Die Würfel Gottes
wollte.
David wandte sich wieder an Monique. »Okay, wir haben zwei Möglichkeiten. Wir können den USB-Stick über die Grenze schmuggeln und Verbindung zu den Vereinten Nationen oder zum Internationalen Gerichtshof aufnehmen, irgendeiner Organisation, der man vertrauen kann, dass sie die Theorie schützt. Oder wir können das Ding selbst verstecken. Vielleicht können wir einen besseren Ort finden als …«
»Nein, wir können sie nicht verstecken.« Monique zog den USB-Stick aus seinem Port an dem Laptop. Der kleine silberne Zylinder glänzte in ihrer Hand. »Wir müssen sie vernichten.«
Davids Muskeln verkrampften sich. Er verspürte den Drang, Monique den USB-Stick zu entreißen. »Bist du verrückt! Das ist die Theorie von Allem!«
Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß, was es ist. Ich habe die letzten zwanzig Jahre mit der Arbeit an diesem Problem verbracht.«
»Dann weißt du, dass wir es nicht wegwerfen können! Wir müssen es bewahren, nicht zerstören!«
Monique schloss die Finger um den Zylinder. »Das ist zu
riskant, David. Wenn Einstein die Theorie nicht verstecken konnte, was bringt dich dann auf den Gedanken, dass du es kannst?«
Er schüttelte den Kopf. »Dr. Kleinman hat mir aufgetragen, Einsteins Geschenk sicher aufzubewahren! Das waren seine letzten Worte: ›Bringen Sie es in Sicherheit.‹«
»Glaub mir doch, ich will das nicht tun. Aber wir müssen an die Sicherheit aller denken. Die Terroristen wollen diese Theorie genauso sehr wie die Regierung, und sie waren bereits kurz davor, sie zu bekommen. Erinnerst du dich an den Soldaten in dem Warfighter-Programm, den mit der Zahl 3 auf seinem Helm?«
Sie schloss ihre Finger noch fester um den USB-Stick. Während David sie beobachtete, zog eine visuelle Erinnerung von Einsteins Gleichungen vor seinem geistigen Auge vorbei. Es war immer noch Kauderwelsch für ihn, aber er erinnerte sich an mehrere Formeln. »Es ist zu spät«, sagte er. »Wir haben die Theorie gesehen. Sie ist jetzt in unseren Köpfen.«
»Ich habe dir nicht alle Gleichungen gezeigt. Und mein Gedächtnis ist nicht so gut wie deins. Nachdem wir den USB-Stick zerstört haben, sollten wir uns dem FBI stellen. Sie werden uns verhören, aber sie können uns nicht zwingen, irgendwas zu sagen. Ich habe lieber mit denen zu tun als mit den Terroristen.«
David verzog das Gesicht, als er an sein Verhör in dem FBI-Gebäude an der Liberty Street denken musste. »So einfach wird es nicht sein. Schau mal, warum machen wir nicht …«
Ein Schrei unterbrach ihn. Es war Graddicks Stimme. Er kam zurück auf die Lichtung gerannt, schweißüberströmt und mit wildem Blick. »Sie ist nicht im Wagen!«, schrie er. »Elizabeth ist verschwunden!«
Verfluchte Scheiße, dachte Beth, hier gibt’s ja nichts außer Bäumen! Barfuß stolperte sie über den unbefestigten Feldweg und versuchte, so schnell wie möglich zurück auf die Landstraße zu kommen. Der Wald war so dicht, dass sie die Hand kaum vor den Augen sehen konnte, und sie stieß immer wieder mit den Zehen gegen Wurzeln und Steine. Sie hatte ihre Pumps in dem Kombi liegen lassen, und inzwischen hatte sie sich die Fußsohlen an allen möglichen Stellen aufgerissen, aber das war ihr egal. Was sie im Moment brauchte, war ein großer Schuss, und obwohl sie dreihundert Dollar in ihrer Hose stecken hatte, würde sie hier in dem Wald mit absoluter Sicherheit keinen Dealer finden.
Endlich sah sie weiter vorn Licht, das durch die Blätter funkelte. Sie sprintete darauf zu und fand sich auf der Route 68 wieder, einer einspurigen Landstraße, die schwach im Mondschein schimmerte. Okay, dachte sie, damit wären wir wieder im Geschäft. Früher oder später würde ein geiler alter Bursche vorbeifahren. Sie schlug sich mit der flachen Hand den Schmutz von den Füßen, schob sich die Haare aus der Stirn und steckte ihr T-Shirt in die Hose, damit sich ihre Brüste besser darunter abzeichneten. Aber die Landstraße war leer. Nicht ein einziges Auto. Nach zehn Minuten begann sie die Straße entlangzugehen, in der Hoffnung, eine Tankstelle zu finden. Es war nicht sehr kalt, aber ihre Zähne fingen an zu klappern. »Scheiße!«, schrie sie die Bäume an. »Ich brauche einen verdammten Schuss!« Aber alles, was sie zur Antwort bekam, war das wahnsinnige Schnarren der Zikaden.
Beth stand kurz vor dem Zusammenbruch, als sie um eine Kurve kam und ein langes, niedriges Gebäude erblickte. Es war eine kleine Ladenzeile – ein Geschäft mit Geschenkartikeln,
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