Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
und Diamant drehte kurz den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Wilhelm konnte kaum atmen. Diamant wandte ihm wieder ihr weiches Maul zu. Sie schnüffelte, dann kam sie, immer einen kleinen glänzenden Huf vor den anderen setzend, auf ihn zu.
Wilhelm streichelte ihre Stirn und vergrub die Finger in ihrer Mähne. Auch er roch an ihr und genoss den sauberen Geruch nach Getreide und den Duft ihrer Haut, der ihm nie etwas bedeutet hatte, bis er an sie gebunden worden
war. »Meine vollkommene Diamant«, sagte er leise. »Heute ist ein großer Tag.«
Sie hielt still, während er die Satteldecke auf ihren Rücken breitete und den Flugsattel an seinen Platz legte. Vorsichtig schloss er die Gurte unter ihren Flügeln. Er führte den Brustgurt um ihren Leib herum und befestigte ihn. Er hatte Felicitas Baron und ihr Fohlen beobachtet und wusste, wie die Steigbügel unter die Flügel gelegt werden mussten. Ohne zu zögern akzeptierte sie das Zaumzeug.
Als alles an seinem Platz war, trat er zurück und betrachtete sie. Sie zuckte mit dem Schweif und blähte die Nüstern, so dass sie rosa schimmerten.
Er lachte. »Du bist wohl ungeduldig, meine kleine Schöne, was?« Er legte die Zügel über seinen Arm und öffnete das Stalltor. »Na, dann komm. Mal sehen, wie wir uns halten.«
Wilhelm war es gewohnt, einfach in den Sattel zu springen, ohne sich um den Rücken des Pferdes zu scheren, und häufig stöhnten die Tiere bei seinem rüden Aufstieg wegen des plötzlichen Gewichtes. Doch bei Diamant war er so zart und vorsichtig, wie er nur konnte. Er hatte Felicitas Barons Ratschläge zwar abgelehnt und würde niemals zugeben, dass sie mit ihrer Aussage über seine Hände Recht gehabt hatte, doch er nahm sich ihre Warnung zu Herzen. Er führte Diamant zu einem Steigblock und stieg darauf, bevor er sich vorsichtig in den Sattel niederließ. Er suchte mit den Stiefeln die Steigbügel und lehnte sich gegen den Hinterzwiesel des Sattels.
Sie warf den Kopf nach oben und das Zucken ihrer Haut, das ihn so quälte, durchlief ihren ganzen Körper vom Kopf bis zum Schweif.
Wilhelm saß still, gab keine Anweisung und ließ die Zügel lose unter ihrem Kinn hängen.
Sie atmete tief ein und aus, und er spürte, wie sich unter seinen Waden ihre Flanken aufblähten und wieder zusammenzogen. Ihre zusammengefalteten Flügel zitterten über seinen Knöcheln. Er zitterte selbst, aus purer Freude und weil er es genoss, sie zu besitzen. Sie gehörte ihm. Niemand anders konnte sie berühren. Niemand anders würde jemals in diesem Sattel sitzen.
Er griff hinunter und strich mit der flachen Hand über ihre rechte Flügelspitze.
Dann hob er vorsichtig die Zügel und schlang die Waden fest um ihren Bauch. Wieder erschauderte sie, doch sie lief los.
Wilhelm ließ die Trockenkoppel links liegen, obwohl auch das einer von Meisterin Barons Ratschlägen gewesen war. Er zog ganz vorsichtig am rechten Zügel und legte den linken gegen Diamants Hals. Als sie nach rechts in Richtung Park lief, lockerte er umgehend die Zügel und ließ sie sich ihren eigenen Weg suchen. Ihr Gang war geschmeidig und gleichmäßig, während sie über die grasige Böschung auf die Obstplantage zuritten. Wilhelm schwindelte vor Erleichterung und Freude.
Diamants Ohren zuckten vor und zurück, und sie begann zu traben.
Wilhelm ließ sie gewähren, hob sich leicht aus den Steigbügeln, und so ritten sie gemeinsam auf das andere Ende des Parks zu. Als sie an der Hecke vorbeikamen, brach Diamant in einen flüssigen, schaukelnden Galopp aus, ein weicherer, leichterer Schritt als Wilhelm ihn je zuvor erlebt hatte. Er dachte, sein Herz würde vor lauter Freude zerspringen.
Als ihm weibische Tränen in den Augen brannten, zügelte er sie. Er durfte nie aus dem Auge verlieren, wer und was er war.
Er wendete Diamant und munterte sie mit den Fersen auf, damit sie durch den Park zurückgaloppierte. Sie bockte und warf die Hinterläufe nach oben, so dass der hohe Vorderzwiesel in seinen Bauch gerammt wurde. »Verflucht, Diamant«, schrie er lachend. »Ich lass dir das jetzt durchgehen, aber vergiss nicht, wer Reiter und wer Ross ist!«
Als Antwort schüttelte sie den Kopf, klirrte mit dem Zaumzeug und tänzelte zur Seite. Ein anderes Pferd hätte er bestraft, ein bisschen am Zaumzeug gerissen und es in einem engen Kreis gewendet, um ihm zu zeigen wer hier das Sagen hatte. Doch er ließ sich betören, von Diamants Mähne, die im Sonnenlicht schimmerte, und von ihren
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