freue, dass es deiner Familie gutgeht?«
    »Sei kein Narr«, erwiderte er. Er verließ das Fenster und lehnte sich gegen die Rückenlehne von Margrets Sessel. »Du machst einen Fehler, wenn du mit Prinz Frans Partei gegen den Fürsten ergreifst.«
    »Ach, bei Kallas Fersen, Mersin! Das ist doch nicht etwa der Grund deines Kommens?«
    »Oh doch. Genau das ist der Grund, warum ich hier bin«, antwortete ihr Bruder. »Endlich bietet sich eine Gelegenheit, die Beziehungen zwischen Fleckham und Inseehl zu verbessern. Ich werde nicht tatenlos dastehen und zusehen, wie du sie zerstörst.«
    »Du bist ein Narr, Mersin.« Philippa zog ihre Handschuhe aus dem Gürtel und schlug damit in ihre Handfläche. »Du hast einfach nicht aufgepasst! Die Amtszeit von Fürst Wilhelm wird vermutlich nicht lange währen. Was tust du, wenn er entthront wird?«
    »Entthront?« Mersin lachte ungläubig. »Wie kommst du bloß auf solche Ideen? Durchlaucht hat das Thema Onmarin im Rat besprochen. Was gibt dir und Frans das Recht, ihm zu widersprechen?«
    »Wilhelm hat das Thema nicht besprochen.« Philippas Stimme klang rau vor Wut. »Er hat es einfach ignoriert.«
    »Er ist der Fürst, und es ist ihm vorbehalten, Entscheidungen zu treffen.«
    »Oder sie nicht zu treffen. Und wie kommst du bitte darauf, dass ich irgendetwas tun könnte, um die Beziehungen zu Wilhelm zu verbessern?«
    »Fürst Wilhelm, Philippa. Erweise ihm den Respekt, der ihm zusteht.«

    »Wenn er ihn verdient hat, werde ich das tun.«
    Mersin richtete sich kerzengerade auf und rümpfte die Nase über sie. Sie erkannte die Haltung wieder. Schließlich hatte sie dieselbe Angewohntheit.
    »Philippa«, fuhr er fort, »Ich möchte, dass du den Plan von Prinz Frans ablehnst. Weise dieses Mädchen aus Kleeh ab und nimm Abstand von diesem lächerlichen Komplott.«
    Philippa hatte die Hand flach auf das Buch mit den Blutlinien gelegt und spürte das Material und die Dicke des Buches unter ihrer Hand. Sie blickte ihren Bruder mit zusammengekniffenen Augen an. »Du hast mir nichts zu sagen«, erklärte sie bissig. »Ich bin eine Pferdemeisterin , Mersin.«
    »Du bist eine Inseehl, und ich bin das Oberhaupt des Hauses. Du schuldest mir Loyalität.«
    Jetzt lachte Philippa, auch wenn es wenig fröhlich klang. »Loyalität«, sagte sie bitter. »Meinst du die Art von Loyalität, die du mir erwiesen hast, als ich noch ein Mädchen war?«
    Mersin zog die Mundwinkel nach unten. »Damals war ich noch jung, Philippa.«
    »Und ich, ich war sechzehn. Ihr habt mich ausgelacht, du und Wilhelm. Du hast jetzt Töchter, Mersin. Würdest du ihnen eine solche Erfahrung wünschen?«
    Er wandte den Blick ab und drehte sich wieder zum Fenster um. Seine Haltung wurde etwas weicher. »Es tut mir leid«, gestand er ein. »Das war gemein.«
    »Wir sind immer eine gemeine Familie gewesen«, bemerkte Philippa. »Ich finde, du solltest nicht die ganze Schuld auf dich nehmen. Und für mich hat sich schlussendlich alles gefügt. Fürst Friedrich hat mich nicht nur an Soni gebunden, sondern ist der liebevolle Vater gewesen, der unser Vater nie war.«

    Beide schwiegen. Für einen Moment schloss Philippa die Augen und atmete die beruhigenden Gerüche von Leder, Wachs und Lampenöl ein. Natürlich lag auch der allgegenwärtige Pferdegeruch im

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