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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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Munition überquollen, so dass die Wollschlaufen bis auf den Boden hingen und über die Straße geschleift wurden. Während die Frauen sich aus verschiedenen Richtungen durch Tappan Square auf die Strickerei zubewegten, ernteten sie von den Polizisten in ihren Wagen kaum mehr als ein Nicken. Denn was konnte es schon bedeuten, wenn ein paar Frauen in der Devil’s Night durchs Viertel liefen, außer dass es irgendwo eine lange Jane-Austen-Filmnacht oder einen Strickabend gab? Was konnte eine zusammengewürfelte Truppe Strickerinnen schon anrichten?
    Eine nach der anderen stapften die Nachbarinnen die Treppen zur Strickerei hinauf, und Aubrey stolperte verlegen und dankbar zugleich durch die Begrüßungen. Bekannte und fremde Frauen drückten ihr Gegenstände in die Hand: Buchstützen und Kreuzstichstickereien, Lieblingspullis und Spieluhren und Porzellanfiguren. Sie machten es sich bequem, plapperten und tratschten und stellten Fragen über die Strickerei, die unhöflich gewirkt hätten, wären sie nicht so lächerlich gewesen.
    War das Haus schon mal im Fernsehen? Wohnt unter denTreppen ein Ungeheuer? Ist es nicht schön, dass ihr für Halloween nicht extra dekorieren müsst – oder, entschuldigt, ist das etwa eure Dekoration?
    Blanca, die Aubrey erst vor ein paar Tagen Mariahs Schal ins Gesicht geworfen hatte, erschien mit pinkfarbenen Nadeln und fingerdicker Wolle. Aubrey hörte, wie sie Nessa erzählte, dass sie bald mit Abendkursen am örtlichen Community College beginnen werde, und sie fragte sich, ob Blanca die Magie der Strickerei doch noch zu spüren bekommen hatte oder ob sie sich in deren Abwesenheit ihre eigene Magie erschaffen hatte.
    Auch Ruth Ten Eckye betrat das Haus, gemeinsam mit ihrer Freundin Gladys Carlyle. »Oh, Ruth!« Aubrey wollte nicht überrascht klingen, doch sie war es. Mühsam riss sie sich zusammen. »Das ist … Ich freue mich, Sie zu sehen.«
    Ruth schenkte ihr ein Lächeln, das einem spöttischen Grinsen nahekam. »Daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Wir sitzen im Wohnzimmer«, sagte Aubrey und machte eine Geste in die Richtung, obwohl Ruth es auch selbst sehen konnte.
    Ruth runzelte die Stirn. »Sie sollten wissen, dass mir die Rettung von Tappan Square vollkommen gleichgültig ist. Ich nehme lediglich an diesem – was auch immer es ist – teil, weil es mir sehr ungelegen käme, wenn die Strickerei verschwände. Und außerdem kann ich zufälligerweise überdurchschnittlich gut häkeln.«
    »Danke«, erwiderte Aubrey.
    »Ich tue es nicht für Sie«, stellte Ruth klar. Sie nahm Gladys am Arm und führte sie ins geschäftige Treiben im Wohnzimmer.
    Aubrey sah sich verwundert um. Weitere Stühle wurden angeschleppt und besetzt. Strickarbeiten wurden hervorgeholt und verglichen. Bekannte entdeckten einander und waren überrascht, sich ausgerechnet im Wohnzimmer der Van Rippers wiederzusehen. Meggies FreundinTori war eine besonders große Unterstützung, da sie so begeistert davon war, endlich zu lernen, wie Zauber gestrickt werden, dass sie sich bereits ganz in die Aufgabe gestürzt hatte, noch bevor die anderen ankamen. Aubrey wusste, dass nicht alle in die Strickerei gekommen waren, um sie zu retten; manche kamen aus Neugier, andere wurden von einer Freundin mitgeschleppt, und einige erschienen, weil sie nicht außen vor bleiben wollten. Aber sie waren da, nur das zählte. Und vielleicht hatte Tappan Square nun tatsächlich eine Chance.
    Bitty gab Aubrey einen Stoß in die Rippen. »Ich glaube, sie warten auf dich.«
    Aubreys Füße begannen zu kribbeln, und ihr Hals war auf einmal ganz trocken.
    Sie trat einen Schritt nach vorn. »Entschuldigung«, sagte sie. Dann, ein wenig lauter: »Entschuldigt, bitte.«
    »Hey! Leute!«, rief Nessa mit erstaunlicher Wucht. Aubrey war beeindruckt. Ein Dutzend Frauen blickte mit großen, ungläubigen Augen auf. »Fahr fort«, forderte Nessa.
    Aubreys Zehen waren so taub geworden, als hätte man sie in Eiswasser gesteckt.
    »Leg los«, flüsterte Meggie.
    »Okay, ich fange an«, flüsterte Aubrey zurück, als wären nicht längst alle Blicke im Raum auf sie gerichtet und als könnten nicht alle hören, was sie sagte. Doch sie brachte immer noch kein Wort heraus. Sie schloss die Augen und dachte: Was sagt man über das Sprechen vor großen Gruppen? Man soll sich das Publikum nackt vorstellen? Sie wusste nicht, wie sie es schaffen sollte.
    Es gab nur eine Möglichkeit: Sie musste an Mariah denken. Sie stellte sich vor, wie Mariah in ihren rauschenden

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