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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren«, erwiderte sie. »Ich dachte, du wärst mit deiner Mutter einkaufen gegangen?«
    »Nein. Aber du musst nicht auf mich aufpassen oder so. Ich bin ständig allein zu Hause.«
    »Das ist … Ich wollte gar nicht …« Aubrey wurde noch ein wenig blasser. »Was hast du mit der Wolle vor?«
    Nessa hatte gedacht, sie hätte die gebündelte Wolle gut genug hinter ihrem Rücken versteckt, doch ein einzelner langer Tentakel hatte sich aus dem Knäuel gelöst und hing nun hinter ihr auf den Boden. »Ups. Ich bin wohl erwischt worden!« Sie kicherte nervös und zog das Knäuel hinter ihrem Rücken hervor.
    Es war ein schreckliches Durcheinander – ein aus Schlingen und Schlaufen bestehendes Vogelnest mit einer einzelnen silbernen Stricknadel in der Mitte, die wie ein Pflock im Herz eines Vampirs steckte. Als Nessa die Wolle auf einem Regal im Laden gefunden hatte, war sienoch eine ordentliche kleine Schleife gewesen, die an einen Spritzkuchen oder einen geflochtenen Laib Challa erinnerte. Sie hatte sie auf eine Weise gerufen, die sie sich nicht erklären konnte, als wäre ein kleiner Feuerwerkskörper am Rand ihres Blickfelds explodiert, um sie darauf aufmerksam zu machen. Die Stränge hatten die Farbe von Kaugummi mit Traubengeschmack – traubenartiger als jede echte Traube. Eine Farbe, die aussah, als würde sie im Mund zerplatzen und zu Saft werden. Sie musste die Wolle einfach haben.
    »Drehst du jetzt durch?«, fragte Nessa.
    »Nein, ich drehe nicht durch, mir geht es bestens – oh. du meinst, ob ich sauer bin?« Aubrey verschränkte die Arme, und ihr Pullover bauschte sich in dicken Falten. »Ich bin nicht sauer. Aber deine Mom würde nicht wollen, dass du es behältst.«
    Nessa merkte erst beim Ausatmen, dass sie die Luft angehalten hatte. »Ich habe dir beim Stricken zugesehen – als wir gestern Abend im Park waren. Es sieht gar nicht so schwer aus.«
    »Ich wusste doch, dass mich jemand beobachtet hat«, erwiderte Aubrey.
    »Ich möchte es lernen«, erklärte Nessa. Sie blickte auf das Fadengewirr in ihren Händen.
    »Ich bin mir zu neunundneunzig Komma neun neun neun Prozent sicher, dass ich rechte oder linke Maschen stricken könnte. Aber ich kriege den Anfang einfach nicht hin.« Sie hielt das wirre Knäuel in die Luft, das ihr vor Frust beinahe Tränen in die Augen getrieben hatte.
    Aubrey löste die Arme. »Lass mich mal sehen.«
    Nessa reichte es ihr. Die Nadel fiel klappernd zu Boden, und sie bückte sich, um sie aufzuheben. Als sie wieder aufrecht stand, sah sie ihre Tante schmunzeln. Die Wolle in ihren Händen erinnerte an einen eingefrorenen Hornissenschwarm.
    »Schon in Ordnung«, meinte Nessa. »Du kannst ruhig lachen.«
    Aubrey lächelte und strich mit dem Daumen über ein Blütenblatt aus hervortretender Wolle. »Passiert den Besten von uns. Irgendwann vergeudet jeder einmal die ein oder andere Stunde mit Entwirren.«
    »Es ist einfach so passiert«, sagte Nessa. »Je mehr Wolle ich aus der Schlinge zog, umso mehr verhedderte es sich.«
    »Du musst es erst zu einem Knäuel aufwickeln, bevor du es benutzen kannst. Sonst verknotet es sich.«
    »Na ja, aber selbst wenn es nicht total verknotet wäre, wüsste ich immer noch nicht, wie ich die Maschen auf die Nadel bringen soll. Ich habe es mir in einem Buch angeschaut, aber es ergab keinen Sinn.«
    Nessas Blick verfinsterte sich. Die Bücher, die sie in Mariahs Zimmer gefunden hatte, hatten sie immer nur entmutigt. Das Beste, was sie zu bieten hatten, waren Zeichnungen von etwas, das wie Spaghetti mit Stäbchen aussah. In einem Buch wurde das Anschlagen zwar erklärt, aber so knapp wie ein Stichwort in einem Lexikon – und Nessa musste etwas immer erst ein paarmal in einem ganzen Satz hören, bevor sie es verstand. »Ich will einen Schal stricken. Ganz einfach kraus rechts, für den Anfang. Wenn du nur die erste Reihe für mich anschlagen und die Maschen auf die Nadel bringen könntest, dann kann ich von da an, glaube ich, allein weitermachen.«
    Aubreys Lächeln verblasste. Sie gab Nessa die Wolle zurück. »Ich muss darüber nachdenken.«
    »Aber … wieso? Es geht doch nur ums Stricken.«
    »Es ist ein bisschen komplizierter.«
    »Weil meine Mom nicht will, dass ich es lerne?«
    »Zum Teil.«
    »Hat es etwas mit dem Mädchen zu tun, das gerade rausgerannt ist?«
    »Das ist ein Thema für Erwachsene.«
    »Das Mädchen war auch nicht erwachsen«, protestierte Nessa. »Sie war in meinem Alter. Mehr oder

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