Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
das Tageslicht nutzen und bald losfliegen.«
In der Nacht hatte das Unwetter an den Dachziegeln von Marinan gerüttelt, doch als Philippa und Larkyn sich auf den Weg zur Scheune machten, waren nur noch ein paar Wolkenfetzen zu sehen. Die Lavendelfelder glitzerten frisch, und der Weg war feucht, aber nicht schlammig.
»Fliegen wir zurück nach Arlehn?«, fragte Larkyn, als sie in die Scheune traten.
»Nein, das liegt zwar näher, aber wir sollten es ohne Schwierigkeiten bis nach Oc schaffen. Wir halten uns in nördlicher Richtung an der Küste entlang, machen Pause und fliegen dann nach Oscham.« Sie sah das Mädchen von der Seite an. »Und diesmal reisen wir bei Tageslicht.«
Larkyn grinste sie an und wusste den Punkt zu würdigen. »Das Schiff von Baron Riehs wird bereits dort sein. Als ich gestern losgeflogen bin, war er schon weg«, sagte sie.
Philippa öffnete das Tor zu Sonis Stall. »Heute Abend übernachten wir in der Akademie.«
»Ja. Meisterin Stern wird überglücklich sein, Sie zu sehen«, erwiderte Larkyn.
Philippa hatte eine Hand auf Sonis Hals gelegt und hielt einen Augenblick inne. »Wird sie das, Larkyn? Sind Sie sich da so sicher?«
»Aber ja«, entgegnete Larkyn, ohne zu zögern. »Ich habe doch gehört, wie sie es gesagt hat.«
Philippa schob Soni das Zaumzeug über den Kopf und führte sie hinaus in den Gang. Sie zögerte einen Augenblick und betrachtete das Mädchen mit ihrem hübschen Hengst. »Ich bin stolz auf Sie, Liebes.«
»Ich habe gedacht, Sie würden mich schelten.«
»Und das hätte ich zweifellos auch tun sollen.« Philippa führte Soni zur Sattelkammer und ließ sie einfach im Gang stehen, während sie den Sattel herausholte. Larkyn tat es ihr gleich, doch Philippa bemerkte, dass sie Seraphs Zügel an einem der Eisenringe in der Scheunenwand befestigte. Sie hatte scheinbar begriffen, dass er manchmal unberechenbar war. Sie nahm ihren Sattel und trug ihn zu Seraph.
Philippa folgte ihr mit ihrem Sattelzeug. »Natürlich hätten Sie die Akademie nicht ohne Erlaubnis verlassen dürfen, Larkyn, aber …«
»Meisterin Stern hätte mich niemals gehen lassen.«
Philippa gestattete sich ein leichtes Lächeln. »Ich weiß.« Sie legte die Decke auf Sonis Rücken, steckte sie unter die Flügel und hob den Sattel darauf. »Ich bin sicher, dass Susanna getan hat, was sie für das Beste hielt, doch ich habe Angst um unser Volk.«
»Ja«, stimmte Larkyn bedeutungsvoll zu. »Wenn wir nichts unternehmen, wird es Krieg geben.«
»Absolut. Und es wird niemandem gefallen, dass ein Mädchen aus Kleeh der Anlass war.«
»Das war sie aber nicht, Meisterin Winter.«
Philippa hob eine behandschuhte Hand. »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen, Larkyn. Die Frage ist, ob wir die Menschen von Oc davon überzeugen können.«
Lark wusste, dass schwere Zeiten bevorstanden, doch es war so schön, hinter Wintersonne herzugaloppieren und Philippa Winters geraden Rücken und ihre schmalen Schultern beim Start vor sich zu sehen, dass sie für einige wertvolle Minuten einfach den Moment genoss. Sie spürte, dass auch Tup sich freute, noch einmal mit seinem Leittier zu fliegen. Er war gehorsamer als sonst und reagierte schneller, wenn sie ihm mit der Hand oder dem Knie einen Befehl gab.
Das Unwetter der letzten Nacht war vorübergezogen und hatte einen frischen, strahlend blauen Himmel hinterlassen. Bald waren sie wieder in Oscham und mitten in den Schwierigkeiten. Doch bis dahin lagen ein paar wunderbare Flugstunden in bester Gesellschaft vor ihnen.
Lark wagte sogar zu hoffen, dass Amelia bei ihrer Rückkehr bereits frei war, das Schiff aus Kleeh den Hafen wieder verlassen hatte und unter den Pferdemeisterinnen und Mädchen der Akademie wieder Eintracht herrschte.
Vielleicht ging alles genauso schnell und von allein vorüber wie der nächtliche Sturm. Wenn dem Rat klar war, wie nah Fürst Wilhelm sie an einen Krieg gebracht hatte, sah er vielleicht ein, wie unsinnig es war, die Fleckham-Schule zu gründen, die Akademie zu schließen und die Blutlinien zu gefährden.
Lark seufzte und sah bewundernd zu, wie Philippa Winter
mit Wintersonne an der Küste entlangflog. Hinter ihrem schmalen Umriss schimmerte das Meer grünlich. Sie zog ihre Schirmmütze tiefer in die Stirn, damit sie nicht von der Morgensonne geblendet wurde. Sie würde sich ganz auf Kalla verlassen, denn mit Hilfe der Pferdegöttin war alles möglich.
Kapitel 19
A melia hörte, wie Slathan kurz hinter ihr herschrie, dann aber
Weitere Kostenlose Bücher