Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
niedlichen spitzen Ohren, die sie so keck aufgerichtet hatte.
Er kicherte und beließ es dabei. Er ließ sie sich ihren eigenen Weg zurück zum Stall suchen. Als sie dort waren, stieg er ab und blieb einen Augenblick ruhig stehen, streichelte ihren Hals und gab ihr noch ein wenig Hafer.
»Heute Nachmittag fliegst du mit deinem Leittier«, murmelte er. »Ich werde zusehen, aber morgen …« Er blickte über seine Schulter und stellte fest, dass seine Sekretäre zusammen auf den Stufen vor dem Palast standen und auf ihn warteten. Bei ihnen war ein Soldat in der schwarzsilbernen Uniform, an dessen Gürtel ein Degen hing. Im Hof wartete ein Ochsenkarren, und darauf lag etwas, das mit einer Plane zugedeckt war.
Wilhelm drehte ihnen den Rücken zu und rieb Diamants Widerrist. »Morgen oder übermorgen fliegst du mit mir, meine kleine Diamant.« Er legte einen Arm um ihren Hals
und versuchte, ihren reizenden Kopf nah an seine Brust zu ziehen.
Auf einmal wich sie vor ihm zurück, warf den Kopf hoch und legte die Ohren an. Er trat zurück und hoffte, dass niemand etwas bemerkt hatte. Er ließ die Zügel auf den Boden fallen und rief nach Meisterin Baron, damit sie das Fohlen abzäumte.
Während sie sich um Diamant kümmerte, wandte Wilhelm sich den Sekretären und dem Soldaten zu, die ihn auf der Treppe erwarteten. Er seufzte gereizt, seine ganze Freude über den einzigartigen Morgen war verflogen. Als er über den Hof schritt, schlug er sich mit der Gerte gegen den Oberschenkel und wünschte, er könnte etwas tun, damit Diamant nicht mehr vor ihm scheute.
Vielleicht irrte sich die Pferdemeisterin. Vielleicht wäre eine strengere Hand ja besser. Er musste ihr schließlich zeigen, dass er der Herr war.
Wilhelm stand neben dem Kamin und genoss die Wärme der Flammen in seinem Rücken. Seit er so dünn geworden war, war ihm eigentlich nie warm genug, und die winterliche Kälte kroch trotz der schweren Vorhänge durch die hohen zweiflügeligen Fenster. Die Marmorböden fühlten sich selbst durch das Leder seiner Stiefel eisig an. Hinter seinem Rücken streckte er die Finger dem warmen Feuer entgegen.
Auf der anderen Seite des Raumes standen die Sekretäre und ein Milizionär mit dunklen Haaren und blauen Augen und warteten auf seine Antwort. Der Soldat stand vor dem Plüschdiwan und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Die besorgten Blicke der Sekretäre wanderten von ihm zu Wilhelm.
»Ich habe in dieser Angelegenheit nur Ihr Wort«, sagte Wilhelm. Er strich sich mit einer Hand die Haare glatt und dachte, dass sie bald lang genug für einen Reiterknoten waren. Seine Gedanken wanderten augenblicklich wieder zu Diamant und dass sie vor ihm zurückgezuckt war. Ihn überkam eine leichte Übelkeit, und er biss die Zähne zusammen. Er musste sich auf die vorliegende Angelegenheit konzentrieren.
»Er hat Ihren Zuchtmeister erschossen, Herr«, erklärte der Soldat. Er hatte ein hübsches Gesicht, und wenn er sprach, leuchteten die weißen Zähne in seinem sonnengebräunten Gesicht. Er sah aus, als würde er häufig lachen, doch jetzt hatte er eine finstere Miene aufgesetzt. »Er hat ihn erschossen. Meister Jinson hatte überhaupt keine Chance.«
»Slathan ist mein persönlicher Assistent. Er muss einen Grund gehabt haben«, erwiderte Wilhelm. Der Ärger über die peinliche Situation und die Notwendigkeit, eine Entscheidung zu treffen, vertrieben seine finsteren Gefühle wegen Diamant. Um das Fohlen würde er sich später kümmern. »Wo ist er?«
Wieder sprach der Soldat und war scheinbar vollkommen unbeeindruckt von der Anwesenheit des Fürsten. »In der Sattelkammer des kleinen Stalls hinter dem Wäldchen«, antwortete er. »Wir haben ihn dort eingesperrt, damit er niemand anders verletzen kann.«
»Sie haben ihn in die Sattelkammer gesperrt?«, fragte Wilhelm. Er drehte sich zu dem Soldaten um und war froh, ein Ziel für seine Wut zu haben.
»Oh, ja, Durchlaucht. Wir haben den Riegel vorgeschoben.« Die Andeutung eines Lächelns huschte über den Mund des Mannes. »Der sieht kein Sonnenlicht, bis ihn jemand herauslässt.«
Wilhelm blickte ihn finster an. »Wie können Sie es wagen, eine solche Entscheidung ohne meine Zustimmung zu treffen?«
Der Mann zuckte unbekümmert mit den Schultern. »Verzeihen Sie, Durchlaucht, aber Sie waren nicht da, und ein Mann ist durch die Hand dieses Mannes gestorben. Ich bin bei der Miliz, auch wenn ich das nie gewollt habe. Mir wurde gesagt, dass ich Menschen beschützen
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