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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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würde man dies vermutlich als Beweisstück bezeichnen. Ein später Zusatz zu Ihrer historischen Recherche, was? Es erklärt jedenfalls ein paar Dinge.«
    Er drehte das Medaillon herum, sodass David das Bild sehen konnte. Es war eine alte Fotografie, ein sepiagetöntes Porträt einer Mutter mit ihrer Tochter. Die Mutter war eine Schönheit mit langen dunklen Haaren; das Mädchen war etwa sechs Jahre alt. Beide starrten ausdruckslos in die Kamera, ohne zu lächeln. »Dieses Foto ist in Belgrad vor dem Krieg gemacht worden«, erläuterte Simon. »Höchstwahrscheinlich in den späten Dreißigerjahren. Elizabeth war sich nicht sicher, was das Datum angeht.« Er zeigte zunächst auf die Tochter. »Das hier ist Hannah, Elizabeths Mutter. Sie ist nach dem Krieg nach Amerika gekommen und hat Gupta geheiratet. Eine unglückliche Wahl.« Sein Finger bewegte sich zu der dunkelhaarigen Mutter. »Und das ist Elizabeths Großmutter. Sie ist in einem Konzentrationslager gestorben. Sie war Halbjüdin, verstehen Sie? Hier, ich zeige es Ihnen.«
    Er schob das Bild aus dem Medaillon heraus und drehte es um. Auf die Rückseite der Fotografie hatte jemand geschrieben Hannah und Lieserl.

    Simon grinste erneut. »Sie erkennen den Namen wieder, nicht wahr? Ich kann Ihnen versichern, das ist kein Zufall. Elizabeth hat mir die ganze Geschichte erzählt. Ihre Großmutter war die uneheliche Tochter vom Herrn Doktor.«
    Unter anderen Umständen wäre David überwältigt gewesen. Für einen Einstein-Biografen war dies hier gleichbedeutend mit der Entdeckung eines neuen Planeten. Wie die meisten Historiker hatte David angenommen, dass Lieserl im Kindesalter gestorben war; jetzt wusste er, dass sie nicht nur überlebt hatte, sie hatte auch lebende Nachkommen. Aber in seinem derzeitigen Zustand empfand er keine Freude bei der Enthüllung. Sie erinnerte ihn nur noch einmal daran, wie blind er gewesen war.
    Simon schob das Foto wieder in das Medaillon zurück. »Nach dem Krieg erfuhr der Herr Doktor, was mit seiner Tochter passiert war. Er ließ seine Enkelin Hannah, die sich bei einer serbischen Familie versteckt hatte, nach Amerika kommen, aber er gab nie zu, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er zu dem Mädchen stand. Wie Sie wissen, hielt der alte Mann nicht viel von familiären Beziehungen.« Er klappte das Medaillon zu und steckte es sich wieder in die Hose. »Hannah hat Gupta allerdings davon erzählt. Und Kleinman auch. Deshalb haben die beiden um sie gekämpft. Sie wollten beide die Enkelin des Herrn Doktor heiraten.«
    Er nahm noch einen Schluck Wodka. Er hatte bereits mehr als die Hälfte der Flasche getrunken. »Sie fragen sich wahrscheinlich, warum ich Ihnen das alles erzähle. Das liegt daran, dass Sie Historiker sind. Sie sollten die Geschichte kennen, die hinter diesem Einsatz steht. Nachdem Gupta Hannah geheiratet hatte, wurde er der Protegé des Herrn Doktor, sein engster Assistent. Und als der Herr Doktor ihm anvertraute, dass er die Einheitliche Feldtheorie entdeckt hatte, nahm Gupta an, der alte Jude würde ihn in das Geheimnis einweihen. Aber der Herr Doktor muss gespürt haben, dass irgendetwas
mit Gupta nicht stimmte, selbst damals schon. Deshalb hat der alte Jude stattdessen die Theorie Kleinman und den anderen weitergegeben. Und das hat Gupta wahnsinnig gemacht. Er dachte, die Theorie sollte ihm gehören.«
    Simon begann, die Worte undeutlich zu artikulieren. David beugte sich vor und musterte den Mann sorgfältig, wobei er nach anderen Anzeichen von Schwäche Ausschau hielt. Vielleicht würde sich ihm eine Gelegenheit bieten. Vielleicht würde der Mistkerl irgendwas Dummes tun.
    Der Söldner drehte sich zum vorderen Teil des Lieferwagens um. Ungefähr eine halbe Minute lang war er still und starrte die Wände des Laderaums an. Dann wandte er sich wieder an David. »Gupta plant diese Demonstration seit Jahren. Er hat Millionen Dollar in den Aufbau dieser kleinen Armee von Studenten gesteckt. Er hat sie überzeugt, dass sie die Welt retten werden, dass die Menschen anfangen werden, auf der Straße zu tanzen, sobald sie den Blitz des Neutrinostrahls am Himmel sehen.« Er machte ein angewidertes Gesicht und spuckte auf den Boden. »Können Sie glauben, dass irgendjemand auf einen solchen Blödsinn reinfallen würde? Aber Gupta glaubt es, und jetzt glauben es seine Studenten auch. Er ist ein Verrückter, verstehen Sie? Und Verrückte können sehr überzeugend sein.«
    Simon nahm noch einen Schluck Stoli, und dann hielt er

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