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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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nicht.
    »Wilhelm, meine Kammerzofe berichtet mir, dass in der Stadt gekämpft wird.«
    Er knirschte mit den Zähnen. »Ein Schiff aus Kleeh blockiert den Hafen, Constanze. Natürlich wird gekämpft.«
    »Nein, ich meine nicht den Kampf gegen Kleeh.« Ihre Stimme war zaghaft, doch er hörte sehr wohl den spitzen Ton. Er sah zu ihr hinunter.
    Sie hatte ein kleines katzenartiges Gesicht, das ihm vor Jahren durchaus attraktiv erschienen war. Sie war immer schüchtern gewesen und hatte sich ihm gegenüber etwas ängstlich gebärdet, doch das hatte ihn nicht gestört. Jetzt jedoch musterte Constanze ihn auf einmal irgendwie lustvoll. Sie sah aus wie eine Katze, die gleich einen Vogel verschlingen würde. Sie spitzte ihren kleinen runden Kussmund, und ihre Augen glänzten böse. »Nicht die aus Kleeh, mein edler Mann«, sagte sie mit ihrer Kleinmädchenstimme. »Es ist dein Volk. Sie bekämpfen sich untereinander.«
    Sie nestelte an ihrem Schal und wartete auf seine Reaktion.

    »Du solltest kein dummes Getratsche weiterzählen«, knurrte er und wandte den Blick ab.
    Der Stallbursche führte die Stute heraus und Wilhelm runzelte die Stirn. Das Pferd zog immer noch den linken Vorderlauf nach.
    »Das ist kein Gerede«, beharrte Constanze. »Es sind bestätigte Nachrichten. Das ist ein wichtiger Unterschied, Wilhelm.«
    Als er die Gerte aus dem Gürtel zog, schnaubte die Stute nervös und wich zurück. Der Stallbursche musste das Pferd an den Zügeln festhalten.
    Wilhelm schwang sich in den Sattel und blickte auf Constanze hinunter. »Du solltest nicht auf solchen Unsinn hören, Constanze. Ich würde dir sagen, wenn wir uns Sorgen machen müssten.«
    »Du verstehst mich nicht«, widersprach sie, trat näher an das Pferd heran und legte ihre kleine Hand auf den Steigbügel. »Es heißt, dass es Bürgerkrieg geben wird, Wilhelm. Zwischen denen, die gegen Kleeh kämpfen wollen, und denen, die sich weigern.«
    Wilhelm lächelte spöttisch. »Wenn ich sage, sie sollen kämpfen, dann werden sie kämpfen. Alle. Sie werden tun, was ihnen befohlen wird.«
    Ihr Blick zuckte kurz zur Seite und dann wieder zu ihm zurück. Sie wirkte katzenhafter als je zuvor. »Nicht jeder tut, was du von ihm verlangst, mein edler Mann. Nicht mehr.«
    In einem Anfall von Wut riss Wilhelm an den Zügeln in seiner Hand, und die Stute trat zur Seite und schleuderte Constanze zurück. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?«, fragte Wilhelm seine Frau. »Kennst du denn gar keine Loyalität mehr?«

    Sie zuckte mit den Schultern. »Es heißt, du würdest auf niemanden mehr hören, Wilhelm.« Sie lächelte gezwungen. »Ich dachte, du würdest vielleicht wenigstens noch auf mich hören wollen.«
    Und als er die Stute wendete und über den Hof davonritt, fügte sie so leise hinzu, dass er nicht sicher war, ob er richtig gehört hatte: »Bevor es zu spät ist.«
     
    Als Wilhelm in Fleckham ankam, war er übelster Laune, und seine Stute lahmte noch stärker als zuvor. Nur der Anblick seines ehemaligen Wohnhauses, an dem jetzt ein hübsch geschnitztes Schild mit der Aufschrift FLECKHAM-SCHULE prangte, und die frisch geweißten Ställe, die auf die künftigen Fohlen warteten, besänftigten ihn ein bisschen. Doch als er von der Stute sprang und dem Stallburschen, der sogleich unterwürfig heraneilte, die Zügel reichte, war Wilhelm gereizt und angespannt.
    Es war leicht, Constanze als Überbringerin schlechter Nachrichten die Schuld zu geben, doch er hörte weiterhin die Kanonen in der Bucht und gelegentliche Schüsse kleinkalibrigerer Waffen aus dem Zentrum der Stadt. Diese Idioten vom Rat konnten offenbar noch nicht einmal einen Krieg ordentlich führen. Begriffen sie denn nicht, dass er wichtigere Dinge zu tun hatte?
    Er hätte die Leitung der Schlacht natürlich seinem Bruder übertragen können, doch das wagte er nicht. Er fürchtete, dass Frans schlichtweg ablehnen würde, und auf eine solche Demütigung konnte er verzichten. Bei dem Gedanken an noch mehr Illoyalität kam ihm die Galle hoch.
    Er schritt auf den Eingang der Fleckham-Schule zu und zwang sich, stolz auf das zu sein, was er bisher geleistet hatte. Schon bald würde dieser Ort von den Stimmen der
Schüler widerklingen. Junge Männer. Männer, die lernen wollten, auf Geflügelten Pferden zu fliegen.
    Er hätte Constanze am liebsten den dünnen Hals umgedreht, weil sie ihm diesen wundervollen Tag verdorben hatte. Sie konnte von Glück sagen, dass er ausreichend Zeit hatte, sich zu

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