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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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nahm ihm beinahe den Atem.
    Bald war es so weit. Aber noch nicht. Dennoch war der heutige Tag in gewisser Weise auch etwas Besonderes. Heute würde er auf Diamant reiten.
    Felicitas Baron hatte sie an den Sattel gewöhnt, mit ihr an der Longe gearbeitet und sie mit Sandsäcken trainiert. Und wenn alles gutging, so hatte Wilhelm sich geschworen, würde er im Laufe der Woche mit ihr fliegen. Er beschleunigte seine Schritte.
    Als er die schnellen Hufschläge vernahm, drehte er sich zu der langen, feinen Kiesauffahrt um, die sich von der Hauptstraße durch den Park schlängelte. Ein Mann in schwarzsilberner Uniform galoppierte zum Palast, tief über den Hals seines schweißnassen Fuchses gebeugt. Es war zweifellos ein Bote, den der Rat aus Oscham geschickt hatte. Er wusste nur nicht, ob die Nachricht von den Edlen kam, die immer noch loyal zu ihm standen, oder von den Abtrünnigen wie Beeht, Tagschmidt, Clattamm oder diesem
nervigen Apfelweiß, der vergessen zu haben schien, was seine Familie den Fleckhams zu verdanken hatte.
    »Bei den Göttern«, brummte Wilhelm. »Können die mich denn nicht einen Tag in Ruhe lassen?« Er eilte weiter und schlug sich ungeduldig mit der Gerte auf den Schenkel. Parksohn würde den Boten zu seinen Sekretären schicken. Sollten die sich doch damit befassen, egal was es war, und sich ausnahmsweise ihren Lohn verdienen.
    Diamant stand nicht in ihrer Box, und Wilhelm ging durch die Stallungen zur rückwärtigen Tür in der Annahme, dass Felicitas Baron sie auf der Trockenkoppel trainierte. Seine Stiefel machten keinerlei Geräusche im Sägemehl des Gangs. Der obere Teil des Tores stand offen, und er steckte den Kopf hindurch, um nachzusehen, ob sein Fohlen und die Pferdemeisterin dort waren.
    Meisterin Baron lehnte am anderen Ende der Trockenkoppel am Lattenzaun, hatte das Gesicht erhoben, als wollte sie die letzten Sonnenstrahlen genießen, und hatte ausnahmsweise ein Lächeln auf ihrem ledrigen Gesicht. Rechts neben ihr wartete ganz entspannt ihr alter Wallach und ließ Flügel und Kopf hängen.
    Links von Meisterin Baron stand Diamant. Die Augen mit den langen Wimpern waren fast ganz geschlossen, und das Kinn hatte sie auf die Schulter der Pferdemeisterin gelegt. Sie zuckte und schnaubte nicht und zeigte in keiner Weise Nervosität, wie sie es stets tat, wenn Wilhelm in der Nähe war. Sie war entspannter, als er sie jemals gesehen hatte, glänzte wie ein Edelstein in der Sonne und zuckte gelassen mit den Ohren, als Meisterin Baron irgendetwas vor sich hin murmelte.
    Auf einmal schmerzte Wilhelms Herz, als hätte ihm jemand einen Dolch hineingerammt. Er zog sich in die Dunkelheit
des Stalls zurück und versuchte das Phänomen zu ergründen.
    Albern, schalt er sich selbst. Bist du etwa ein liebeskranker Junge, der eifersüchtig ist, weil sein Fohlen auch ohne ihn glücklich ist?
    Er stellte sich mit dem Rücken an die Wand, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Er spürte, dass seine Brust unter der Weste unangenehm geschwollen war und dass seine Hosen an den Hüften spannten, was noch stärker geworden war, obwohl er beinahe gar nichts mehr aß. Es war einfach schrecklich. Er hob eine Hand und betastete sein glattes Kinn. Seit über zwei Jahren hatte er sich nicht mehr rasieren müssen. Und trotzdem stand sein Fohlen, seine perfekte Diamant, niemals ruhig neben ihm, lehnte sich nie auf diese liebevolle Art an ihn, wie sie es bei dieser verfluchten Pferdemeisterin tat.
    Er richtete sich abrupt auf, wobei seine Haare an dem Holz hängen blieben. Ungeduldig mit sich selbst riss er sich los und genoss den Schmerz.
    Natürlich war es ihre Schuld. Felicitas Baron entfremdete ihn absichtlich von seinem Fohlen und versuchte die Bindung zwischen ihnen zu zerstören.
    Er steckte die Gerte unter seinen Arm und stolzierte hinaus in den kühlen, klaren Morgen. Er würde es ihr schon zeigen! Er würde Diamant jetzt gleich reiten und beweisen, dass er es konnte. Wenn diese alte Pferdemeisterin sich ihm in den Weg stellte, würde er schon mit ihr fertigwerden. Das hatte er schließlich schon mit anderen geschafft und nahm die Konsequenzen gern in Kauf.
    Als er hinaus in die Trockenkoppel trat, zuckten Diamants Ohren in seine Richtung, und sie hob ruckartig den Kopf. Himmelsbaron schnaubte und wich zurück. Meisterin
Baron ließ seine Zügel los, so dass er gehen konnte. Ihre andere Hand lag weiterhin auf dem Hals von Diamant.
    »Guten Morgen«, begrüßte sie Wilhelm unbefangen, als intrigiere

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