Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
schlicht. »Das wissen wir alle.«
»Aber du bist die Leiterin, Susanna«, hob Philippa an. »Und eine gute dazu …«
Susanna unterbrach sie und schüttelte den Kopf. »Lies es ihnen einfach vor, Philippa. Ich kann nichts sagen, um ihre Meinung zu ändern.«
Philippa zögerte. Beere trottete die Stufen herauf und nahm mit dem Blick auf den Hof zu ihren Füßen Platz. Philippa streichelte seinen seidigen Kopf. »Guter Junge«, murmelte sie. Sie kämpfte kurz mit dem steifen Pergament, dann entrollte sie es.
Sie überflog den Text und wandte den Blick den Gesichtern unter sich zu. Einige der Mädchen zitterten vor Kälte.
»Guten Morgen«, sagte Philippa. Niemand antwortete. Die Oc-Hunde waren unruhig, kratzten auf dem Boden und wedelten mit dem Schwanz. Beere drehte ein Ohr zu Philippa.
Sie hielt das Pergament hoch. »Wir haben heute Morgen diesen Befehl aus dem Fürstenpalast erhalten. Prinz Frans und die anderen Edlen des Rates, die die Akademie unterstützen, ihr Eigentum und ihren Stand für uns riskieren, haben uns gebeten, ihn zu verweigern.« Während sich im
Hof Stille ausbreitete, versuchte sie jedem der Mädchen ins Auge zu blicken. Dann öffnete sie das Pergament und begann laut vorzulesen.
Sie sah zu, wie sich ein halbes Dutzend Pferdemeisterinnen und drei Mädchen aus der dritten Klasse am Ende der Flugkoppel in die Luft erhoben, und dachte, dass sie wohl dankbar sein sollte, dass es nicht noch mehr waren. Die Nachwuchslehrerin Sarah Pfeil stand mit hoch erhobenem Kopf und geradem Rücken neben ihr, doch ihre Augen waren verdächtig gerötet. Mit zittriger Stimme sagte sie: »Es ist, als würde die Welt untergehen.«
Philippa nickte finster. »Unbedingt, Sarah. Stell dir nur vor, wie unseren Mädchen zumute sein muss.«
Beide Pferdemeisterinnen blickten über den Hof hinweg zu den Schülerinnen, die sich in der Tür zum Stall aneinanderdrängten. Betroffen erkannte Philippa, dass einige von ihnen unverhohlen weinten. Hester, Larkyn und Anabel sahen mit versteinerter Miene zu, wie ihre Klassenkameradinnen davonflogen. Nachdem sie weg waren, kamen die drei zusammen mit Grazia, deren unabhängiger Geist überraschend zum Vorschein gekommen war, über das Kopfsteinpflaster auf Prinz Frans zu und verneigten die Köpfe vor ihm. Sie wirkten, als sei ihnen soeben das letzte Stück Unschuld entrissen worden. Philippa hätte gern alles getan, um es ihnen zurückzugeben.
Hester ergriff das Wort für sie. Wenn sie irgendwann Gelegenheit dazu bekam, würde dieses Mädchen zweifellos Anhängerinnen finden.
»Prinz Frans«, hob Hester an, »Larkyn Schwarz, Anabel Chance, Grazia Frühling und ich, Hester Morgen, möchten Ihnen unsere Dienste anbieten.«
Frans nickte sehr ernst und nicht im Entferntesten herablassend. Er weiß, dass es vielleicht wirklich so weit kommen wird, wenn sich die Auseinandersetzung mit seinem Bruder noch verstärkt, dachte Philippa.
»Danke«, erwiderte er. »Wir alle wissen, wie schwer Ihnen diese Entscheidung gefallen ist.«
Hester deutete mit dem Kopf zu den Stallungen. »Isobel verhält sich neutral, Hoheit«, erklärte sie. »Unsere Klasse ist also gespalten, wie Sie sehen.«
Philippa atmete vernehmlich aus. »Kommen Sie, Hester und die anderen. Gehen wir alle aus der Kälte und hören wir uns in der Halle an, was Prinz Frans von uns erbittet.«
Bevor sie nach innen strömten, kam Broh Hammloh zu Philippa, um sich mit einer Verbeugung von ihr zu verabschieden. »Ich suche Nikh, und wenn ich ihn finde, schicke ich ihn zum Haus der Beehts«, sagte er mit finsterer Entschlossenheit. »Prinz Frans erwartet ihn dort.«
»Hat Jolinda Ihnen ein Pferd zur Verfügung gestellt?«, fragte Philippa.
»Das hat sie. Danke«, antwortete er, tippte kurz an die Krempe seines Schlapphuts und ging. Sie blieb auf der Treppe stehen und beobachtete, wie er über den Hof zu den Ställen lief. Wenn es zu einer Auseinandersetzung kam, dann war sie froh, wenigstens mit diesem Mann auf derselben Seite zu stehen.
Schließlich drehte sie sich um und trat mit schwerem Schritt in die Eingangshalle. Noch bevor sie die Tür geschlossen hatte, fielen die ersten, mit Sorge erwarteten Schneeflocken. Sie hoffte, dass ihre Kolleginnen und Schülerinnen sicher landeten, bevor es zu stark schneite.
Schweigend nahmen die Pferdemeisterinnen und Schülerinnen ihre Plätze ein. Prinz Frans stieg auf das Podest
und stellte sich neben den höher gelegenen Tisch. Sein Mantel und seine Hosen waren zwar schwarz,
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