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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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Sie schnaubte, als er den Brustgurt schloss, und scheute, sobald er die Gurte festzog. »Ganz ruhig, Diamant«, sagte er. »Ruhig. Wir brauchen diesen Sattel heute.« Er strich ihr durch die Mähne. »Wir werden fliegen, mein Mädchen. Heute. Endlich ist es so weit.«
    Sie hob den Kopf und verdrehte die Augen, bis er das Weiß darin sah. Wilhelm trat einen Schritt zurück und starrte sie an. Es war, als verstünde sie, was er sagte, als
wüsste sie, was er vorhatte. Vielleicht waren die Pferdemeisterinnen deshalb so besessen von ihren Tieren. Und vielleicht auch sein Vater …
    Er nahm die Zügel und wandte sich abrupt der Koppel zu. Sein Vater konnte dieses Gefühl nicht gekannt haben. Friedrich hatte sich nicht einmal in die Nähe eines Geflügelten Pferdes wagen können. Das war ihm, Wilhelm, vorbehalten … Er war der erste Mann, dem das gelungen war.
    Sein Herz schlug so heftig, dass er Diamants Hufschläge hinter sich kaum hörte. Er führte sie zum Steigblock und stieg die Stufen hinauf. Sie tänzelte zur Seite und scheute. Er musste wieder hinabsteigen und sie an den Block drängen. Dabei stellte er fest, dass er vergessen hatte, ihr die Flügelhalter abzunehmen. Mit der Hand über dem Flügelhalter zögerte er und fragte sich, ob er noch warten sollte oder sie bereits jetzt lösen sollte. Er wusste nicht mehr, was Felicitas Baron dazu gesagt hatte.
    Er schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern. Es kam ihm so vor, als hätte Meisterin Baron Diamant die Flügelhalter immer erst im Park abgenommen, wenn sie mit ihr und Himmelsbaron geflogen war. Wilhelm blickte hinauf zu den Fenstern des Südflügels, wo die Pferdemeisterinnen untergekommen waren. Er könnte vermutlich jemand zu ihnen schicken und sie fragen, aber die Vorstellung, dass er sich mit ihnen auseinandersetzen, ihre bitteren Mienen und diese abweisenden Blicke ertragen musste, nur weil er wagte, das tun, was sie jeden Tag machten, war einfach zu viel.
    Er löste den ersten Flügelhalter und ging um Diamants Kopf herum, um auch den anderen zu lösen. Als er wieder auf den Steigblock kletterte, sagte er: »Du und ich, Diamant. Wir zwei machen es auf unsere Weise. Ganz allein.«

    Diesmal blieb sie still stehen. Er schwang das rechte Bein über den Hinterzwiesel, setzte sich in den Sattel, klemmte die Knie unter die Schenkelrollen und prüfte, ob Diamants Flügel nicht durch die Steigbügel behindert wurden. Der Hinterzwiesel fühlte sich merkwürdig an seinem Rücken an. Erstflieger benutzten manchmal Beingurte, doch das verachtete er. Wenn Frauen fliegen konnten, ohne angebunden zu sein, konnte es ja wohl nicht so schwer sein.
    Diamant schüttelte sich einmal, dann beruhigte sie sich.
    Er hob die Zügel, wendete und ritt mit ihr zum Park.
     
    Es ist anders, als es vom Boden aus wirkt, dachte er.
    Diamant wusste natürlich, was zu tun war. Sein Gewicht schien ihr nichts auszumachen, obwohl sie einmal leicht wankte, als sie vom Galopp in den Handgalopp wechselte, die Flügel ausbreitete und den Hals nach vorn streckte. Als sie die Ebene des Parks erreichten, wo ein Bach über weiße Steine mäanderte, spürte er, wie sie sich sammelte. Es war die Stelle, die Himmelsbaron benutzte, um kurz vor dem kleinen Strom zu starten und über die Kronen der Lebenseichen am Ende des Parks hinwegzufliegen.
    Der Start überraschte ihn. Selbst durch das Geräusch des brausenden Windes und durch Diamants Flügelschläge hindurch hörte er, wie er nach Luft schnappte. Er verkrampfte die Muskeln unter den Schenkelrollen, während er sich mit aller Kraft an den Sattel klammerte. Er krallte sich mit der rechten Hand an den Knauf und schaffte es kaum, die linke zu lockern, um ihr freien Lauf zu lassen. Als er ihr vom Boden aus zugesehen hatte, hatte der Ablauf so elegant und mühelos wie bei einem Vogel gewirkt. Aus der Ferne sah es aus, als schwebte sie schwerelos in die Luft, als würde sie beinahe ohne ihr Zutun nach oben getragen.

    Jetzt, wo er es selbst erlebte, verblüffte ihn die Kraft der silberfarbenen Flügel. Während Diamant vom Boden absprang, spürte er, wie sie die Brust anspannte und mit den Flügeln schlug. Als sie die Hufe unter ihrem Körper einrollte, wurde er von der Bewegung beinahe aus dem Sitz geschleudert. Sie schlug einmal, zweimal, dreimal mit den Flügeln und flog über die Bäume hinweg. Die Erde unter ihnen entfernte sich in einem atemberaubenden Strudel aus Grün und Braun sowie weißen Schneeresten vom Vortag.
    Wilhelm wurde

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