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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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meinem Namen führt. Ich kann nicht diejenige sein, die sie verlässt. Ich kann nicht diejenige sein, die mit der Tradition bricht.«
    »Aber gefällt es dir so, wie es ist?«, fragte Meggie.
    »Natürlich«, gab Aubrey zurück.
    »Ganz sicher nicht«, widersprach ihr Bitty.
    Aubrey schwieg einen Moment lang. Dann gab sie auf. »Es kommt nicht darauf an, ob es mir gefällt. Es ist meine Aufgabe. Dafür wurde ich geboren. Es gibt keine andere Wahl.«
    Bitty entgegnete: »Das mag bei manch anderem zutreffen. Aber du kannst dich entscheiden. Du könntest auch etwas anderes tun.«
    »Ich glaube, du verstehst mich nicht.«
    Bitty klopfte leicht mit dem unteren Ende ihres Steakmessers auf den Tisch. »Wahrscheinlich nicht. Warum willst du noch nicht einmal darüber nachdenken, fortzuziehen und dir ein besseres Leben aufzubauen? Du könntest dir einen Job in der Stadt suchen oder noch mal aufs College gehen. Ich meine – du willst doch nicht dein Leben lang Bücher in Regale einräumen, oder? Und stricken kannst du ja immer noch nebenbei.«
    Aubrey lachte. »Man kann etwas, das man mit Leidenschaft tut, nicht nebenbei machen. Herrje, Bitty – was füreine Mutter wärst du, wenn du es nur nebenbei machen würdest?«
    Meggie schaltete sich wieder ein: »Hey – wie viel Geld hat die Stadt dir geboten?«
    »Zwei fünfzig.«
    Bitty runzelte die Stirn. »Das erscheint mir zu wenig.«
    »Das ist der gängige Marktpreis«, erklärte Aubrey.
    »Wieso sollte die Stadt Grundstücke anständig bewerten, die für sie ganz offensichtlich ohne Wert sind?«, gab Meggie zu bedenken.
    »Gute Frage«, meinte Aubrey.
    »Trotzdem sind zwei fünfzig immer noch ein schöner Batzen Kleingeld«, warf Bitty ein. »Das wären dreiundachtzig Riesen für jede von uns, Steuern nicht mitgezählt.«
    »Okay – das ist echt eine Menge Geld«, gab Meggie zu.
    Die Kellnerin kam mit ihrem Essen. Bitty bekam einen Cranberry-Walnuss-Salat, Meggie hatte einen Teller bunte Nachos mit Guacamole und saurer Sahne bestellt, und Aubrey hatte sich für eins ihrer Lieblingsgerichte entschieden: eine Pizza Margherita, ohne weiteren Belag.
    Bitty hielt ihre Gabel beim Sprechen in die Luft. »Finanzen beiseite, Aubrey, es ist deine Entscheidung. Ob die Stadt die Strickerei bekommt oder wir sie an jemand anderes verkaufen, bestimmst du allein.«
    »Nichts davon wird geschehen.« Aubrey legte ihr Pizzastück zurück auf den Teller. Es war noch zu heiß zum Essen. »Und was ist überhaupt mit euch beiden?«
    »Uns?«, riefen beide gleichzeitig und brachen dann in Gelächter aus.
    »Was ist los mit Craig?«, fragte Aubrey ihre ältere Schwester. »Weshalb ist er nicht zur Beerdigung gekommen?«
    »Er musste arbeiten«, sagte Bitty.
    »Ach ja. Die Frau, die dich praktisch großgezogen hat, stirbt, und er muss arbeiten.« Als Nächstes richtete Aubreysich an Meggie: »Und was ist mit dir? Du hast uns kein Wort darüber gesagt, wo du die ganze Zeit gesteckt hast oder was du getan hast.«
    »Vielleicht, weil es euch nichts angeht!«
    »Eine Zeitlang schien jede neue Postkarte von dir aus einem anderen Bundesstaat zu kommen«, fuhr Aubrey fort.
    »Ja. Weil ich viel herumgereist bin.«
    »Arbeitest du?«
    »Ich habe eine Website, über die ich selbstgemachte Sachen verkaufe. Ich will keine Rechnungen bezahlen müssen, also habe ich weder ein Auto noch eine Wohnung. Nichts, was mich festhält.«
    »Und fühlst du dich nicht einsam? Wenn du die ganze Zeit herumreist?«
    Meggie lachte. »Ich begegne einer Menge Leute. Glaub mir. Einer Menge.«
    »Aber das sind keine Freunde«, beharrte Aubrey. »Keine Menschen, die dich kennen – dich wirklich in- und auswendig kennen. Du hast Leute, mit denen du Zeit verbringst und die du wieder vergisst, wenn du weiterziehst. Solche Leute würde ich nicht als Freunde bezeichnen.«
    »Wir sind nicht hier, um über mich zu reden«, wandte Meggie ein. »Wir reden über die Strickerei.«
    »Und jetzt weichst du mir aus«, stellte Aubrey fest. »Was verheimlichst du uns?«
    Bitty ließ ihre Gabel sinken. »Was soll das, Aub? Wir wollen dir doch nur helfen.«
    »Ich versuche euch klarzumachen, dass ihr, die ihr so beschäftigt damit seid, mein Leben zu hinterfragen, eure eigenen Probleme zu lösen habt.«
    Ihre Schwestern verstummten. Draußen ertönte die Hupe eines Autos. Menschen gingen auf dem Bürgersteig vorbei. Der Mond war ein eingerollter Faden, der am graublauen Himmel hing.
    »Da hast du wohl recht«, meinte Bitty schließlich.
    Aubrey

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