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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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Scharniere zu knarren. Sie blickte ängstlich über ihre Schulter, doch es schien niemand in der Nähe zu sein. Erst als sie beide drinnen in der Finsternis standen, wo es
nach Sattelseife, Leder und schwach nach Lampenöl roch, bemerkte Amelia, dass das Zeichen wieder abgekühlt war. Mahagoni schnaubte und warf den Kopf hoch. Die Augen hatte er so weit aufgerissen, dass das Weiß darin schimmerte. »Es ist alles gut, Lieber«, beruhigte Amelia ihn und hoffte, dass sie Recht hatte. Sie schob die Tür zu und zuckte bei den knarrenden Geräuschen zusammen. Als sie überzeugt war, dass sie fürs Erste sicher waren, inspizierte sie ihr Versteck.
    Das Kutschhaus war weit größer, als es von außen gewirkt hatte. Sein rückwärtiger Teil verlor sich im Dunkeln. Es dauerte einige Zeit, bis sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. Nur durch die Risse um die Tür herum und aus einem Spalt zwischen Dach und Wänden drang etwas Licht herein sowie durch eine Art Tür, die in den hinteren Teil führte. In einer Ecke stand eine einachsige Kutsche, deren Deichsel auf dem Holzboden lag. Amelia konnte an der nächstgelegenen Wand Regale erkennen, und als sie mit der Hand darüberfuhr, stieß sie neben Gerätschaften und Zaumzeug auf zusammenge – legte Reisedecken. Die Decken waren ein Segen. Ihr war schon wärmer, nur weil sie sich in einem Raum befand. Wenn sie sich jetzt noch in eine Decke hüllen konnte, würde sie eine weitere Nacht durchhalten. Sie war schrecklich hungrig, aber sie musste sich zunächst nach Wasser für Mahagoni umsehen.
    Sie schüttelte eine der Reisedecken aus und breitete sie auf seinem Rücken aus. »Warte hier«, sagte sie und tätschelte sein weiches Maul. »Ich sehe nach, was es dort hinten noch gibt.«
    Sie ging auf die Tür zu und achtete in der Dunkelheit sorgsam darauf, wohin sie trat. Der Boden war halbwegs
eben und sauber, was ihr sagte, dass das Kutschhaus vermutlich regelmäßig benutzt wurde.
    Mahagoni schnaubte erneut hinter ihr und scharrte mit den Hufen. »Warte nur einen Moment«, sagte sie noch einmal. »Ich bin gleich zurück.«
    Sie konnte den Riegel für die Tür nicht erkennen, also streckte sie die Hand aus und tastete suchend die Wand ab. Als ihre Finger auf etwas Warmes stießen, auf weiche Haut und Wolle, schrie sie auf. Sie riss die Hand weg und taumelte rückwärts. »Was …? Wer ist … wer ist da?«, stammelte sie.
    Bei ihrem Schrei wieherte Mahagoni und kam näher, blieb dann stehen und blähte nervös die Nüstern.
    Ein Mann, dachte sie. Dort ist ein Mann.
    Sie trat einen Schritt zurück, dann noch einen. Wer auch immer da war, löste sich von der Wand, gab jedoch keinen Laut von sich.
    Diesmal mit mehr Autorität in der Stimme, wiederholte Amelia: »Wer sind Sie, bitte?«
    Sie hätte schwören können, zur Antwort ein Schluchzen oder Wimmern vernommen zu haben.
    Etwas sanfter sagte sie: »Es tut mir leid, dass wir hier einfach eingedrungen sind. Uns war so unglaublich kalt.«
    Stiefel schlurften über den Holzboden, und die Person trat in einen schmalen Lichtstrahl, der durch das Dach drang. »Bitte, verraten Sie ihnen nichts, ja?«, bat er.
    Jetzt, wo etwas Licht auf sein Gesicht fiel, bemerkte sie, dass es mehr ein Junge als ein Mann war. Er war bestimmt nicht einmal so alt wie sie und kaum größer. Und was sie von seinem Gesicht erkennen konnte, bot ein Bild des Jammers.
    »Wem soll ich was nicht verraten?«, fragte Amelia.

    Er zuckte verzagt die mageren Schultern. »Den Soldaten im Haus. Ich kann nicht … ich kann nicht kämpfen. Ich kann es einfach nicht!« Seine Stimme wurde lauter und brach. Er war wirklich noch sehr jung.
    »Ich dachte … ich dachte, Sie würden vielleicht zu dem Haus gehören, mit dem Pferd und allem.« Seine Stimme war so kläglich wie sein Körper, und er klang sehr unglücklich.
    »Aber nein. Nun beruhige dich erst einmal und lass uns überlegen, was wir am besten tun. Wie heißt du?«
    »Jimmieh«, antwortete er und senkte den Kopf. »Das heißt, jetzt, da ich Soldat bin, wohl eher Jim.«
    »Du bist Soldat? Ein Milizionär?« Amelia konnte ihre Überraschung kaum verbergen. Der Bursche war doch noch viel zu jung.
    Wieder machte er eine ratlose Geste und zuckte lahm mit den Schultern. »Es ist wegen der Steuern, edle Dame. Wegen der zusätzlichen Steuern, oder wie auch immer die heißen. Wir können sie nicht bezahlen, und deshalb haben sie mich eingezogen.«
    »Wieso versteckst du dich dann hier im Dunkeln? Wieso bist du nicht

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