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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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weniger.«
    Aubrey seufzte.
    »Ich weiß schon, wie man rechte Maschen strickt. Und, hör zu, ich habe den Spruch an Mariahs Wand auswendig gelernt. Weißt du? Der Schäfer geht zum Tor hinein,/Holt mit dem Stab ein Schäfelein,/Tritt mit dem Schäfelein hervor … «
    » Schließt hinter sich das Tor . Ich weiß. So habe ich auch stricken gelernt.«
    Nessa sah sie hoffnungsvoll an. »Siehst du? Du musst mir kaum etwas beibringen. Es ist bloß … Ich kriege das mit dem Anschlagen nicht hin. Ich brauche dich für die erste Reihe.«
    Aubrey richtete den Blick auf die Wolle.
    »Biiiitte?«
    Sie sah auf.
    »Bitte, bitte?«
    Aubrey war kurz davor, nachzugeben, das konnte Nessa spüren. Sie war so kurz davor.
    Doch dann tauchte, wie üblich, ihre Mutter zum absolut falschen Zeitpunkt auf.
    Sie hörten, wie Bitty die Treppe hochkam und Carson bat, die Tür zu öffnen.
    Nessa stopfte die Wolle rasch in ein Holzfass. Ihre Bewegung war so schnell, dass es sie selbst erschreckte. Und sie wusste, noch bevor sie den Blick wieder auf ihre Tante richtete, dass nun jede Chance, dass Aubrey für sie die Maschen anschlagen würde, vertan war.
    »Hallo, die Damen«, rief Bitty fröhlich. Sie hatte rosa Apfelbäckchen von der Herbstluft, und ihr Haar war zu einem schwungvollen Pferdeschwanz gebunden. »Hey, Aubrey – Meggie und ich haben überlegt, dass wir drei heute Abend essen gehen sollten.«
    Ihre Mom wartete nicht auf eine Antwort. Sie gingschnurstracks mit den Armen voller Einkaufstaschen durch den Flur in den hinteren Teil der Strickerei.
    Nessa sah Aubrey an. Ihre Hände vermissten bereits das Gefühl der lila leuchtenden Wolle. Sie fragte sich, ob sie sich wohl verkalkuliert hatte und ob ihre Tante sie verpetzen würde.
    »Ich denke darüber nach«, sagte Aubrey.
    * * *
    Bitty rief ihren Mann nachmittags an, nachdem sie vom Einkaufen zurück war. Ihr Handy hatte vollen Empfang, also betrat sie die Kellertreppe und schloss die Tür hinter sich. Ihr stieg der Geruch von Staub, Zement und Holzschwamm in die Nase. Sie wählte die Büronummer ihres Mannes. Für einen Außenstehenden, der eine Seite des Gesprächs – seine oder ihre – zufällig mitbekam, hätte es herzlich genug geklungen.
    Hi. Wie geht’s dir?
    Gut. Prima. Den Kindern auch. Die Beerdigung? Ja, die war … nun … interessant.
    Alles in Ordnung auf der Arbeit?
    Gut. Die Kinder und ich überlegen, noch ein paar Tage länger hierzubleiben. Was meinst du?
    Na ja … ich dachte, du möchtest vielleicht etwas dazu sagen.
    Ja, ich weiß, dass bald Halloween ist. Sie können auch hier von Tür zu Tür gehen.
    Ich weiß noch nicht, wie lange.
    Das frage ich dich.
    Nein.
    Außerdem dachte ich, dass uns beiden ein bisschen Abstand guttun würde.
    Na gut, vielleicht brauche ich Abstand.
    Okay. Wenn du dazu keine Meinung hast, dann bleiben wir.
    Was soll mit dem Testament sein?
    Nein, sie hat uns nichts vererbt.
    Nichts.
    Das kannst du doch so nicht sagen!
    Es ist etwas anderes, wenn ich es sage.
    Ich muss los. Wir gehen heute Abend essen.
    Ja, ich sage den Kindern, dass sie dich vorm Schlafengehen anrufen sollen.
    Versuch, mich nicht zu sehr zu vermissen.
    Mmh.
    Genau.
    Tschüs.
    * * *
    Aubrey hatte vergessen, wie es war, das Haus voller Menschen zu haben – unordentliche, laute, anstrengende Menschen, die wie erhitzte Atome gegeneinanderstießen. Man musste über Dinge steigen, die auf dem Boden verstreut herumlagen. Am Garderobenständer im Flur war kaum genug Platz, und es war unvermeidlich, dass immer ein oder zwei Jacken herunterfielen. Der Eisteekrug, der am Morgen noch voll gewesen war, war nur noch mit einer kleinen Lache darin zurück in den Kühlschrank gestellt worden. Die Strickerei, die um Aubrey herum all die Jahre so still und ruhig gewesen war, glich nun einem Tornado.
    Bitty hatte das Abendessen für fünf Uhr geplant, und Aubrey hatte es merkwürdig gefunden, ein Abendessen unter Personen, die im selben Haus lebten, für eine bestimmte Uhrzeit zu planen – bis fünf Uhr näherrückte und sie als Einzige zum Gehen bereit war. Meggie hatte sich ganz wie in alten Zeiten im Bad eingeschlossen. Bitty war in mütterlicher Aufregung: Für die Kinder mussten Sandwiches zubereitet werden, und es wurde diskutiert,ob der Schinken wirklich bio war oder nicht. Carsons tragbare Spielkonsole war plötzlich verschwunden, als hätte sie sich in Luft aufgelöst, und aus irgendeinem Grund, den Aubrey nicht ganz verstand, verzögerte diese Tatsache den gesamten Prozess

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