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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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tatsächlich ein kaltherziger Mistkerl gewesen?«
    »So weit würde ich nicht gehen. Aber manchmal konnte er ziemlich gefühllos sein.«
    »Tatsächlich? Was hat der Mistkerl getan?«
    »Nun ja, er hat zum Beispiel seine Kinder im Stich gelassen, als seine erste Ehe in die Brüche ging. Er hat Mileva und ihre zwei Söhne in der Schweiz zurückgelassen, während er nach Berlin ging, um an der Relativitätstheorie zu arbeiten. Und die Tochter, die er mit Mileva bekommen hatte, bevor sie geheiratet haben, hat er nie anerkannt.«

    »Hey, Moment mal. Einstein hatte eine uneheliche Tochter?«
    »Ja, sie hieß Lieserl. Sie wurde 1902 geboren, als Einstein noch ein mittelloser Hauslehrer in Bern war. Weil es ein Skandal war, haben ihre Familien die Sache vertuscht. Mileva ist zurück zu ihren Eltern nach Serbien gegangen, um das Baby auszutragen. Und dann ist Lieserl entweder gestorben, oder sie wurde zur Adoption freigegeben. Genau weiß man das nicht.«
    »Was? Wieso weiß niemand davon?«
    »Einstein hat aufgehört, sie in seinen Briefen zu erwähnen. Dann kam Mileva zurück in die Schweiz, und sie haben geheiratet. Und keiner von beiden hat je wieder von Lieserl gesprochen.«
    Monique wandte sich abrupt von ihm ab. Mit gerunzelter Stirn starrte sie auf den schäbigen grauen Stoff, der den Boden des Laderaums bedeckte. David war von ihrem plötzlichen Stimmungsumschwung verwirrt. »Hey, was ist los?«
    Monique schüttelte den Kopf. »Nichts. Mir geht’s prima.«
    Durch ihre Nähe ermutigt, legte er ihr die Hand unters Kinn und drehte ihren Kopf, bis er ihr in die Augen sehen konnte. »Komm schon«, sagte er. »Keine Geheimnisse zwischen Kollegen.«
    Sie zögerte. Einen Moment lang dachte David, sie würde wütend werden, aber stattdessen wandte sie sich wieder ab und starrte aus dem Fenster. »Als ich sieben war, wurde meine Mutter schwanger. Der Vater war wahrscheinlich einer der Typen, von denen sie Heroin kaufte. Am Tag nach der Geburt gab sie das Baby fort. Sie hat mir nie irgendwas davon erzählt, außer dass das Baby ein Mädchen war.«
    David fuhr mit seiner Hand über die weiche Haut unter Moniques Unterkiefer, bis seine Finger ihr Ohr berührten.
»Hast du jemals herausgefunden, was mit ihr geschehen ist?«
    Sie nickte, ohne ihn anzusehen. »Ja. Sie ist jetzt eine Crack-Hure.«
    In ihrem Augenwinkel sammelte sich eine Träne und lief dann ihre Wange hinunter. Unwillkürlich beugte sich David zu ihr hinüber und küsste sie ihr weg. Er spürte die Feuchtigkeit auf den Lippen, schmeckte das Salz. Dann schloss Monique die Augen, und er küsste sie auf die Lippen.
    Mindestens eine Minute lang küssten sie sich schweigend auf dem Boden des Laderaums wie zwei Teenager, die sich vor den Erwachsenen auf den Vordersitzen verstecken. Monique schlang die Arme um seine Taille und zog ihn näher an sich heran. Der Kombiwagen wurde langsamer – sie näherten sich offenbar der Ausfahrt Columbus -, aber David hob nicht den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen. Er küsste sie erneut, während der Wagen die Ausfahrt nahm und eine weit geschwungene Kurve fuhr, die ihn an Möwen denken ließ, wie sie über dem Meer ihre Kreise zogen, und brachte das irgendwie damit durcheinander, wie weich und schmiegsam sich Moniques Lippen anfühlten. Schließlich zog er sich von ihr zurück und schaute sie an. Mehrere Sekunden starrten sie sich gegenseitig an, ohne ein Wort zu sagen. Dann bog der Kombi scharf nach rechts ab und blieb stehen.
    Sie machten sich schnell voneinander los und schauten aus dem Fenster. Der Wagen parkte vor einer heruntergekommenen Ladenzeile an einer Allee, auf der bereits viele Fahrzeuge unterwegs waren. David erkannte, dass sie nicht weit von Fort Benning entfernt waren, weil die Namen aller Geschäfte etwas Militärisches an sich hatten. Das größte war das Ranger Rags, in dem Lagerbestände der Army und Navy billig verkauft wurden und dessen Schaufensterpuppen Tarnkleidung trugen. Daneben gab es ein Imbissrestaurant namens Combat Zone Chicken und einen Tätowierungssalon
namens Ike’s Inks. Ein paar Meter weiter stand ein fensterloses Gebäude aus Schlackesteinen mit einer großen Leuchtreklame auf dem Dach. Die orangefarbenen Neonröhren waren zur Form einer vollbusigen Frau verdreht, die auf den Worten THE NIGHT M ANEUVERS LOUNGE lag. Im Widerspruch zu ihrem Namen schien die Lounge vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet zu sein: Mindestens zwei Dutzend Wagen waren vor der Bar geparkt, und ein zwielichtig

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