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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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versuchte Haltung zu wahren. Sie sagte: »Ich verstehe nicht, wieso der Fürst es so weit kommen lässt. Es wäre sicherlich sinnvoller, mich einfach gehen zu lassen.«
    »Das finde ich auch, Baroness. Aber der Fürst sieht das anscheinend anders.«
    Amelia presste die Hände zusammen und versuchte nachzudenken. Was war jetzt richtig? Was sollte sie tun? Sie biss sich heftig auf die Lippe, dann sagte sie hastig und fast im Flüsterton: »Jinson! Lassen Sie mich einfach mit Mahagoni hinten aus dem Stall entwischen. Es ist dunkel, niemand wird mich sehen. Wir finden den Weg zurück zur Wolkenakademie. Ich schicke eine Nachricht zum Schiff. Wenn mein Vater weiß, dass ich in Sicherheit bin, zieht er sich zurück.«
    »Ich müsste die Soldaten überreden«, gab Jinson zu bedenken. »Ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich hätte Sie vorher gehen lassen müssen. Aber jetzt … überlassen wir das am besten dem Fürsten. Ich glaube, nun ist Diplomatie gefragt.«
    »Diplomatie!«, wiederholte Amelia bitter.
    Jinson sah sie an und sie konnte in seinem Gesicht lesen, dass er Diplomatie nicht gerade zu Fürst Wilhelms Stärken zählte. Er schüttelte resigniert den Kopf und sagte: »Es tut mir so leid, Baroness. Durchlaucht wird das Problem lösen müssen.« Er ging zur Tür und rieb die Hände aneinander, als wollte er die Angst vertreiben. »Bitte warten Sie hier. Ich muss meine Stute hereinholen und absatteln.«
    In der Dunkelheit hörten sie wieder Kanonendonner,
dann einen Antwortschuss in einer anderen Tonlage, einem höheren Echo. Entmutigt begriff Amelia, dass Schiffe aufeinander schossen. Die Soldaten am Rand des Buchenwäldchens fluchten, und die auf der Rückseite schrien auf. Larks Bruder war heute Abend nicht dabei, sondern ein anderer Mann.
    Amelia starrte hilflos hinaus in die Dunkelheit. Sie wusste nicht, ob sie hoffen sollte, dass ihr Vater auf der Marinan war, oder beten sollte, dass er es nicht war. Sie umklammerte das Amulett von Kalla, das Lark ihr geschenkt hatte, und wünschte sich Schutz für alle Schiffe, ob aus Kleeh oder aus Oc.
    Mahagoni wieherte nervös in seinem Stall. Amelia eilte mit Beere zu ihm. Sie ging in die Box und beschäftigte sich mit unnötigen Aufgaben, kämmte Mahagonis Schweif, füllte seinen fast vollen Wassereimer auf, sah in die Heukiste und machte so viel Lärm wie möglich, um das Geräusch der Kanonen aus Oschams Hafen zu übertönen.
     
    In dieser Nacht schlief Amelia kaum. Sie legte den Kopf auf das Kissen, schloss die Augen und versuchte, sich auf die Disziplin zu berufen, die man ihr beigebracht hatte, doch der Schlaf machte viele Stunden einen großen Bogen um sie. Hinter dem kleinen Fenster der Sattelkammer leuchteten Sterne und verschwanden immer wieder hinter einer dicken Wolkendecke. Schließlich schwiegen die Waffen, wofür sie sehr dankbar war. Doch die Vorstellung, dass es erneut Krieg zwischen ihren beiden Ländern gab, quälte sie. In einem richtigen Krieg wurden auch Pferdemeisterinnen in den Kampf geschickt.
    Im letzten Krieg waren sogar ein Pferd und eine Pferdemeisterin am Südturm von Isamar ums Leben gekommen.
Bei seiner Inthronisierung hatte ihr Onkel geschworen, keinen Krieg anzufangen, solange er lebte. Doch selbst ihr Onkel konnte nichts dagegen tun, wenn ihr Vater nach ihr suchte.
    Sie döste ein, wachte häufig auf und warf sich unruhig auf der Pritsche hin und her. Jedes Mal, wenn sie erwachte, hörte sie, wie Mahagoni mit den Hufen scharrte und leise wieherte. Nur die kleine rotbraune Stute stand still in ihrem Stall. Jinson hatte sich oben im Fleckham-Haus schlafen gelegt, und die Soldaten standen still auf ihren Posten. Beere lag mit offenen Augen neben Amelias Pritsche und lauschte mit gespitzten Ohren auf jedes Geräusch.
    Gegen Morgen fiel Amelia endlich in einen tiefen Schlaf, aus dem sie mit einem schmerzenden Schädel und verklebten Augen aufschreckte. Sie war aufgewacht, weil sie gehört hatte, dass draußen vor dem Stall die Wachen abgelöst wurden, zwei vorne und zwei hinten. Sie richtete sich auf, rieb sich die Augen und war erschöpft.
    Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht, benutzte die Abseite und kämmte die Haare zu einem Reiterknoten. Sie stocherte im Ofen in dem zusammengefallenen Holz und setzte den Kessel auf, bevor sie Mahagoni holte und ihn auf die Trockenkoppel ließ. Dort sah sie, dass Nikh Hammloh zurückgekehrt war, und schöpfte ein bisschen Hoffnung.
    Mahagoni trottete hinaus in die Trockenkoppel, schüttelte den Kopf

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