Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
Vom Netzwerk:
Schweißtropfen liefen ihm die Stirn hinunter und sammelten sich an den Rändern seiner Brille. »Mist! Ich kann nichts sehen!«
    »Geh nach links, nach LINKS! Da ist eine Treppe!«
    Er wandte sich nach links, taumelnd wie ein Betrunkener. Schüsse hallten in dem Korridor wider, aber er sah nur weiße Blitze. Die Simulation überwältigte sein Gehirn, bereitete ihm Übelkeit. Er hätte am liebsten den Headset heruntergerissen. »Moment mal, ich muss aufhören! Irgendwas ist hinter mir!«
    »Nein, mach weiter! Michael ist auf Stufe C3. Er ist fast fertig!«
    Schließlich fand David die Treppe. Das Display wurde heller, als er hochging, und zeigte ihm einen anderen Korridor
oben am Ende der Treppe. Er ging den Flur hinunter und kam an mehreren leeren Zimmern vorbei, in denen blutige Leichen auf dem Boden lagen.
    »Geh nach rechts, wenn du am Ende des Flurs bist«, wies Monique ihn an. »Dann kannst du …«
    Ein Soldat kam aus einem der Zimmer herausgerannt, nur ein paar Fuß vor ihm. David war derart überrascht, dass er seine M-16 fallen ließ. Er machte einen Schritt zurück, hob instinktiv die Hände und machte sich auf seinen virtuellen Tod gefasst. Aber der Soldat drehte sich nur um und lief vor ihm den Flur hinunter. Mit Verspätung bemerkte David, dass diese Gestalt keine schwarze Jacke anhatte; sie trug eine Khaki-Uniform und hatte eine knallrote 1 auf seinem Helm. Es war Michael.
    Begeistert hob David sein Gewehr auf und folgte ihm. Am Ende des Korridors schwenkte Michaels Soldat nach rechts ab, und David hörte eine Salve von Schüssen. Als er den Jungen eingeholt hatte, lagen alle sechs noch übrigen Feinde mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden.
    »Das war’s!«, schrie Monique. »Du bist auf der höchsten Stufe.«
    Michaels Soldat ging auf eine Tür am anderen Ende des Zimmers zu. David hielt den Atem an, weil er damit rechnete, endlich die Gleichungen des Herrn Doktor zu sehen. Aber stattdessen betraten sie ein Zimmer, das wie eine Umkleide aussah. An allen vier Wänden standen dutzendweise graue Metallspinde. Michaels Soldat ging auf den nächsten Spind zu und berührte ihn mit seiner M-16. Eine neue Waffe materialisierte sich in seinen Händen, ein Gewehr, das an der Unterseite des Laufs mit einem fetten Zylinder ausgerüstet war. Ein Granatenwerfer.
    David sank der Mut. Das war nicht die höchste Stufe. Es schien sich um einen zwischenzeitlichen Bereitstellungsbereich zu handeln, einen Ort, an dem man sich eine neue
Waffe für eine weitere Runde besorgte. »Verdammt! Wie lange geht das denn noch weiter?«
    »Warte einen Moment«, erwiderte Monique. »Schau dir die Buchstaben auf den Spinden an.«
    Jeder Spind trug einen Satz mit Schablonen gemalter Buchstaben an der Tür. Die Initialen standen eindeutig für militärische Dienstgrade: Der erste Spind war mit PVT für Private markiert, der zweite mit CPL für Corporal, der dritte mit LT für Lieutenant und so weiter. David erkannte das erste Dutzend Dienstgrade, aber je weiter er kam, desto obskurer wurden die Abkürzungen: WO/1. CWO/5, CMSAF, MGYSGT.
    »Sieh dir mal die Spindreihe an der gegenüberliegenden Wand an«, sagte Monique. »Der vorletzte Spind.«
    David erblickte die Initialen: SVIA/4. »Ach du heilige Scheiße! Die Buchstaben auf dem Gameboy!«
    Er eilte zu dem Spind und klopfte mit dem M-16 gegen die Tür. Auf dem VR-Display sah David, wie sich der virtuelle Granatenwerfer an seinem Gewehr bildete. Zur gleichen Zeit ordneten sich die Symbole an der Spindtür neu an. Das S bewegte sich ein kleines Stück nach links, das A/4 ebenso weit nach rechts. Dann drehte sich das VI um neunzig Grad im Uhrzeigersinn. Das Resultat war eine Gleichung:
    S ≤ A/4
    David erkannte sie nicht. Aber er war auch kein Physiker. »Monique, siehst du das?«, rief er in das Mikrofon. »Weißt du …«
    »PASS AUF!«
    Er hörte wieder Schüsse. Er drehte sich gerade rechtzeitig herum, um Michaels Soldat zu Boden gehen zu sehen. Dann wurde das VR-Display rot, als wäre es mit Blut bespritzt worden.

     
    Es ist ein armseliger Ersatz für Krieg, dachte Simon, als er über Guptas Schulter auf den Computerbildschirm schaute. Selbst für eine Ausbildungsübung war das Programm auf absurde Weise unrealistisch. Wenn die Soldaten niedergeschossen wurden, krümmten und wanden sie sich nicht auf dem Boden oder schrien nach ihren Müttern. Sie brachen einfach zusammen. Es war ein Spiel für Kinder, ein Spielzeug. Gupta brauchte seine Hilfe nicht; alles, was er tun musste,

Weitere Kostenlose Bücher