Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Clattam, noch ein paar andere und ich haben so etwas kommen sehen. Als das Schiff aus Kleeh aufgetaucht ist, haben wir angefangen, den Widerstand gegen einen Krieg zu organisieren.«
»Sie haben eine eigene Miliz?«
»Ich habe mich nie gegen meinen Bruder stellen wollen, Philippa, das wissen Sie. Aber er ist einfach zu weit gegangen, und ich mache mir Sorgen um die Zukunft des Fürstentums. Viele unserer Leute glauben, dass er sie wegen eines entführten Mädchens in den Krieg treibt.« Er rieb sich mit den Handballen die Augen. »Ich nehme an, Sie sind wegen Amelia Riehs gerade erst hierher zurückgekommen, Philippa.«
»Wir tragen natürlich die Verantwortung für sie«, erklärte sie. »Ich bezweifle nicht, dass Wilhelm sie entführt hat, um mich zur Rückkehr zu zwingen. Aber ich konnte das
nicht ignorieren. Und nachdem ich nun hier bin …«, ihr Blick zuckte kurz zu Susanna, »… musste ich feststellen, dass die Akademie selbst und wir alle, die Geflügelte Pferde fliegen, in Gefahr sind.«
»Wenn es Wilhelm gelingt, auf diesem Fohlen zu fliegen, ist nicht vorhersehbar, was noch allesgeschehen wird.«
Philippa ging zum Fenster und stellte sich mit dem Rücken davor. »Und Meister Hammloh? Was ist der Grund Ihres Besuchs?«
»Ich habe viele Gerüchte gehört«, sagte er. »Es war der einzige Weg herauszufinden, was vor sich geht.«
»Und jetzt«, sagte Susanna und hielt ein zusammengerolltes Pergament mit dem Siegel des Fürsten hoch, »müssen wir uns zu allem Überfluss auch noch mit dem hier auseinandersetzen.«
»Was ist das?«, fragte Philippa.
»Ein Befehl von Fürst Wilhelm. Er will, dass sich alle Pferdemeisterinnen und die Mädchen der dritten Klasse in den Stallungen der Rotunde melden. Der Befehl lautet, dass sie sich darauf vorbereiten sollten, gegen Kleeh in den Kampf zu fliegen.«
Philippa schob die Handschuhe zurück in ihren Gürtel und verschränkte die Hände. »Er würde also Schülerinnen in eine Schlacht schicken.« Es war keine Frage, und es versuchte auch niemand darauf zu antworten.
Frans erhob sich. »Ich muss zurück zum Hause Beeht«, erklärte er. »In der Stadt gibt es bereits Scharmützel zwischen den Loyalisten und den Widerständlern. Die Menschen haben Angst, auf die Straße zu gehen, zu ihren Läden oder ihrer Arbeit. Wenn Wilhelm vorhat, das Schiff von Riehs anzugreifen, müssen wir etwas dagegen unternehmen.«
»Es herrscht also Bürgerkrieg«, stellte Broh Hammloh fest.
»Ja«, antwortete Philippa. »Wilhelm hat einen Bürgerkrieg angezettelt.« Sie schüttelte den Kopf und seufzte. »Wir sollten beten, dass sein Fohlen sich weigert, mit ihm zu fliegen. Das könnte diesem ganzen Irrsinn ein Ende setzen.«
Frans verließ als Erster Susannas Büro. Als sie alle zusammen in den kühlen Morgen hinaustraten, war Philippa sich der breiten Schultern von Broh Hammloh, seiner Größe und überhaupt der Ausstrahlung seiner Person neben ihr nur zu bewusst. Sie war erleichtert, als Larkyn die Stufen heraufrannte, ihren Bruder umarmte und ihn mit Fragen bombardierte.
Philippa ließ die beiden allein und sprach mit Frans. »Wie sollen wir uns Ihrer Meinung nach verhalten?«
»Widersetzen Sie sich dem Befehl des Fürsten. Bleiben Sie, wo Sie sind, begeben Sie sich nicht in Gefahr.«
»Natürlich widersetze ich mich seinem Befehl«, erwiderte sie. »Aber ich kann nicht für alle sprechen.«
»Ich verstehe. Ich habe nicht die Macht, ihn zu widerrufen.«
Die Frauen und Mädchen der Akademie kamen aus den Ställen, dem Schlafsaal und dem Wohnhaus gelaufen, versammelten sich im Hof und standen in der Kälte beieinander. Von dem Aufruhr angezogen, kamen auch die Oc-Hunde herbeigelaufen. Wie silbergraue Wachposten standen sie zwischen den Fliegerinnen, wedelten mit ihren Schwänzen und starrten wie alle anderen auf Philippa und Susanna.
Nein, nur auf sie, dachte Philippa. Susanna war zwar die Leiterin, doch irgendwie orientierten sich alle an ihr, Philippa,
obwohl sie seit fast anderthalb Jahren nicht mehr auf diesen Stufen gestanden hatte. Selbst Susanna drehte sich zu ihr und hielt ihr das Schreiben aus dem Fürstenpalast entgegen.
»Sprich du zu ihnen, Philippa. Bitte«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Widerstrebend nahm Philippa ihr das Pergament ab. »Ich bin nie sonderlich beliebt gewesen, Susanna«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wieso ich das übernehmen soll.«
»Weil du Leiterin hättest werden sollen«, erklärte Susanna
Weitere Kostenlose Bücher