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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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mich. Es ist für Tappan Square.«
    »Unsinn. Ihr Van Rippers seid bloß Betrügerinnen.«
    Aubrey hörte das leise Klicken, mit dem Mrs Lippman auflegte. Sie starrte einen Moment lang auf den Hörer. Sie hatte noch nie erlebt, dass jemand mitten im Gespräch einfach auflegte.
    »Das klang aber nicht gut«, meldete sich Meggie aus der Küche.
    »Ich glaube, ich brauche ein besseres Skript«, erklärte Aubrey. Sie überlegte einen Moment. Sie hatte sich nie wohl gefühlt damit, dass ganz Tarrytown sie nicht mochte oder sie zumindest missverstand, weshalb sie einen großen Teil ihres Erwachsenenlebens versteckt hinter Bücherregalen oder Wollknäueln zugebracht hatte. Noch vor einem Monat hätte sie sich nach Mrs Lippmans Respektlosigkeit sicher in ihr Schlafzimmer verkriechen und ihre Sorgen in einer Schüssel Eiscreme und einem guten Buch ertränken wollen. Doch in diesem Augenblick erschien ihr die Geringschätzung der Frau vollkommen belanglos. Sie spürte noch immer die Pfade auf ihrer Haut, die Vics Finger gezeichnet hatten, und sie hatte noch immer seine Worte im Ohr, wie eine Glocke in ihrem Geist, die nicht aufhören wollte, zu läuten: Ich liebe dich . Sie würde ihn nicht grundlos aufgeben. Sie wählte die nächste Nummer.
    Sie war überrascht, als Bitty an ihrer Seite auftauchte. »Dabei kann ich dir helfen.«
    Aubrey sah sie einen Moment lang schweigend an und hörte dabei, wie das Telefon am anderen Ende der Leitung klingelte.
    »Ich kann andere Menschen gut überzeugen«, fügte Bitty hinzu. »Ich weiß nicht, ob ich ansonsten viel beitragen kann. Vor allem nicht, was das Stricken angeht. Aber ich kann alle anrufen und sie dazu bringen, hierherzukommen, wenn es das ist, was du brauchst.«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung hob ab. »Hallo?«
    Aubrey antwortete nicht. Sie hielt den Hörer ein wenig entfernt von ihrem Ohr. Bitty hatte die Hand ausgestreckt.
    »Wenn du dir sicher bist«, meinte Aubrey.
    Bitty nahm den Hörer und sprach mit so viel Selbstvertrauen und Autorität hinein, als hätte die Frau sie angerufen statt andersherum.
    »Hallo, mit wem spreche ich, bitte? Ach – Mrs. Lambert. Hi. Ja, hier ist Elizabeth Van Ripper. Ich rufe an, um Sie um Hilfe zu bitten.«
    Während sie sprach, zwinkerte Bitty Aubrey zu. Aubrey musste an vergangene Zeiten denken. Sie reichte Bitty das Adressbuch und ging die Wolle vorbereiten.
    * * *
    Die Sonne versank hinter den Palisades auf der anderen Seite des Flusses, und die Nachbarschaft von Tappan Square wurde in Dunkelheit und Stille gehüllt. Die Polizei fuhr weiter ihre Runden. Bitty und ihre Schwestern hatten die letzten Stunden mit Telefonieren und Vorbereiten zugebracht. Nun waren alle Anrufe getätigt, und die Strickerei war bereit, Besuch zu empfangen. Die Schwestern hatten Stühle aufgestellt, bunte Gemüsesticks auf Tellern arrangiert und Plastikbecher neben leider noch ungekühlte Getränkeflaschen gestellt. Bitty richtete gerade vor dem Spiegel im Wohnzimmer ihre Frisur. Meggie, ihre FreundinTori und Carson heckten irgendwo im Haus etwas aus, Nessa hing auf dem Sofa, und Aubrey stand an der Tür und blickte in die frostige Dunkelheit hinaus. Nur wenige Sterne waren durch den Schleier der Vorstadtlichter hindurch zu erkennen.
    »Was machen wir, wenn niemand kommt?«, fragte Aubrey.
    »Sie werden kommen«, beruhigte Bitty sie. Doch auch wenn sie sich bemühte, dabei überzeugt zu klingen, schwankte sie innerlich. Sie glaubte nicht daran, dass Tappan Square mit einem Strickzauber gerettet werden konnte. Aber Aubrey glaubte daran, vollkommen und ohne jeden Zweifel. Aubrey vertraute blind auf die Magie, und Bitty fragte sich zaghaft, ob allein das Ausmaß von Aubreys Überzeugung vielleicht schon genügen würde, um die Versammlung dazu zu bringen, gegen die Pläne zu stimmen – ob mit oder ohne Magie.
    Immerhin trat sie, Bitty, gerade zum ersten Mal in ihrem Leben für die Strickerei ein. Sie hatte soeben die Hälfte der Frauen von Tarrytown angerufen und ihnen jene Geschichte erzählt, die Mariah ihren Nichten stets erzählt hatte: die Geschichte von der Magie. Sie hatte gesagt: Ja, man könnte uns als Hexen bezeichnen. Und sie hatte sich nicht im Geringsten dafür geschämt. Wenn die Frauen von Tappan Square oder die feinen Damen Tarrytowns ihre Familie oder deren magische Tradition nicht mochten, konnten sie ihr den Buckel runterrutschen.
    Von der Tür drang Aubreys Seufzen zu ihr herüber. Ihre Schwester trug weiße Jeans und einen weißen

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