Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
erwartungsvoll ihre Gesichter zu.
»Philippa Winter hat unsere Autorität missachtet und ist Schuld an dieser Situation«, behauptete er. »Es wäre nie so weit gekommen, wäre sie nicht vor ihrer legalen Strafe geflohen.«
»Sie haben eine Schülerin der Akademie entführt«, wiederholte Clattam.
»Sie ist eine Kleeh«, sagte Wilhelm mit ausdrucksloser Stimme. »Sie hätte dort erst gar nicht aufgenommen werden dürfen.«
»Doch nachdem sie aufgenommen wurde, gehört sie nun einmal zu unserem Volk«, erklärte Beeht.
Wilhelm hob seine spindeldürre Hand. »Sie engagieren sich zu sehr für diese Wolkenakademie, Beeht«, entgegnete er. Er war erleichtert, dass die seidige Tonlage in seine Stimme zurückkehrte. »Sie sollten Ihre Aufmerksamkeit lieber der Fleckham-Schule zuwenden. Die Wolkenakademie und ihre Interessen sind Vergangenheit, die Zukunft gehört der Fleckham-Schule.«
Graf Tagschmidt erhob sich, auf den Arm seines Sekretärs gestützt, mühsam aus seinem Stuhl. »Sind Sie schon geflogen, edler Fürst?«
Wilhelm verzog den Mund. »Das werde ich, Tagschmidt«, sagte er. »Sehr bald. Vor allem, damit Sie endlich aufhören, mich mit solchen Bagatellen zu behelligen.«
Mit einem verächtlichen Schnauben bemerkte Clattam: »Sie finden, dass ein Kriegsschiff aus Kleeh in unserem Hafen eine Bagatelle ist?«
»Sie vergessen sich! Sprechen Sie mich auf korrekte Weise an oder verlassen Sie den Rat«, herrschte Wilhelm ihn an.
»Clattam hat Recht, Durchlaucht«, schaltete sich Tagschmidt ein. Seine Stimme zitterte, doch sein Blick war genauso scharf wie immer. »Wir haben es mit einem Kriegsschiff zu tun. Ich schlage vor, dass der Rat Sie anweist, einen Boten zu Baron Riehs zu senden, der ihm erklärt, dass seine Tochter sicher zu ihm zurückkehrt.«
Wilhelm hatte tatsächlich gerade etwas ganz Ähnliches vorschlagen wollen, doch die Art, wie Tagschmidt redete, wie Beeht, Clattam und noch ein paar andere aufständische Edle nickten und zustimmend vor sich hin murmelten, machte ihn wütend. Er packte seine Gerte und spürte ihre Kraft. Er hob sie hoch und richtete sie auf Tagschmidt. »Wir lassen uns nicht anweisen, wie Sie es so plump ausgedrückt
haben, edler Herr. Wir treffen unsere eigenen Entscheidungen zum Wohl von Oc.«
»Es ist ja wohl kaum gut für Oc, wenn wir von Kleeh angegriffen werden«, stellte Clattam sarkastisch fest.
»Bekämpft sie«, erwiderte Wilhelm. In der Rotunde wurde hier und dort nach Luft geschnappt, und er blickte aus zusammengekniffenen Augen belustigt in jedes einzelne Gesicht. »Oder haben Sie Angst, meine Herren? Sind wir hier etwa bei einem Teekränzchen, mit Mädchen, die in Ohnmacht fallen, und ältlichen Tanten, die Angst vor ihrem eigenen Schatten haben?«
»Durchlaucht!«, schrie Beeht. »Sie wollen doch nicht etwa einen Krieg beginnen?«
Einige andere stimmten Beeht lautstark zu, doch obwohl Wilhelm über seine eigenen Worte erschrocken war, bemerkte er, dass vielleicht die Hälfte des Rates nickte und die Vorstellung eines Krieges offenbar gar nicht so schrecklich fand. Am Krieg ließ sich immer Geld verdienen.
»Unsere verstärkte Miliz ist vor Ort«, erklärte Wilhelm, nachdem sich der Lärm so weit gelegt hatte, dass er wieder zu hören war. »Sie werden noch dankbar sein, dass wir so weitsichtig waren, eine zusätzliche Steuer zu erheben, damit die Interessen von Oc gewahrt werden können.«
»Ich dachte, die wäre für die Geflügelten Pferde gewesen«, warf Beeht ein. »Um die Fleckham-Schule aufzubauen und die Akademie zu schließen!«
»In der Tat, ich glaube, das haben Sie gesagt«, stimmte Clattam zu. Er starrte ihn genauso brüskierend an wie irgendein Raufbold. Wilhelm wäre zu gern nah genug bei ihm gestanden und hätte ihm diesen Blick mit der Gerte ausgetrieben. Nur leider konnte er dieses Argument nur schwer widerlegen.
»Inseehl«, sagte Wilhelm und zeigte auf Mersin. »Geben Sie einen entsprechenden Befehl heraus. Unsere Hauptleute warten im Vorraum der Rotunde.«
Selbst Inseehl schien Bedenken zu haben, denn er stand zwar auf, ging jedoch nicht gleich. »Ja, Durchlaucht, der Befehl … Welchen Befehl genau?«
Wilhelm musterte ihn und verzog den Mund. »Welchen wohl«, sagte er leise, aber deutlich. »Zurückzuschießen natürlich.«
Slathan würde sich freuen. Er war schon eine ganze Weile für diesen Krieg gewesen.
Kapitel 17
A ls sich der Abend über den kleinen Stall senkte, ließ das Hämmern und Sägen hinter dem Buchenwäldchen
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