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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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er seine Meinung schnell ändert. Verstehst du? Schnell. Aber es tut sich nichts, und im Grunde ist es jetzt schon zu spät.«
    »Es tut mir leid«, antwortete Aubrey. »Ich habe keine Kontrolle darüber, wann ein Zauber funktioniert. Lass ihn den Schal einfach noch tragen.«
    Blancas harter Gesichtsausdruck blieb nun nicht länger unverändert. »Wir wissen beide, dass das nichts bringen wird.«
    Aubrey wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wandte ihren Blick vom Gesicht des Mädchens ab und spielte mit einem Strang Wolle herum, um sich wieder etwas zu fassen. »Hat Mariah dir alles erklärt?«
    »Ja«, sagte Blanca. »Vielleicht habe ich nicht das Richtige aufgegeben. Vielleicht war das Medaillon nicht genug.«
    Aubrey schwieg.
    »Aber das schien es doch zu sein«, fuhr sie fort. »Es war wirklich schmerzhaft, es wegzugeben. Es hat furchtbar weh getan – als würde mir jemand das Herz herausreißen. Als würde ich meine Mutter noch ein zweites Mal verlieren.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte Aubrey.
    »Der Schal wird nichts bringen.« Blancas Stimme klang schwach. »Also … kann ich das Medaillon zurückhaben?«
    Es gab Augenblicke, in denen Aubrey die Strickerei hasste und wünschte, sie würde niederbrennen. »Es tut mir leid«, sagte sie noch einmal.
    »Bitte?«, fragte Blanca.
    Aubrey sah sie an. Blanca hielt den rotweißen Schal auf Höhe ihres Brustbeins fest umklammert, wie ein Kind, das sich hinter einer Decke versteckt. Aubrey schüttelte den Kopf.
    Blanca lief rot an. »Willst du mich verarschen? Erst behauptest du, du könntest mir helfen, und dann nimmst du mir stattdessen die wichtigste Sache auf der Welt weg?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären kann. Es soll nicht so klingen, als wollte ich mich herausreden.«
    »Dafür gibt es keine Entschuldigung«, rief Blanca. Sie richtete sich auf, wobei ihre mächtige Brust nach vorn sprang. Ihre Augen waren gerötet. Sie schien am ganzen Körper zu zittern. »Ich bin davor gewarnt worden, herzukommen.Aber habe ich darauf gehört? Nein. Nein, das habe ich nicht.« Sie knüllte den Schal zusammen und warf ihn Aubrey, so fest sie konnte, entgegen. Aubrey fing ihn nicht auf. Seine weiche Masse traf sie im Gesicht und fiel dann sanft zu Boden.
    »Schön«, sagte Blanca. »Dann mache ich es eben ohne jede Hilfe. Wie alles andere auch.«
    Aubrey erwiderte nichts. Als Blanca forteilte, drang ein Windstoß kalter Herbstluft durch die Tür. Aubrey war froh, dass keine ihrer Schwestern in der Nähe war.
    * * *
    Nessa hatte auf der Verandatreppe gesessen und sich angestrengt bemüht, ein Wollknäuel zu entwirren, als ein Mädchen aus der Strickerei stürmte. Die Fliegengittertür knallte hinter ihr zu. An der Art, wie das Mädchen die hölzernen Verandastufen hinuntertrampelte, erkannte Nessa, wie aufgebracht sie war. Sie sammelte das fürchterliche Gewirr in ihrem Schoß auf und ging in die Strickerei. Hier war die Luft ebenso frisch und kühl wie draußen.
    Aubrey war allein. Sie stand am Fenster und blickte hinaus. Sie stand so ruhig da, dass Nessa nicht einmal erkennen konnte, ob sie atmete, so reglos, dass sie ein Teil des Raumes hätte sein können – wie die Vorhänge, die Regale oder der schmale Holzstuhl. Nessa räusperte sich leise. Ihre Tante machte vor Schreck einen Satz, und Nessa musste lachen. »Tut mir leid!«
    Aubrey lachte ebenfalls. »Kein Problem. Ich war nur ganz … in Gedanken.«
    »Was wollte das Mädchen von dir?«
    »Das gerade gegangen ist? Ach ja. Sie wollte mich nur etwas fragen.«
    Nessa trat weiter in den Raum hinein. Seit ihrer Ankunft in der Strickerei hatte sie kaum einen Moment alleinmit ihrer Tante verbracht. Doch Nessa war niemand, der eine günstige Gelegenheit verstreichen ließ. Ihre Mutter hatte sie einmal als Opportunistin bezeichnet, und ihr gefiel der Klang des Wortes – so scharf und gefährlich. Alle anderen waren vor einer Stunde zum Einkaufen gegangen. Außer Aubrey. Und so hatte Nessa entschieden, ebenfalls zu Hause zu bleiben.
    »Wie geht es dir?«, fragte Aubrey.
    »Ganz gut. Und dir?«
    Aubrey neigte den Kopf und sah sie nachdenklich an. Nessa zuckte zusammen. Ihre Mutter hatte sie gewarnt, dass es unangenehm sein konnte, ihrer Tante in die Augen zu sehen. Ihre blauen Augen waren riesengroß, aber eher furchterregend als hübsch. Es war nicht leicht, ihnen standzuhalten. Aubrey senkte den Blick auf die Dielen, was eher automatisch als höflich wirkte.
    »Ich muss mich noch daran gewöhnen. Es ist immer

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