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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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langsam nach. Amelia suchte in der Sattelkammer nach einer Pferdedecke und fand eine, die offenbar fast neu war. Sie legte sie Mahagoni über den Rücken und wickelte sich selbst in einen langen Mantel, den Jinson ihr besorgt hatte. Er war zu weit, aber er war warm und sauber. Sie stand in der Tür und blickte in die Dunkelheit hinaus. Es ist seltsam, wie schnell man sich an etwas gewöhnte, dachte sie. Sie war erst seit wenigen Tagen eine Gefangene, und doch hatte sie bereits eine gewisse Routine entwickelt und schaffte es, sich an kleinen Dingen wie einer heißen Tasse Tee und einem netten Gespräch zu erfreuen.
    Zwei Soldaten hatten sich gegen den Stamm einer Birke gelehnt, scharrten mit den Stiefeln im Laub und unterhielten sich. Als sie Amelia sahen, richteten sie sich zunächst auf, lächelten jedoch und entspannten sich wieder, als sie ihnen zunickte.
    Sie wollte sich gerade umdrehen, ihr Bett aufschlagen und noch die Sattelkammer aufräumen, bevor sie sich hinlegte, als sie die Kanonenschüsse hörte.
    Amelia kannte das Geräusch von den Feierlichkeiten in der Hauptstadt von Kleeh. Die Schiffe im dortigen Hafen feuerten die Kanonen häufig ab, um einen Erfolg ihres Onkels, des Vicomte, kundzutun. Amelia blieb wie erstarrt im
Eingang stehen und dachte bei dem Geräusch an die Stichflammen der Kanonen, den grauen Rauch, der über das Wasser kroch, sowie an den Aufprall der schmiedeeisernen Kugeln auf dem leeren Sandstrand. Doch Oschams Hafen hatte keine leere Sandküste. Die Gebäude reichten bis hinunter zum Kai, und im Hafen lagen Boote jeglicher Größe, auf denen Arbeiter und Familien zugange waren.
    Die Soldaten fuhren alarmiert hoch, schrien auf und sahen sich um, als hielten sie nach jemandem Ausschau, der ihnen das Geräusch erklären konnte. Einen Augenblick später galoppierte Jinson auf seiner kleinen rotbraunen Stute den Weg von der Hauptstraße hinunter. Er sprang aus dem Sattel und warf die Zügel über einen Pfosten.
    Nachdem er kurz bei den Wachleuten stehen geblieben war und ein paar Worte mit ihnen gewechselt hatte, überquerte er die kleine Auffahrt und wirbelte dabei in seiner Hast Kieselsteine auf. Amelia wartete am Eingang auf ihn. Er nickte ihr zu, ging an ihr vorbei zum Holzofen und machte ein kleines Feuer.
    »Es tut mir leid, dass es hier drinnen so kühl geworden ist«, sagte er.
    »Meister Jinson?«, fragte Amelia. »Sie müssen doch auch die Schüsse gehört haben.«
    »Ja«, erwiderte er. Sein Gesicht wirkte angespannt. »Es liegt ein Schiff aus Kleeh im Hafen von Oscham.«
    »Ist es die Marinan? «
    »Ich kenne den Namen nicht.«
    »Das muss sie sein! Die Marinan ist das Schiff meines Vaters!«
    »Das weiß ich nicht, Baroness. Aber die Kanonen …« Er warf ihr einen unglücklichen Blick zu. »Das waren unsere eigenen.«

    »Unsere Schiffe haben auch welche«, antwortete sie schwach. Sie bekam kaum noch Luft. »Jinson, was geht da vor?«
    »Als das Schiff aus Kleeh heute in den Hafen segelte, ist Durchlaucht in die Rotunde gerufen worden«, berichtete Jinson. »Ich war im Palast, und von dortaus kann man die Bucht sehen. Eine Weile später sind unsere Wachschiffe hinausgefahren. Ich war auf dem Weg hierher, als ich die Schüsse gehört habe.«
    Amelia rieb sich die Arme, die auf einmal ganz kalt waren, und ihr Magen geriet in Aufruhr. Was sagten sie wohl an der Akademie dazu? Es war so schwer gewesen, die Verantwortlichen und auch die Schülerinnen überhaupt davon zu überzeugen, sie aufzunehmen, und es gab immer noch Stimmen, die fanden, dass man sie lieber nicht an ein Pferd gebunden hätte, weil sie in ihr in erster Linie eine Kleeh sahen und nicht eine Schülerin der Akademie.
    »Oh, nein«, murmelte sie. »Das kann ich nicht ertragen. Es darf meinetwegen keinen Krieg geben.«
    Jinson warf ein Streichholz in den Ofen und schloss den Deckel. Er wandte sich zu ihr um. »Man darf Sie nicht sehen, Baroness.«
    »Warum?«, fragte sie.
    »Die Leute glauben … zu viele Leute glauben … sie glauben …«
    Er hörte auf zu stammeln, schüttelte den Kopf und sah so unglücklich aus, wie sie ihn bislang noch nicht gesehen hatte.
    »Sie denken, es wäre meine Schuld.«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Aber Jinson … bin ich hier denn sicher? Wer weiß, wo er mich hingebracht hat?«

    »Niemand«, versicherte Jinson. »Ich werde die Soldaten anweisen, kein Wort über Sie zu verlieren, wenn sie ihren Posten verlassen. Dann weiß es nur noch Slathan.«
    Amelia umfasste ihre Ellbogen und

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