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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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hörte sie nichts mehr. Sein Schweigen war irgendwie noch beängstigender als sein Schreien, aber sie traute sich nicht, stehen zu bleiben. Mahagoni, der ihre Angst spürte, stieß einen schrillen Schrei aus, und sie lief noch schneller über den harten Boden, wobei sie in den weichen Reitstiefeln keinen richtigen Halt fand.
    Sie hatte erst ein Dutzend Schritte zurückgelegt, als sie die Hufe des Gescheckten hinter sich vernahm. Slathan kam im Galopp auf sie zu und würde sie gleich umrennen.
    Sie waren nicht weit gekommen, hatten noch nicht einmal die Hauptstraße erreicht. Sie raste auf das Buchenwäldchen zu und bemühte sich in Sicht der Wachmänner zu kommen, bevor Slathan bei ihr war. Dass er sie in Anwesenheit der Soldaten nicht erschießen würde, war ihre einzige Hoffnung. Die Hufe des Pferdes dröhnten direkt hinter ihr, und sie hörte, wie Slathan mit seinen schweren Stiefeln in den Kies sprang und kurz auf den Steinen ausrutschte. Amelia hielt die Augen auf den Stall und das Wäldchen gerichtet. Wo waren die Soldaten? War denn niemand da, um ihr zu helfen?
    Sie bekam kaum noch Luft und rief mit letzter Kraft: »Hilfe! Ich brauche Hilfe!«
    Mahagoni wieherte von der Trockenkoppel herüber. Beere bellte wie wahnsinnig.

    Jemand kam aus dem Stall gerannt. Als er Amelia sah, blieb er stehen, und sie stellte entmutigt fest, dass es bloß Jinson war. Er wirkte schmal wie ein Junge, und sein Gesicht war bleich vor Angst. Er konnte sie weder vor Slathans massigem Körper schützen, noch etwas gegen dessen Pistole ausrichten.
    Verzweifelt wirbelte sie herum und stellte sich ihrem Verfolger.
    Slathan war vielleicht zwei Stocklängen entfernt von ihr stehen geblieben. Er schleuderte die Zügel des Pferdes von sich, woraufhin der Wallach zurückwich und ungelenk den dürren Hals auf und ab bewegte. Während Slathan auf Amelia zustapfte, griff er in seine Tasche. Sie wich ebenfalls zurück, erst einen Schritt, dann zwei, bis er die Pistole aus den Tiefen seines schwarzen Mantels hervorgezogen hatte und auf sie zielte.
    Die Mündung wirkte riesig, und das Rohr war schwarz und dick. Von ihrem Standpunkt aus, nur wenige Schritte von der Waffe entfernt, erinnerte es sie an die Kanonen. Ihre Nerven waren bis zum Bersten gespannt.
    »Steigen Sie wieder in den Sattel, Kleeh«, fauchte Slathan.
    »N… nein«, erwiderte Amelia. Die Stimme blieb ihr fast in der trockenen Kehle stecken. Sie stemmte ihre Füße fest in den Kiesboden, straffte die Schultern und stand kerzengerade da. Sie gönnte ihm nicht die Genugtuung, dass eine Tochter aus Kleeh sich vor ihm wie ein ängstlicher Hase verhielt. »Ich bleibe bei meinem Fohlen«, erklärte sie mit fester, klarer Stimme. Auf einmal bemerkte sie, dass kein Hämmern oder Sägen mehr durch das Wäldchen drang. Wo waren bloß alle hin?
    »Sie kommen so oder so mit, entweder auf die harmlose
oder auf die harte Art und Weise«, sagt er. Er ging auf sie zu.
    »Was willst du mit ihr, Slathan?« Jinsons Stimme klang nicht so kräftig wie Amelias, sie bebte. »Was hast du vor?«
    »Ich werde sie den Leuten aus Kleeh zeigen«, erwiderte Slathan. Sein feistes Gesicht war wutverzerrt, und er deutete mit der Waffe auf Amelias Kopf. »Damit endlich dieser verdammte Krieg losgeht.«
    »Oh nein«, sagte Amelia. »Das mache ich nicht mit.« Sie hob das Kinn und fühlte sich irgendwie stärker, nachdem sie sich Slathan widersetzt hatte. Später – wenn es überhaupt ein Später gab – würde sie sich wahrscheinlich darüber wundern, wie ihre Erziehung hier die Oberhand gewonnen hatte. Sie hatte Angst, und es wäre verrückt, wenn sie keine hätte, aber sie war beherrscht. Schließlich war sie die Tochter eines Barons und ließ sich nicht von einem dahergelaufenen Raufbold einschüchtern.
    »Doch, das werden Sie, Mädel«, entgegnete Slathan. Mit wehendem Mantel schritt er auf sie zu. »Sie werden tun, was ich sage.«
    Er hielt die Waffe nicht mehr als eine Handbreit von ihrem Herzen entfernt auf ihre Brust gerichtet. »Wir gehen«, befahl er.
    Mit eisiger Stimme sagte sie: »Nein.«
    »Slathan … der Fürst …«, stammelte Jinson hinter ihr.
    Er schwang die Waffe herum und richtete sie nun auf Jinson. Jinson stolperte rückwärts. »Der Fürst wird mir dankbar sein«, erwiderte Slathan. Er setzte wieder sein hässliches Grinsen auf und deutete mit dem Kopf auf Amelia. »Ich nehme ihm das Kleeh-Problem ab.«
    »Wo ist Durchlaucht?« Amelia versuchte so zu sprechen, als erwarte sie eine

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