Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
gehört?«
»Nein. Ich mache mir wegen dieser Kämpfe große Sorgen um sie.«
»Baron Beeht ist sicher nicht auf den Patrouillenbooten.«
»Nein, aber auch in der Stadt selbst wird gekämpft. Jeder, der aus Oscham kommt, redet davon.«
»Das sind schwere Zeiten für Oc.«
»So ist es, Schwarz. Sehr schwere Zeiten«, erwiderte Hester ernst.
»Ich hoffe, dass es wenigstens Amelia gutgeht.«
»Ich auch. Um ihret- und um unseretwegen. Denn sollte ihr etwas zustoßen, ist der jahrelange Friede mit Kleeh vorbei.«
Amelia und Mahagoni standen Seite an Seite. Mahagoni drückte sich gegen den geschlossenen Fensterladen eines kleinen Geschäfts, und Amelia presste sich an seine linke Schulter. Beide zitterten, doch Mahagoni fühlte sich warm
und fest an, und Amelia beruhigte ihn. Sie dachte daran, um Hilfe zu rufen, entschied dann jedoch, dass es zwecklos wäre. Die Gebäude um sie herum waren still, und das einzige Licht kam von der Gaslampe an der Ecke.
Außerdem wäre eine solche Vorstellung unter ihrer Würde. Sie war eine Riehs. Sie würde mit diesen Grobianen auch allein fertigwerden.
»Meine Herren«, sagte sie. »Wenn Sie versuchen, mich aufzuhalten, machen Sie einen großen Fehler.«
»Meinen Sie?«, knurrte der Anführer der Bande.
»Ui, Jako«, meinte der Witzbold. »Pass bloß auf deinen großen Fehler auf!«
Der Anführer kicherte. Er trat einen Schritt vor, und Mahagoni zuckte zusammen. Er schwang den Knüppel in Amelias Richtung. »Mädchen, Sie und Ihr Pferd sind bares Geld. Es ist niemand da, der uns aufhalten könnte. Geben Sie uns jetzt einfach die Leine, und wir sehen, was wir für Sie tun können.«
Er kam weiter auf sie zu. Mahagoni quiekte und schlug mit dem Vorderlauf aus.
Der Mann fluchte und sprang zurück. »Schnapp dir das Mädchen, Tom. Ich habe gehört, dass diese Pferde ihren Reiterinnen überallhin folgen.«
Sein Kamerad machte einen Bogen um ihn herum und hielt sich von Mahagonis Hufen fern. Er kam vorsichtig auf Amelia zu und streckte eine dreckige Hand nach ihr aus. Mahagoni schnaubte und warf den Kopf hoch. Er versuchte, noch weiter zurückzuweichen, hatte jedoch keinen Platz mehr. Der Anführer schwang die Keule. Es wurde langsam hell, und Amelia sah, dass die Waffe aus einem einzigen großen schweren Stück Holz geschnitzt und mit Nägeln gespickt war.
Derjenige, der Tom hieß, spreizte die Finger, um Amelias Arm zu packen.
»Mahagoni, Liebes. Bleib ruhig«, murmelte Amelia und griff in ihre Tasche.
Nach dem Schock über Jinsons Tod hatte sie das Gewicht der Pistole gar nicht bemerkt. Als sie sie jetzt aus der Tasche des geliehenen Rockes zog, glitt sie ihr beinahe aus den Fingern. Sie stieß kurz die Luft aus und umfasste sie fester. Die Angst, sie fallen zu lassen, zerrte an ihren Nerven. Sie zog sie im dämmrigen Morgenlicht hervor und richtete sie auf den Mann mit Namen Jako. Das gelbe Licht der Gaslaterne spiegelte sich auf dem gefetteten Rohr.
Ganz gelassen, als hätte sie es bereits tausendmal getan, entsicherte Amelia die schwere Pistole und hielt sie mit beiden Händen fest.
Tom schnappte nach Luft und trat zurück. »Jako! Sie hat eine …«
Jako erstarrte. Die genagelte Keule wankte zunächst, dann ließ er sie sinken. »Ich sehe es«, bestätigte er.
Dem dritten Mann, dessen Namen Amelia noch nicht kannte, war das Lachen vergangen. »Bei Zitos Zipfel, Jako, damit kann man jemanden umbringen.«
»Ich glaube, dafür sind sie gemacht«, erklärte Amelia eisig.
»Nun«, fragte Jako unsicher, »was weiß ein Mädchen wie Sie von diesen Dingen?«
»Diese Pistole eignet sich nicht zur Hasenjagd. Sie brennt zu große Löcher in das Fell und reißt das Fleisch in Fetzen. Das weiß ich, zum Beispiel.«
Sie spürte Mahagonis warmen Körper neben sich. Er hatte sich ebenso gefangen wie sie, stand ganz ruhig neben ihr und stützte sie mit seiner muskulösen Schulter, beinahe als
hätte er einen Arm um sie gelegt. Er drückte ganz leicht mit dem Flügel gegen den Flügelhalter, doch seine Hufe standen fest auf dem Kopfsteinpflaster.
Amelia lächelte. »Und jetzt«, sagte sie, »zieht ihr Gauner euch zurück. Allesamt.«
»Gauner!« Jako wollte wieder die Keule heben. Amelia stellte sich breitbeinig auf, hob die Arme, winkelte die Ellbogen an und zielte mit Slathans Pistole direkt auf seine Taille.
»Das wagst du nicht«, behauptete er, doch sie hörte den Zweifel in seiner rauen Stimme.
»Wie Sie meinen«, erwiderte sie. »Das werden Sie dann gleich
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