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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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nein, heute schweigt sie, es muss etwas passiert sein, aber nur Dolors fällt es auf, die anderen sind alle mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt und merken nicht, dass die Kleine ohne ein Wort in ihr Zimmer geht. Im Flur hat sie noch nicht einmal in den Spiegel geschaut. Entweder hat sie ihre Prüfung vermasselt, auf die sie sich so gründlich vorbereitet hat, oder sie hat sich mit ihrem Jaume verkracht.
    Meine Mutter wusste nicht, was sie tun sollte, damit ich mir das Dienstmädchen   … Cinta   … ein für alle Mal aus dem Kopf schlage. Ah, Cinta, die mit der Schokolade!, platzte es da aus Dolors heraus. Ja, die mit der Schokolade, Eduard schaute zu Boden und wurde rot, das war ein Vorwand, um zu ihr in die Küche gehen zu können   … Es tut mir leid, Dolors. Damals hatte Cinta es zwar noch nicht gebeichtet, meine Mutter wusste jedoch, dass ich in sie verliebt war, und beschloss deshalb, dich und deinen Vater zum Nachmittagskaffee einzuladen.
    Wir dachten währenddessen also beide an jemand anderen, bemerkte Dolors mit einem amüsierten Lächeln. Nichtsdestotrotz kamen mir eure Besuche sehr zupass, denn auf diese Weise konnte ich nach außen hin so tun, als hätte ich sie vergessen und würde dir jetzt den Hof machen, sodass meine Mutter beruhigt war. Vor vier Monaten aber, als man es Cinta dann ansah und sie gehen musste, da habe ich mich wirklich für dich zu interessieren begonnen, Dolors. Ja, aber nur, weil du deine Triebe befriedigen willst, du Trottel, dachte Dolors, sagte jedoch kein Wort, was war diese Liebesgeschichte im Vergleich zu ihrer doch erbärmlich. Tja, und dann haben wir das von dir vernommen und für meine Mutter ist eine Welt zusammengebrochen, weil wir nun nicht mehr heiraten konnten. Du weißt ja, wie Mütter so sind   …
    Und was ist aus Cinta geworden?, wollte Dolors wissen, als Eduard schließlich schwieg. Da senkte er den Blick, mein Vater hat ihr Geld gegeben und eine Wohnung besorgt, und zu mir hat er gesagt, ich solle mich um sie kümmern, letztlich sei es ja mein Kind. Recht hat er!, rutschte es Dolors heraus, doch Eduard fuhr schon fort: Verliebt war ich schonlängst nicht mehr in sie, aber das mit dem Kind war natürlich etwas anderes. Aber Cinta   … sie fühlte sich nicht imstande   … Kurzum: Sie hat abgetrieben und wäre dabei beinahe selbst ums Leben gekommen, zum Glück hat eine Nachbarin sie gefunden und schnell einen Arzt gerufen. Danach ist sie in ihr Dorf zurückgekehrt, und seither habe ich sie nicht mehr gesehen. Aber sie bedeutet mir ohnehin nichts mehr, schloss Eduard und hob endlich wieder den Kopf, um ihr treuherzig in die Augen zu sehen. Und das ist die ganze Geschichte, Dolors. Und wie kommt es, dass davon keiner weiß, das von mir aber überall herumgetratscht wird?, traute sich Dolors nun laut zu fragen, doch fiel es ihr im gleichen Augenblick wie Schuppen von den Augen: Weil du ein Mann bist!, gab sie sich selbst die Antwort.
    Mein Gott, wie naiv ich damals doch war, denkt Dolors nun, es ist doch seit jeher so: Wenn Männer eine Frau verführen, ist das nur ein bedauerlicher Ausrutscher, nicht der Rede wert. Und heutzutage ist das sicher nicht anders: Leonors Gebieter, upps, eigentlich wollte sie ja sagen, der Gebieter über Leonors Firma, sieht das bestimmt auch so.
    Aber nun schau sich mal einer an, wie sie ihren Koffer packt, sie sieht gar nicht mehr so abgespannt aus. Hat sie etwa Gefallen daran gefunden, die Affäre dieses schmierigen Kerls zu sein, der auf dem Bürosofa über sie steigt? Hallo, gute Frau, Erde an Leonor, es kann doch nicht angehen, dass du dich auch noch darüber freust, dass dieser Scheißkerl sich an dir vergeht!
    Als seine Frau ihm gestern mitteilte, dass sie verreise, war Jofre noch verblüffter gewesen als über die Nachricht von ihrer Beförderung. Eine Geschäftsreise?
Du
gehst auf eine Geschäftsreise? Als wäre Leonor nicht in der Lage, ohneihn in einen Zug oder ein Flugzeug zu steigen! Bravo, so gefällst du mir, Mama, schau dich ein bisschen in der Welt um, lobte da Martí seine Mutter wieder, denn sensibel, wie er ist, merkt er, was zwischen den beiden gerade passiert und dass sie seine Unterstützung braucht, er merkt, dass sein Vater bis jetzt der große Jofre war und seine Mutter eine Null. Zum ersten Mal in seinem Leben sieht Jofre nun nämlich seinen ach so bequemen Modus Vivendi in Gefahr. Du kannst uns doch nicht im Stich lassen, Leonor!, brüllte er wütend. Dolors konnte nicht glauben, was sie da

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