Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
Vom Netzwerk:
Als die Kellnerin fort war, schauten ihre Schwestern sie an, als sähen sie sie zum ersten Mal.
    Aubrey legte die gefalteten Hände auf den Tisch. »Okay. Legt los.«
    Ihre Schwestern schwiegen.
    »Kommt schon. Lasst hören. Erklärt mir noch einmal ganz genau, warum ich die Strickerei verkaufen muss.« Sie wartete. Ohne es offen auszusprechen, war ihnen allen klar gewesen, dass an diesem Abend alles beredet und dieFrage, ob sie die Strickerei nun verkaufen oder behalten würden, ein für alle Mal geklärt werden sollte. Das Einzige, was Meggie und Bitty noch in Tarrytown hielt, war Mariahs reichlich vager letzter Wunsch. Dieses allerletzte kleine Hindernis musste beseitigt werden, dann konnten sie wieder ihrer Wege ziehen.
    Meggie ergriff zuerst das Wort: »Was das angeht … Vielleicht habe ich gestern ein bisschen zu heftig reagiert.«
    »Ich auch«, pflichtete Bitty bei. »Wir wollten nicht so hart klingen.«
    Aubrey lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihr wurde bewusst, dass ihre Schwestern sich beim Einkaufen am Morgen wohl über sie unterhalten und dabei einen Angriffsplan ausgeheckt hatten. »Dann … soll das heißen, dass ihr mir nicht das Leben schwermacht, weil ich in der Strickerei bleiben will?«
    »Das haben wir nicht gesagt«, entgegnete Meggie. »Wir wollten dich nur wissen lassen, dass wir Verständnis für dich haben. Wir begreifen, weshalb du bleiben möchtest.«
    »Wir finden aber immer noch, dass du verkaufen solltest«, fügte Bitty hinzu. »An eine Privatperson oder – wenn diese Enteignungssache beschlossen wird – an die Stadt.«
    »Das könnt ihr vergessen«, erwiderte Aubrey und versuchte, unbeschwert zu klingen. In New York nannten die Gesetzgeber den Prozess des Beschlagnahmens von Grundstücken gern Aneignung . In anderen Ländern trug er andere Namen. Doch jenseits aller Begrifflichkeiten war die Idee dieselbe: Die Regierung hatte das Recht, einer Person ihr Eigentum für das übergeordnete Wohl zu entwenden. Das hätte Aubrey vielleicht noch akzeptieren können, wenn Tappan Square in ein Waisenhaus, ein Krankenhaus oder einen Park hätte umgewandelt werden sollen. Doch falls die Horseman Woods Commons genehmigt würden, würde das Land für einen Spottpreisan einen privaten Bauunternehmer verkauft werden – als könnten Fremde sich besser um das Land kümmern als seine derzeitigen Besitzer. Das tat einfach nur weh. »Morgen Abend führt Tappan Watch eine Notabstimmung durch«, erläuterte Aubrey.
    »Um Mariah zu ersetzen?«, fragte Meggie.
    »Niemand kann Mariah ersetzen«, erwiderte Aubrey. »Aber, ja. Wir müssen entscheiden, wer die Führung übernehmen soll.«
    Die Kellnerin brachte ihre Getränke. Sie lächelte und war nun wieder ganz gefasst. »Ich bin Jess Nysen, nur damit ihr es wisst. Und die erste Runde geht auf mich.«
    »Danke«, sagte Aubrey. Die Kellnerin zwinkerte ihr zu und ging dann weiter. Aubrey nippte an ihrem Bier; es hatte eine goldene Farbe und schmeckte süffig. Sie wischte sich den Schaum aus dem Gesicht und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Schwestern zu. »Ihr habt gestern all die Leute gehört. Bei der Beerdigung?«
    »Die Leute, die aufgestanden sind und Reden gehalten haben?«, fragte Meggie.
    »Sie haben nicht nur über Mariah gesprochen und darüber, wie wichtig sie war. Sie haben über die Strickerei gesprochen. Was sie für Tarrytown bedeutet. Die Menschen brauchen die Strickerei. Sie ist wichtig. Denkt doch an all diejenigen, denen im Verlauf der Jahre geholfen wurde. Wie etwa unserer Kellnerin.«
    »Schön. Und was ist mit dem Mädchen, das heute Morgen da war?«, wollte Bitty wissen.
    Aubrey sah ihre Schwester an. »Woher weißt du davon?«
    »Nessa hat gesehen, wie sie das Haus verlassen hat. Unter Tränen.«
    »Oh.« Aubrey drückte mit ihrem Glas feuchte Ringe auf das Platzdeckchen aus Papier. »Was hast du zu ihr gesagt?«
    »Die Wahrheit: dass ich keine Ahnung habe, wovon sieredet«, antwortete Bitty. »Nur damit das klar ist, die Strickerei hilft nicht jedem.«
    »Aber das ist ihre eigene Schuld«, wandte Aubrey ein. »Die Magie ist zuverlässig. Aber wenn die Leute nicht etwas aufgeben, was …«
    »Ich kenne die Regeln«, unterbrach Bitty sie.
    Aubrey rückte ihren Stuhl näher an den Tisch heran. »Die Van Rippers sind seit Ende des Unabhängigkeitskriegs in der Strickerei. Im »Großen Buch im Flur « steht eine ganze Liste von Hüterinnen der Strickerei, die zum Anfang der Aufzeichnungen im Jahr 1867 zurückreicht und bis zu

Weitere Kostenlose Bücher