Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Meeresüberquerung sicherlich einiges gelernt.
Philippa suchte den westlichen Horizont nach den ersten Türmen und Spitzen von Oscham ab. Sie hoffte, dass sie Susanna mit ihrer Rückkehr ein bisschen helfen konnte und nicht alles nur noch schlimmer machen würde. Fürst Wilhelm würde versuchen, sie mit Gewalt von der Akademie zu entfernen, und wenn er es tat, musste sie sich dem beugen. Sie musste alles abwenden, das die Mädchen oder die Lehrerinnen in Gefahr brachte.
Die verschneiten Felder und Hänge der westlichen Hügel färbten sich rosa und gold in der untergehenden Sonne, als Philippa die vertrauten Zinnen des Nordturms entdeckte. Er war weiß, wie es sich für die Weiße Stadt geziemte.
Seine hohe, schlanke Silhouette markierte die Einfahrt zum Hafen von Oscham. Sein kräftiges Licht blinkte nachts über das Meer und warnte die Schiffe vor den Felsen, wenn sich im Winter dichter Nebel über die Küste legte.
In der Hafenmündung schaukelte friedlich ein Schoner mit fünf Masten, die Segel waren aufgerollt, die blauen Wimpel wehten im Wind.
Es war nicht nebelig, doch die Luft hier oben war bitterkalt. Philippa glaubte, dass Larkyn Recht hatte und der Winter früh hereinbrechen würde.
Sie und Larkyn schwebten an dem Turm vorbei, umflogen die Türme von Oscham und umkreisten die Kuppel des Turms der Zeiten. Sie flogen hoch über die Neue Brücke hinweg, die sich über den Großen Fluss spannte und die nördlichen Nachbargemeinden von Oscham mit der Stadt und der Rotunde verband. Sie überquerten die Alte Brücke mit ihren antiken Steinpfosten, die langsam unter dem stetigen Druck der Flussströmung wegbröckelten, und landeten unmittelbar hintereinander auf der Landekoppel der Wolkenakademie. Als die Mansardendächer und Stallungen vor ihr auftauchten, zog sich Philippas Brust zusammen, so sehr rührte sie die lang ersehnte Heimkehr.
Als Soni und Schwarzer Seraph über das Wäldchen schwebten und die vertraute Weide hinuntergaloppierten, strömten die Mädchen in ihren schwarzen Reitertrachten aus der Halle. Während Soni ihre Flügel zusammenfaltete und Philippa die Handschuhe abstreifte, eilten Susanna Stern und Kathryn Tänzer über den Hof. Als sie näher kamen, bemerkte Philippa die Ränder unter ihren Augen und die tiefen Falten, die sich in ihre Gesichter gegraben hatten. Sie wechselten nur wenige Worte. Kathryn umarmte
sie flüchtig, doch Susanna hielt sie länger als nötig in den Armen, als wollte sie sie nicht mehr loslassen, und Philippa, die gewöhnlich zurückhaltender war, erwiderte die Umarmung voller Wärme. Die Schülerinnen kümmerten sich um Soni und Seraph, und Philippa und Larkyn folgten den Pferdemeisterinnen zurück zur Halle und gingen über die breiten Stufen in den dunklen Eingangsbereich.
Zwei schwarz gekleidete Milizionäre starrten sie an, als sie an ihnen vorbeikamen. Philippas Haut kribbelte vor Wut darüber, dass diese Männer hier herumstanden.
Mit einem flüchtigen Blick ging sie unter dem Porträt von Rotvogel vorbei, Sonis noblem Vorfahren. Kurz darauf fanden sie und Larkyn sich im Büro der Leiterin wieder und Susanna begann zu erzählen.
Sie wurde von der Hausdame unterbrochen, die ein Tablett mit Tee und Biscuits herumreichte, das sie dankbar annahmen. Nachdem die Hausdame Philippa begrüßt hatte, zog sie sich rasch zurück, und Susanna fuhr mit ihrer Schilderung fort. »Sie haben die ganze Nacht geschossen. Vom Fürsten ist nichts zu sehen, und aus der Rotunde ist zu hören, dass die Edlen des Rates sich nicht einigen können, was zu tun ist.«
»Larkyn hat mir erzählt, dass ihr hier Soldaten in der Akademie habt.«
»Sie suchen nach dir, Philippa«, erklärte Susanna finster. »Bis zum Morgen weiß Fürst Wilhelm, dass du hier bist. Aber vielleicht ist er zu beschäftigt, um sich darum zu kümmern. Unsere Patrouillenboote sind in der Bucht, und das Schiff aus Kleeh blockiert die Mündung.«
»Das haben wir gesehen, als wir dort vorbeigeflogen sind«, erwiderte Philippa. Larkyn nickte schweigend und mit großen Augen.
»Ich glaube, ein Krieg mit Kleeh ist jetzt kaum noch zu verhindern.«
»Baron Riehs ist ein vernünftiger Mann«, sagte Philippa. »Wenn der Fürst seine Tochter herausgibt …«
»Riehs mag vernünftig sein, aber unser Fürst ist es nicht.«
Kathryn murrte und wollte protestieren, doch Susanna hob beschwichtigend die Hand und sprach weiter. »Es gibt weitere Verwicklungen, Philippa. Beeht, Tagschmidt und Clattam haben ihre eigene
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