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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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auf und ging zur Hintertür, um zu dem großen Haus auf dem Hügel hinaufzuspähen.
    In den Fenstern brannte Licht, und im Garten sowie der Auffahrt bewegte sich etwas. Sie schrak zurück und schloss die Tür. Sie musste sich erleichtern, aber wenn die Miliz dort war, wagte sie sich nicht nach draußen.
    Nach einer Weile gab sie auf und hockte sich in eine entlegene Ecke des Kutschhauses hinter die Deichsel der alten Kutsche. Mahagoni hatte sich ebenfalls bereits erleichtert, und die Feuchtigkeit würde wohl mit der Zeit versickern,
aber es war trotzdem unangenehm, und sie wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit.
    Als sie zurückkam, weckte sie Jimmieh und hielt eine Hand bereit, um jedes mögliche Geräusch von ihm sogleich zu ersticken.
    Er setzte sich mit großen Augen auf. »Wird schon wieder gekämpft?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber es sieht so aus, als würden die Soldaten oben im Haus bald aufbrechen.
    »Ja.« Er kämpfte sich aus seinen Decken und fuhr sich durch die wuseligen Haare. Im Tageslicht wirkte er sogar noch jünger. Sein Haar war mehr rot als braun und die Nase von Sommersprossen übersät.
    Mahagoni schnaubte in seiner Ecke und stampfte mit den Hufen auf. Amelia beeilte sich, ihn zu beruhigen, streichelte seinen Hals und horchte auf die Geräusche der Soldaten auf der Straße unterhalb des Kutschhauses. Es waren Stimmen zu hören, das Klacken von Stiefeln und Türenschlagen. Nach vielleicht fünfzehn Minuten ließen die Geräusche nach, und die Stiefel entfernten sich polternd die Straße hinunter.
    »Eine Patrouille«, sagte Jimmieh. »Sie gehen zum Hafen.« Er warf ihr einen kläglichen Blick zu. »Wenn die Soldaten mich dort sehen …«
    »Zeig mir nur, wo das Boot von deinem Freund liegt. Den Rest erledige ich«, versicherte sie ihm. »Dann kannst du nach Hause zu deiner Mutter gehen.«
    »Ja«, erwiderte er. »Eigentlich gehört das Boot meinem Onkel. Es heißt Widderkopf . Aber mit diesem Pferd … Man erkennt es doch an den Flügeln, oder nicht?«
    »Ja«, gab sie zu. »Aber wir können deine Schleichwege benutzen. Dann sieht uns niemand. Wir sollten uns nur auf
den Weg machen, bevor zu viele Leute unterwegs sind.« Sie ging zu der großen Tür und schob sie eine Handbreit zur Seite, um in die Straße hinauszuspähen. »Wir laufen in die entgegengesetzte Richtung, in der die Patrouille verschwunden ist, in Ordnung? Gibt es dort Nebenstraßen, die wir nehmen können?«
    »Oh, ja. Aber wir sollten uns tatsächlich beeilen. Die Leute haben behauptet, dass der Krieg heute losgeht.«
    Sie blieb mit einer Hand auf dem Türrahmen stehen. »Heute? Warum heute?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Den Soldaten sagt man nichts.«
     
    Der überraschende Schneesturm war nach Westen abgezogen. Amelia sah die dunklen Wolken, die sich vor den Bergen stauten. Der Himmel über der Stadt und der Bucht strahlte in einem hellen Blau. Es stellte sich bald heraus, dass Jimmieh mit seinem Wissen über Schleichwege nicht übertrieben hatte.
    Er führte sie und Mahagoni ungefähr eine Stunde eine umständliche Strecke entlang, die zunächst hinunter zum Hafen führte und dann über enge, krumme Gassen wieder von ihm fort. Sie kamen an vergammelnden Müllhaufen vorbei, und Kohlenkästen und Stapel von Feuerholz versperrten die Eingänge der Häuser auf den schmalen Straßen. Dann führte sie der Weg durch so schmale Gässchen nach Osten, dass gerade ein Handkarren hindurchpasste. Amelia achtete sorgsam auf Mahagoni. Sie fürchtete, dass er sich die Flügel an einem hervorstehenden Nagel oder einem kaputten Brett verletzen könnte.
    Amelia hatte eine solche Gegend, in der die Menschen in engen Hütten lebten, die nach keinem erkennbaren Prinzip
angeordnet waren, noch nie gesehen. Sie war an breite Straßen und Alleen gewohnt, wo Bäume und blühende Büsche sich zu einer anmutigen Landschaft fügten. Hier war die berühmte Weiße Stadt eher grau als weiß, und alles schien baufällig zu sein.
    Jimmieh spähte um die Ecken, um sicherzugehen, dass sie niemandem begegneten, und streckte ein paarmal den Arm aus, um Amelia und Mahagoni in eine Gasse zurückzudrängen, bis ein Lieferant oder eine Frau mit einem Marktkorb vorbeigelaufen waren. Doch das kam nicht häufig vor, denn die meisten Gassen waren leer.
    Amelias Rock war bald feucht von den geschmolzenen Schneepfützen, und sie hatte mehr als je zuvor das Gefühl, nie mehr sauber zu werden. Der Gestank von Abfall und Müll hüllte

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