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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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Dolors, grüßten sie die Frauen der Arbeiter, guten Abend, gab sie zurück, bis schließlich eine mitfühlende Seele meinte, derKrämer hat schon zu, Senyoreta, dort bekommen Sie heute nichts mehr. Oje, Dolors hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass der Laden geschlossen sein könnte, weshalb sie bis in die Haarspitzen errötete und dann das Erstbeste erwiderte, das ihr in den Sinn kam: Ich will gar nicht zum Krämer, ich gehe Kastanien sammeln.
    Nehmen Sie den Pfad hinten herum, Senyoreta Dolors, dann sieht Sie niemand, hatte Antoni ihr tags zuvor geraten und sie dabei voll Zärtlichkeit, Lust und Furcht angesehen; ja, warum sollte es nicht gesagt werden, wie sie hatte auch Antoni in seinem Haus vor Angst gezittert, sie setzte ihre Ehre aufs Spiel, er aber sein ganzes Leben und seine Arbeit.
    Die Ausrede mit den Maronen hatte ihr wohl die Vorsehung eingegeben, denn an dem Pfad zur Hintertür, die in den Himmel führte, gab es Kastanienbäume zuhauf, und zudem war tatsächlich Kastanienzeit. Entschlossen ging sie ihn entlang und sah sich dabei immer wieder vorsichtig nach allen Seiten um. Keines der Nachbarhäuser besaß auf der Rückseite Türen oder Fenster, nur Antonis Haus hatte eine kleine Tür. Zitternd wie Espenlaub, als ginge es um alles oder nichts, eilte sie darauf zu, klopfte und schlüpfte ins Haus, kaum hatte er ihr geöffnet.
    Uff! Dolors muss vor Anstrengung schnaufen, doch sie hat es zurück in ihren Sessel geschafft, und das ganz allein. Bravo, altes Mädchen, gut gemacht. Wenn sie noch bei sich zu Hause wäre, dann hätte sie sich mit dieser Frau, die ihr den Haushalt führte, bestimmt gestritten. Kaum hätte die den Rums vernommen, wäre sie sicher angerannt gekommen, hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gerufen: Was machen Sie denn, Senyora, sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Worauf Dolors sie wahrscheinlichwütend angekeift hätte: Wenn hier eine von allen guten Geistern verlassen ist, dann Sie, Fuensanta!
    Wie kann man auch nur Fuensanta heißen. Sie ist die Tochter eines Dienstmädchens aus Andalusien und macht nun mehr oder weniger das Gleiche wie ihre Mutter: Sie kümmert sich um alte Leute und passt auf sie auf. Eines Tages hatte sie sie erwischt, wie sie Teresa am Telefon haarklein berichtete, was sie den lieben langen Tag so tat. Was haben Sie sich dabei gedacht?!, hatte Dolors sie daraufhin stocksauer zur Rede gestellt. Das ist mein Leben, und das geht niemanden etwas an, nicht einmal meine Töchter! Sie sind hier, um zu spülen und zu putzen, und sonst nichts!
    An jenem Tag war sie so wütend gewesen, dass sie Fuensanta am liebsten entlassen hätte. Aber das ging ja leider nicht, weil sie von ihren Töchtern bezahlt wurde, sodass Dolors von Teresa eine Erklärung verlangte, als diese sie am Wochenende besuchen kam. Bis dahin hatte Fuensanta schweigend weitergearbeitet, mit Tränen in den Augen, die sie eilends fortwischte, sobald Dolors in ihre Nähe kam, denn dass Dolors’ Vorhaltungen ihr zu schaffen machten, war deutlich zu sehen. Ach, Mama, sei doch nicht so, wir machen uns eben Sorgen um dich und wollen deshalb von Fuensanta wissen, wie es dir geht, da ist doch nichts dabei. Du fragst meine Lebensgefährtin oder Jofre doch auch, wie es deinen Töchtern geht, oder nicht? Jofre auf keinen Fall!, hatte Dolors wie aus der Pistole geschossen geantwortet, worauf Teresa lachen musste, und sie sich für einen kurzen Moment wie Komplizinnen fühlten.
    Danach war Dolors völlig zerknirscht, die Frau kümmerte sich so nett um sie, und sie hatte sie so schwer gekränkt. Arme Fuensanta. Doch wie um alles in der Welt sollte sie sieum Verzeihung bitten, ohne es laut aussprechen zu müssen? Wie sollte sie das je über die Lippen bringen, ausgerechnet Fuensanta gegenüber, die das moderne Gegenstück zu einem der mit Haube und Schürze gekleideten Dienstmädchen ihrer Jugend war? Das kam Dolors wie ein unüberwindbares Hindernis vor, und so grübelte sie den ganzen restlichen Sonntag darüber nach, wie sie sich ohne Worte entschuldigen konnte. Am Sonntagabend rauchte ihr der Kopf, aber sie hatte noch immer keine Lösung gefunden.
    Das Spektakel ist vorbei. Jetzt reden sie sehr leise, beteuern einander vermutlich ihre Liebe, ach, solche Schwüre, die der Wind davonträgt, und die sich dann in nichts auflösen, zum Glück scheint dieser Dani ein wirklich netter Kerl zu sein. Dennoch macht Dolors sich Sorgen, denn er ist erheblich älter als ihr Enkel.

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