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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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die Studenten loslassen mussten und er auf den Boden fiel. Karen schrie wieder hinter ihrem Knebel auf. Schließlich kam ein dritter Student den beiden ersten zu Hilfe, und sie hoben David gemeinsam hoch und trugen ihn zu dem letzten Lieferwagen.
     
    Es war spät, deutlich nach Mitternacht. Die Fahrzeuge bewegten sich langsam über eine kurvenreiche Straße vorwärts. Obwohl Monique nicht nach draußen sehen konnte, konnte sie das Rumpeln der Räder hören und die Kurven spüren. Sie nahmen wahrscheinlich die Nebenstraßen, um Straßenkontrollen auf dem Interstate Highway aus dem Weg zu gehen.
    Auf ihrer linken Seite standen Professor Gupta und seine Studenten um einen Computer herum, der in der gegenüberliegenden Ecke des Laderaums aufgestellt worden war. Nur ein paar Fuß entfernt saß Michael auf dem Boden und spielte wieder Warfighter auf seinem Gameboy, nachdem irgendjemand die Batterien dafür wieder aufgeladen hatte. Gupta hatte mehrere Stunden mit seinem Enkel zusammengehockt und ihm im Flüsterton Fragen nach der Einheitlichen Feldtheorie gestellt, während seine Studenten die Antworten in den Computer eingegeben hatten, aber mittlerweile hatte der Professor offensichtlich alles bekommen, was er brauchte. Er grinste den Monitor triumphierend an, bevor er sich von der Gruppe trennte und zu Monique kam. Ihr erster Impuls war, dem Dreckskerl an die Kehle zu gehen, aber sie war leider immer noch gefesselt und geknebelt.
    »Ich möchte, dass Sie das sehen, Dr. Reynolds«, sagte er. »Für einen Physiker ist das wie ein Traum, der wahr geworden
ist.« Er drehte sich zu zwei blassen Studenten mit dicken Brillen um. »Scott, Richard, würden Sie bitte Dr. Reynolds zu dem Terminal führen?«
    Die Studenten packten sie an den Schultern und den Knöcheln, trugen sie durch den Laderaum und setzten sie auf einen Klappstuhl vor dem Computerbildschirm. Gupta beugte sich über ihre Schulter. »Wir haben ein Programm entwickelt, das die Erzeugung des extra-dimensionalen Neutrinostrahls simuliert. Dank der Informationen von Jacques Bouchet und Alastair MacDonald wussten wir schon, dass wir das Tevatron benutzen konnten, um den Strahl zu generieren. Und sobald Michael uns die Feldgleichungen genannt hatte, waren wir in der Lage, die notwendigen Änderungen für den Beschleuniger zu berechnen. Jetzt können wir Probeläufe auf dem Computer fahren, damit wir wissen, wie wir vorgehen müssen, sobald wir im Fermilab sind.« Er streckte eine Hand nach der Tastatur aus, tippte auf die Enter-Taste und deutete auf den Bildschirm. »Schauen Sie genau hin. Das Erste, was Sie sehen werden, ist eine Simulation der Teilchenkollision im Tevatron.«
    Sie musste einfach hinschauen, sie hatte keine Wahl. Der Bildschirm zeigte ein dreidimensionales Gitterwerk, ein mit schwachen weißen, ganz leicht zitternden Linien gezeichnetes rechteckiges Schema. Dabei handelte es sich offenbar um die Darstellung eines Vakuums, eines Bereichs leerer Raumzeit mit kleinen Quantenfluktuationen. Aber das Vakuum blieb nicht lange leer. Nach ein paar Sekunden sah sie Schwärme von Teilchen, die von der rechten und linken Seite des Bildschirms hereinströmten.
    »Das sind Simulationen der Proton- und Antiproton-Strahlen, die sich durch das Tevatron bewegen«, bemerkte Gupta. »Wir werden sie in konvexen Wellen pulsieren lassen, damit die Teilchen in einem perfekt kugelförmigen Muster kollidieren werden. Schauen Sie hin!«

    Als Monique die Teilchen genauer betrachtete, sah sie, dass es sich in Wirklichkeit um winzige gefaltete Haufen handelte, die jeweils durch das Raumzeit-Gitter glitten wie ein Schlippstek auf einer Schnur. Im Moment des Zusammenstoßes erleuchteten die Kollisionen die Mitte des Bildschirms, und alle Knoten gingen gleichzeitig auf und verdrehten das sie umgebende Gitterwerk gewaltsam. Dann zerriss das Netz aus den weißen Linien, und ein Sperrfeuer neuer Teilchen schoss durch die entstandene Bresche. Die sterilen Neutrinos.
    Gupta zeigte aufgeregt auf die Teilchen. »Sehen Sie, wie sie entkommen? Die Kollisionen werden die Raumzeit so stark verzerren, dass ein Strahl steriler Neutrinos aus unserer Brane hinaus und in die Extra-Dimensionen getrieben wird. Warten Sie, ich will den Ausschnitt etwas vergrößern.«
    Er tippte wieder auf der Tastatur herum, und danach zeigte der Bildschirm ein zerknittertes, gewelltes Stoffstück der Raumzeit vor einem schwarzen Hintergrund. Es war die Brane unseres Universums, eingebettet in den zehn-dimensionalen

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