Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
herauszufinden.«
»Jako«, hob Tom an, doch Jako knurrte eine unverständliche Warnung und verstummte.
Der dritte Mann hatte sich aus dem Staub gemacht und war um die Ecke in der Dunkelheit verschwunden. Tom blickte ihm sehnsüchtig hinterher und machte einen Schritt in dieselbe Richtung. »Tom. Pack ihren Arm«, befahl Jako.
»Nein, Jako. Wenn du willst, dass sie jemand schnappt, tu es selbst!«, erwiderte Tom, und auch er verschwand mit polternden Stiefeln.
Amelia wagte kaum zu atmen. Sie und der Mann namens Jako starrten einander an, während es um sie herum immer heller wurde. Ihr Atem bildete kleine Nebelwolken, die sich in der eisigen Luft auflösten. Amelia dachte auf einmal, dass die Luft wie in Marinan roch, bevor ein Schneesturm aufkam. Ein völlig unpassender Gedanke.
Schließlich gab Jako auf. Er ließ die Keule gegen die Steine scheppern und drehte sich halb um. Über seine Schulter hinweg sagte er: »Sie würden doch wohl keinen armen Mann in den Rücken schießen, oder Mädchen?«
»Ich kann nichts versprechen. Hätten Sie mich mit Ihrer widerlichen Keule geschlagen?«, fragte sie.
Er sah sie aus zusammengekniffenen Augen an, dann entfernte er sich langsam, wobei er die Keule neben seinem Bein hängen ließ. Erst an der Ecke begann er ungelenk zu rennen und verschwand.
Amelia blieb noch einen Augenblick aufrecht stehen, dann sank sie gegen Mahagoni. Sie ließ die Hand mit der Waffe sinken. »Mahagoni!«, flüsterte sie. »Ich hatte solche Angst!« Und fast tonlos fügte sie hinzu: »Das nächste Mal muss ich sicher sein, dass eine Kugel in der Waffe ist, bevor ich jemandem damit drohe!«
Mahagoni blies leicht gegen ihre Schulter, als wolle er ihr zustimmen. Sie lachte leise, richtete sich auf und steckte die lange Pistole zurück in ihre Tasche. Sie nahm Mahagonis Leine, und sie machten sich wieder auf den Weg zur Bucht.
Mit jedem Schritt verstärkte sich der Geruch von Fisch und Salz, und zwischen den dicht stehenden Gebäuden des ärmlichen Viertels hindurch drang hier und da das Licht des Nordturms.
»Bald«, sagte sie zu Mahagoni, als sie ihn über den gewundenen Weg führte, »bald machen wir dem Ganzen ein Ende und kehren zur Akademie zurück. Denn dort gehören wir hin.«
Kapitel 25
A ls Philippa am Morgen über den Hof zu den Stallungen ging, blickte sie prüfend zum Himmel auf. Es sah nach Schnee aus, und es roch auch so. Als sie die warme, nach Heu duftende Sattelkammer erreichte, schmerzten ihr Hände und Nase von der Kälte.
Auf dem Weg zu Sonis Stall blieb sie kurz hinter der Tür zur Sattelkammer stehen. Irgendetwas war anders, und es war nicht das Wetter.
Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, was sie wohl irritierte. Sie konnte es sich nicht erklären und lief den Gang hinunter.
Erst als die Mädchen aufgeregt plappernd hereinkamen, bemerkte sie, dass die Milizionäre, die vor der Halle gestanden hatten, über Nacht verschwunden waren.
Als sie Larkyns Stimme und die dunklere von Hester im Gang hörte, ließ sie Soni zurück und ging hinüber zu ihnen, wo die beiden die Ställe ihrer Pferde ausmisteten.
Larkyn blickte auf. »Meisterin Winter! Haben Sie gesehen, dass die Soldaten verschwunden sind?«
»Ja. Weiß irgendjemand, was das zu bedeuten hat?«
Hester kam aus dem Stall von Goldener Morgen und stellte die Mistgabel mit den Zinken zur Wand in den Gang. »Ich fürchte, sie sind auf dem Weg zum Fürsten, um ihm zu sagen, dass Sie zurück sind.«
»Aber«, widersprach Larkyn, »dazu müssten sie doch
nicht alle gehen! Es ist auch niemand gekommen, um sie zu ersetzen!«
Philippa blickte zu den anderen Ställen, wo die Mädchen sauber machten, Wasser holten und Getreide abmaßen. »Es scheint, als hättet ihr heute Morgen Frieden geschlossen«, meinte sie.
»Nein«, sagte Larkyn frei heraus. »Es ist noch genauso schlimm wie gestern. Und jede von uns interpretiert in das Verschwinden der Soldaten etwas anderes hinein.«
Philippa hob eine Braue. »Ach wirklich? Was meinen Sie?«
»Wir glauben, dass die Soldaten den Dienst beim Fürsten aufgegeben haben und desertiert sind. Die anderen – Beril, Liliane und ihre Seite – glauben, dass sie in den Kampf gegen Kleeh gezogen sind.«
»Das ist doch albern«, erwiderte Philippa schroff. »Beril müsste es besser wissen. Das können sie nur auf einen besonderen Befehl hin tun. Ist irgendein Befehl überbracht worden?«
Hester zuckte mit den Schultern. »Nicht, dass wir wüssten. Vielleicht hat Meisterin Stern
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