Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
hat und in dem auch Männer auf Geflügelten Pferden fliegen können …«
»Haben Sie schon einmal gesehen, dass ein Mann auf einem Geflügelten Pferd fliegt?«, fragte Frans ironisch.
»Nein. Noch nicht.«
»Wenn Sie dem Fürsten deshalb die Treue halten, weil Sie darauf hoffen, werden Sie es bereuen«, erklärte Prinz Frans. »Nun bringen Sie Ihren Mann zurück, damit er beerdigt
werden kann, und sagen Sie meinem erlauchten Bruder, dass wir alles vergessen, wenn er die Kleehs beruhigt und ihnen ihre Tochter zurückgibt.«
Der junge Mann öffnete die Lippen, als wollte er etwas sagen, zögerte dann jedoch. Das bemerkte Philippa, die sich bei der Erwähnung von Amelias Namen wieder zu ihnen umgedreht hatte.
»Was ist?«, fragte sie.
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
»Hat es etwas mit dem Mädchen aus Kleeh zu tun? Mit Amelia Riehs?«
Das runde Gesicht des Hauptmanns wirkte unentschieden. Er befeuchtete die Lippen mit der Zunge und blickte an Philippa vorbei auf die Strudel in dem dunklen Wasser unter der Brücke. Einen Augenblick lang rührte sich niemand vom Fleck, dann sagte er: »Ich kenne das Mädchen nicht. Ich habe sie noch nie gesehen.«
Philippa runzelte die Stirn und fragte ihn noch einmal, doch Frans ging weiter zu seinen eigenen Männern, und Broh kam zu ihr und bot Philippa ein Pferd an. Kurz darauf trennten sich die Gruppen. Wilhelms Miliz ritt den Weg zurück, den sie gekommen war, Frans’ Einheit ordnete sich und marschierte zurück zum Haus der Beehts. Zwei seiner Männer hatten kleinere Verletzungen erlitten und wurden für die kurze Reise auf Pferde verfrachtet.
Als Broh ihr seine Hilfe anbot, schüttelte Philippa den Kopf und schwang sich allein in den Sattel. Das Pferd war eine gescheckte Stute, ihre Mähne lag dicht an, wodurch ihre Ohren fast so lang wie bei einem Maultier wirkten. Ihr Hals war sehr muskulös, und sie hatte kräftige Schultern. Als Philippa die Zügel aufnahm, biss die Stute auf der Trense herum, als wäre sie eine harte Hand gewohnt. Philippa
legte eine Hand auf ihren Hals und sagte leise: »Ganz ruhig, meine Freundin. Wir machen es uns leicht.« Die Stute entspannte sich, kaute noch einmal auf der Trense herum und ließ es dann ganz. Philippa tätschelte ihren Widerrist. »So ist es gut«, sagte sie.
Sie hatten das andere Ende der Brücke erreicht, als hinter ihnen ein kleiner Tumult losbrach. Philippa drehte sich in ihrem Sattel herum und sah zwei Männer in der Uniform des Fürsten über die Brücke auf sie zulaufen. Einige von Frans’ Männern zückten ihren Degen.
Die beiden Männer blieben mit einigem Abstand vor ihnen stehen, und eine vertraute Stimme sagte: »Beruhigt euch, meine Freunde! Wir haben unsere Waffen bei den Männern des Fürsten gelassen.«
Broh Hammloh blieb stehen, wo er war, und stemmte die Fäuste in die Seiten. Sein Gesicht war im Schatten der breiten Hutkrempe verborgen. »Wer seid ihr?«, brummte er.
Der Neuankömmling lachte. »Sieh doch genau hin, Bruder«, sagte er. »Ich freue mich ja so, dich zu sehen!«
»Bei Zitos Ohren«, erwiderte Broh und auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. »Nikh!« Er schritt auf ihn zu und packte ihn an den Schultern.
»Na, nun zerquetsch mich nicht gleich!«, sagte Nikh immer noch lachend. »Aber ich glaube, Prinz Frans wird zwei weitere Freiwillige nicht ablehnen.«
»Nein, bestimmt nicht«, erklärte Frans. »Sie sind beide herzlich willkommen, sich uns anzuschließen. Nur der Form halber, wie heißen Sie?«
»Nikh Hammloh.« Nikh lüftete die Mütze und begrüßte Frans so übermütig, als hätte er soeben in einer Gastwirtschaft einen neuen Freund gefunden. »Vom Unteren Hof aus dem Hochland.«
Kapitel 33
Z itternd lauschte Amelia dem Aufruhr auf der Brücke. Die Neue Brücke nannte man sie wohl, um sie von der baufälligen alten zu unterscheiden, die nur für Fußgänger geeignet war. Sie, Mahagoni und Jimmieh waren in ihrem kühlen Kutschhaus eingeschlafen und bei dem Lärm hochgeschreckt.
»Sie kämpfen«, flüsterte Jimmieh.
»Ich weiß. Aber nicht sehr nah.«
Nach einer Weile ließ der Lärm nach, und Amelia rollte sich wieder unter der Reisedecke zusammen. Schon nach ein paar Minuten schlief sie völlig erschöpft wieder ein und wachte erst auf, als graues Licht durch die Schlitze unter dem Dach und an der Schiebetür hereinfiel. Jimmieh schlief noch, aber Mahagoni hielt den Kopf hoch, richtete die Ohren mal in diese, mal in jene Richtung und lauschte. Amelia stand
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