Die Wollnys Die ungeschminkte Wahrheit. (German Edition)
„alten“ Domizils. Unsere Vermieterin war stets sehr zuverlässig und so wunderte ich mich, dass die Abrechnung so lange auf sich warten ließ.
Ein Anruf bei der Vermieterin brachte schließlich die Erklärung zu tage. Tim wohnte zwar schon seit Wochen bei meiner Mutter, war aber seiner Meldepflicht nicht nachgekommen und polizeilich immer noch in unserem Haus gemeldet. Dadurch konnte die Vermieterin die Mülltonnen nicht abmelden und die Kosten dafür liefen weiter. Die Stadtverwaltung weigerte sich, die Abfallbehälter abzumelden, da sie ja davon ausgehen mussten, dass noch jemand in dem Haus lebte, der Müll produzierte.
Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Nun musste ich auch noch dafür bezahlen, dass Tim seinen Pflichten nicht nachkam. Ich machte ihm bei einem kurzen Telefonat unmissverständlich klar, dass er sich unverzüglich umzumelden hätte. Dies tat er auch und wohnte nun ganz hochoffiziell in meinem Elternhaus.
Nach dem Umzug ging es mir bedeutend besser. Nun war ich nicht mehr ständig mit dem Anblick meiner Familie konfrontiert. In Vergessenheit gerieten sie aber trotzdem nicht. Meine Mutter und ein Teil der älteren Geschwister hatten nämlich mittlerweile so eine Art Wettbewerb eröffnet, wer denn die meisten Boshaftigkeiten gegen mich auf Facebook posten würde. Auch Tim (der sich mittlerweile sogar auf seiner Facebook Seite Tim Wollny nannte), mischte immer kräftig mit und schien die Aufmerksamkeit, die er von unwissenden Fans bekam (ein Teil dachte wirklich, dass er ein weiterer Wollny Sohn wäre) zu genießen.
Meinen Vater und mich belastenden die täglichen Beleidigungen sehr. Natürlich hätten wir einfach unseren Facebook Account löschen können, um diesen ganzen Lügen zu entgehen aber die Angst, dadurch schlimme Verleumdungen nicht mitzubekommen und nicht darauf reagieren zu können, war einfach zu groß.
Am schlimmsten waren die Tage, an denen eines meiner Geschwister Geburtstag hatte oder der Tag an dem mein Sohn zwei Jahre alt wurde. Früher hatten wir immer gemeinsam mit der ganzen Familie gefeiert. Nun gratulierte ich meinen Geschwistern per SMS oder über Facebook. Es war schon verrückt…
Auch als mein kleiner Sohn mal wieder ins Krankenhaus musste um ein MRT gemacht zu bekommen, musste ich auf Freundinnen zurückgreifen, die meine zwei größeren Kinder in dieser Zeit betreuten. Mein Mann musste ja arbeiten und Papa wollte ich einfach nicht fragen. Ich wusste ja wie sehr er darunter litt, seine Kinder nicht mehr sehen zu können, da wäre ich mir schäbig vorgekommen, ihn mit der Betreuung meiner Kinder zu beauftragen.
Früher wäre Sarafina gekommen und hätte mich unterstützt. Mama wollte nie dass meine Kinder bei ihr übernachteten. Das war ihr zu viel Trubel. Lieber schickte sie mir eine von meinen größeren Schwestern. Für mich war das okay. Da mein kleiner Sohn nicht ganz gesund ist, musste ich mit ihm häufiger eine Zeit im Krankenhaus mit ihm verbringen. Bei meinen Schwestern wusste ich meine Kinder während Zeit immer in guten Händen.
Ja, es hatte sich viel verändert in den letzten Monaten. Am schlimmsten war für mich, dass meine Mutter in ihrer Boshaftigkeit offensichtlich jedes Maß und Ziel verloren hatte.
Sie wurde von ihren Fans gefeiert wie eine Heldin. Ihre Anhänger nahmen sich das Recht heraus, mich und meinen Vater auf das übelste zu beleidigen, obwohl sie meine Familie nur aus dem Fernsehen kannten und keine Ahnung hatten, was sich hinter den Kulissen abspielte. Dieser Zuspruch schien meine Mutter zu immer boshafteren Äußerungen zu beflügeln und so konnte ich und über einhundert tausend weitere fremde Menschen auf ihrem Facebook Profil bald so private Dinge lesen, wie z.B. dass meine Kinder unter ADHS leiden und dafür regelmäßig Medikamente einnahmen oder aber auch, dass Papa nicht mein leiblicher Vater wäre. Dies tat mir unglaublich weh. Dass ich einen anderen Erzeuger hatte, wussten bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal meine Geschwister.
Es wurde bei uns zu Hause nie thematisiert. Warum auch? Ich war sehr klein als meine Eltern zum ersten Mal geheiratet hatten und für mich war Dieter wie mein Vater. Er hatte sich um mich gekümmert, wenn es mir schlecht ging, er hatte mir das Fahrrad fahren beigebracht und er war es auch, der an meinem Bett saß, wenn ich krank war.
Meinen biologischen Erzeuger habe ich nur einmal kennengelernt, als ich mit ihm vor Gericht musste, weil er für mich keinen Unterhalt bezahlen wollte.
Weitere Kostenlose Bücher