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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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offenbar in ihren Häusern. Sie traf keine anderen Reisenden, und in den Häusern, an denen sie vorbeikam, brannte nur selten Licht. Sie hatte gerade wieder angefangen zu zittern, als sie das unregelmäßige Klappern von Pferdehufen hinter sich hörte.
    Diesmal wartete Mahagoni gar nicht erst auf ihre Anweisung. Seine Augen waren schärfer als ihre, und als er eine Lücke in der Hecke entdeckte, wo ein schmaler Weg von der Straße wegführte, schlüpfte er blitzartig hindurch und ließ sich dahinter in die Mulde gleiten. Amelia hatte sich nur ein bisschen an den nackten Zweigen die Knie aufgeschürft. Dieses Mal stieg sie nicht ab, sondern beugte sich weit nach vorn, klammerte sich an seinen Hals und
versteckte sich vor den Blicken des Reiters, der zügig näher kam.
    Es war nur ein Pferd, und etwas an dem Geräusch der Hufe, dem unregelmäßigen Schritt, dem Knarren des Sattels kam ihr bekannt vor. Der Reiter fluchte stetig vor sich hin, auf das Pferd, das Leben im Allgemeinen, und einmal hörte sie auch den Namen des Fürsten. Amelia fand es seltsam, dass ein Mann so viel Luft für Flüche vergeudete, die niemand hörte. Als das Pferd stöhnend und keuchend an ihnen vorbeigaloppiert war, richtete sie sich auf.
    Über den dunklen Schatten der Hecke hinweg, die sich vor dem Sternenhimmel abzeichnete, erkannte sie die gebeugten Schultern und den wehenden Mantel von Slathan.
    Sie hielt die Luft an und sah zu, wie er lautstark und unelegant auf die Stadt zuritt. Er war ausgebrochen oder freigelassen worden. Am Ende hatte sogar Fürst Wilhelm Anweisung gegeben, ihn zu entlassen. Jinsons Tod war vermutlich nur eine kleine Unannehmlichkeit, wohingegen Slathan …
    Sie führte Mahagoni zurück auf die Straße, und als sie weiter ritten, sagte sie leise: »Wenn ein Herrscher sich in eine Abhängigkeit begibt, schwächt ihn das übermäßig. Merk dir das, Mahagoni. Der Fürst von Oc hat sich in eine heikle Lage gebracht.«
    Mahagonis Ohren zuckten kurz in ihre Richtung, dann stellte er sie wieder nach vorn und lief mit sanft schaukelndem Kopf nach Oscham.
     
    Als sie die Neue Brücke überquerten und das Zentrum der Stadt erreichten, verblassten die Sterne am Himmel bereits. Die Explosionen waren verstummt. Während Mahagoni
eine kleine Anhöhe hinauflief, blickte Amelia zum Hafen und sog lautstark die Luft ein. Die Marinan , deren blaue Wimpel im Morgengrauen deutlich zu erkennen waren, schaukelte mit ordentlich zusammengerollten Segeln in der Hafenmündung. Von einer plötzlichen Sehnsucht nach ihrem Vater überrascht, griff sie nach ihrem Herzen. Sie wünschte, er würde sie von der Bürde befreien, an der sie so schwer trug.
    »Noch nicht«, flüsterte sie. »Noch nicht. Aber bald!«
    Die Häuser um sie herum lagen still da, die Geschäfte waren verschlossen. Amelia zitterte wieder, aber diesmal nicht so sehr vor Kälte als vor Erschöpfung. Sie zog das Wams fest um ihren Hals und war geschockt, als sie ihren Körpergeruch bemerkte. Sie roch kaum besser als die Soldaten, die vor ein paar Stunden an ihnen vorbeigekommen waren.
    Sie hielt die Halfterleine fester und versuchte Mahagoni so zu führen, dass seine Hufschläge auf dem Kopfsteinpflaster von Oscham nicht ganz so laut hallten. Als würden sie bereits seit Monaten und nicht erst seit ein paar Stunden zusammen reiten und als hätte sie nicht nur ein Seil anstelle zweier lederner Zügel, verlangsamte er sogleich seinen Schritt. Zum bestimmt hundertsten Mal dachte Amelia, was für ein wundervolles Wesen er war. Die Geflügelten Pferde waren wirklich klüger und stärker als jedes andere Tier.
    Bei dem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln und streichelte Mahagonis Mähne, die von ihrem Ritt durch den Wald ganz zerzaust war. »Du bist gar kein Tier, nicht wahr, Mahagoni?«, sagte sie leise. »Wie konnte ich das nur denken! Du bist fast ein Mensch, genau wie ich.«
    Je näher sie der Bucht kamen, desto schmaler wurden die
Straßen. Der Turm der Zeiten erhob sich vor dem grauen Himmel hinter ihnen; hier standen die Gebäude dicht beieinander, so dass die Straßen, obwohl es bereits hell wurde, vollkommen im Dunkeln lagen. Amelia wusste, dass die Rotunde nicht weit entfernt vom Turm der Zeiten lag. Dort waren die Straßen breit und hell, doch diesen Teil der Stadt wollte sie meiden. Sie musste den Weg zum Hafen und zum Leuchtturm finden.
    Amelia wusste eine Menge über den Nordturm. Sie war einmal mit ihrem Vater an der schlanken Säule vorbeigefahren und hatte aus

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