Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
er leicht blutete. Er fluchte und saugte an dem Finger.
Der Oc-Hund rappelte sich auf die Beine hoch und starrte ihn mit aufgestellten Nackenhaaren an. In seinem silberfarbenen Fell hatten sich Dreck und Stroh verfangen. Er knurrte, zog die Lefzen hoch und bleckte die Zähne.
Das Geräusch verschaffte Wilhelm einen angenehmen Nervenkitzel. »Ja, knurr du nur! Wir werden ja sehen, wer hier das letzte Wort hat.«
Er drehte den Bolzen an der Tür und warf ihn zurück. Jinson stöhnte: »Durchlaucht, bitte bedenken Sie …«
Wilhelm bedachte ihn mit einem wütenden Blick. »Du verdammter Feigling! Entweder bist du still, oder du gehst mir aus den Augen!«
Jinson trat einen Schritt zurück. Der Oc-Hund knurrte lauter, so laut, dass es in den Stallungen widerhallte. Die Pferde wieherten beunruhigt und stampften mit den Hufen auf. Wilhelm betrat mit dem Messer in der Hand den Stall.
Der Hund bellte einmal und machte einen Satz an ihm vorbei auf das offene Tor zu.
Wilhelm fluchte heftig und schlug mit dem Messer nach ihm.
Er spürte, wie die Klinge das lange Fell erwischte, sich tief in das Fleisch grub und gegen einen Knochen stieß. Der Hund jaulte auf und fiel der Länge nach in das Sägemehl des Ganges.
Wilhelm hob das Messer hoch über den Kopf, um noch einmal auf ihn einzustechen.
Mit einem Mal schien Jinson seine Courage zu finden. Er packte den Arm des Fürsten und riss ihn zur Seite.
Im nächsten Augenblick hatte sich der Hund hochgerappelt, war aus dem Stall hinausgerannt und verschwand wie ein grauer Geist in der Nacht.
Wilhelm drehte sich auf dem Absatz um und richtete das blutige Messer auf den Zuchtmeister. »Wie kannst du es wagen?«, brüllte er außer sich vor Wut.
Dieses eine Mal behauptete sich der Mann, obwohl er so stark zitterte, dass Wilhelm dachte, er würde zusammenbrechen. »Es … es tut mir leid, Durchlaucht. Ich, ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
»Sag mir einen Grund, warum ich dich nicht mit deinem eigenen Messer erledigen sollte, Kerl!«
Jinson trat einen Schritt zurück. Sein Gesicht war kreideweiß. »Sie haben ihn ganz sicher sowieso getötet, Durchlaucht. Sehen Sie sich doch das Blut an.« Er zeigte auf das Sägemehl.
Wilhelm sah hinunter. Eine breite Blutspur führte durch das saubere Sägemehl, zog sich den Gang hinunter und hinaus in die Dunkelheit. Langsam senkte er das Messer. Er blickte Jinson böse an, als er das Messer herumdrehte und es ihm mit dem Griff voran entgegenhielt. »Nie wieder, hast du verstanden? Misch dich nie wieder ein. Denn dann, das verspreche ich dir, richte ich dich genauso skrupellos hin wie diesen verdammten Oc-Hund.«
»Jawohl, Durchlaucht«, erwiderte Jinson mit bebender Stimme. Er behielt misstrauisch die Klinge im Auge und packte den Griff mit zittrigen Fingern. Das Blut des Hundes auf dem Stahl wurde bereits dunkel.
»Lauf hinter ihm her, such die Leiche und verscharr sie. Ich will auf keinen Fall, dass sich diese verfluchten Pferdemeisterinnen deshalb beim Rat beklagen.«
»Ja, Durchlaucht.« Jinson verbeugte sich zitternd, straffte sich und stolperte hinaus.
Wilhelm wischte sich die Finger an der Hose ab und zog die Weste straff. Den Hund erdolcht zu haben, bereitete ihm eine gewisse Genugtuung. Es war beinahe so gut, wie ein Mädchen zu nehmen.
Allerdings nicht ganz.
Er drehte sich um und schritt aus dem Stall hinaus zum Palast. Er würde Slathan rufen. Die Nacht war schließlich noch jung.
Kapitel 21
P hilippa brach vor Erschöpfung beinahe zusammen, als sie endlich drei große Erdklumpen aus der Wand ihres Gefängnisses gelöst hatte. Ihr Rücken schmerzte, ihre Haut brannte, und die Handschuhe waren zerfetzt, doch jetzt konnte sie sich vermutlich durch die kleine Öffnung zwängen. Sie musterte das Loch mit müden Augen. Sie brauchte einen Moment, bis sie erkannte, was sie da sah.
Schockiert erkannte sie, dass der Morgen sie bei ihrer heimlichen Aufgabe überrascht hatte. Sie hatte die ganze Nacht an der Wand gekratzt und Erdbrocken herausgezogen. Inzwischen hatte es wieder heftig angefangen zu schneien. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, Wintersonne zu befreien, und selbst wenn sie bereit gewesen wäre, Lissih und Peter zurückzulassen, konnte sie bei diesem Wetter nicht fliegen.
Mit einem unterdrückten Seufzer kauerte sie sich enttäuscht zusammen und schlug mit der Faust auf den dreckigen Boden. Eine ganze Nacht! Die arme Soni musste ihr Sattel- und Zaumzeug aufbehalten und die ganze Nacht ohne Wasser
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