Die Würfel Gottes
Angst.«
Der alte Mann drückte ihre Schulter, und Monique wurde
plötzlich von Ekel übermannt. Sie heulte hinter ihrem Knebel auf und versuchte, sich gegen Guptas Computer zu werfen. Aber der Professor packte sie, bevor sie vom Stuhl fiel. Er lächelte wieder, offensichtlich amüsiert. »Ich spüre, dass Sie Ihre Zweifel haben, aber Sie werden bald feststellen, dass ich recht habe. Die Welt wird uns als Retter feiern, sobald wir den Schleier von der Theorie reißen. Sie werden uns alles verzeihen, sobald sie sehen, dass …«
Gupta wurde durch ein statisches Rauschen unterbrochen. Er nahm ein Funkgerät aus der Schnalle an seinem Gürtel, murmelte: »Entschuldigen Sie bitte«, und ging zum anderen Ende des Laderaums. Nach etwa zwanzig Sekunden wandte er sich an seine Studenten und hob die Hände zu einer segnenden Geste. »Meine Herren, wir machen noch einen Zwischenstopp, bevor wir beim Fermilab ankommen. Wir müssen noch ein paar Sachen abholen, um das Tevatron zu modifizieren.«
David saß mit dem Rücken an der Wand des Laderaums. Der Lieferwagen hatte vor fünfzehn Minuten angehalten, und die Studenten hatten ein Dutzend Holzkisten aufgeladen. Weil die Kisten fast den gesamten Platz im Laderaum einnahmen, waren die Studenten zu einem anderen Lieferwagen in dem Konvoi umgezogen, und jetzt war David allein mit dem kahlköpfigen Irren in der Tarnhose, der abwechselnd seine Uzi reinigte oder einen Schluck aus einer Flasche Wodka nahm.
Zum x-ten Mal versuchte David, die Schnur zu lösen, mit der seine Hände hinter seinem Rücken gefesselt worden waren. Seine Finger waren taub, aber er gab nicht auf und verdrehte die Arme, bis er spüren konnte, wie die Sehnen überdehnt und gezerrt wurden. Schweißtropfen liefen ihm die Wangen hinunter und durchnässten seinen Knebel. Während er mit der Schnur kämpfte, fixierte er den kahlköpfigen Söldner mit seinen Blicken, den Hurensohn, der Jonah ein
Messer an die Kehle gehalten hatte. Davids Wut erfüllte ihn mit neuer Kraft, aber nach ungefähr einer Minute schloss er die Augen. Es war seine eigene verdammte Schuld. Er hätte sich den FBI-Agenten ergeben sollen, als er Gelegenheit dazu gehabt hatte.
Als er die Augen wieder aufschlug, sah er den kahlköpfigen Mann über sich stehen. Der Söldner hielt ihm die Flasche Wodka hin. »Entspannen Sie sich, Kamerad. Erholen Sie sich von Ihren tapferen Bemühungen.«
Abgestoßen versuchte David zurückzuweichen, aber der kahlköpfige Mann hockte sich neben ihn und hielt ihm die Stoli-Flasche unter die Nase. »Kommen Sie schon, nehmen Sie einen Schluck. Sie sehen so aus, als könnten Sie einen vertragen.«
David schüttelte den Kopf. Der Geruch des Wodkas widerte ihn an. »Leck mich!«, schrie er durch den Knebel, aber alles, was herauskam, war ein verzweifeltes Gurgeln.
Der Söldner zuckte mit den Achseln. »Wie Sie wollen. Aber ich finde es eine Schande. Wir haben eine ganze Kiste Wodka und nicht mehr viel Zeit, ihn zu trinken.« Er grinste und nahm einen großen Schluck. Dann wischte er sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Ich heiße übrigens Simon. Ich möchte Ihnen meine Anerkennung aussprechen, Dr. Swift. Das Buch, das Sie über Einsteins Assistenten geschrieben haben, war eine große Hilfe für mich. Ich habe es ziemlich oft zurate gezogen, seit ich diesen Job angenommen habe.«
David kämpfte darum, seine Wut in den Griff zu bekommen. Während er durch den übel riechenden Knebel tief Luft holte, konzentrierte er sich mit all seiner Aufmerksamkeit auf die Stimme des Killers. Obwohl er einen starken russischen Akzent hatte, beherrschte er die englische Sprache ausgezeichnet. Im Gegensatz zu seiner äußeren Erscheinung war er kein unbedarfter Auftragskiller.
Simon nahm noch einen Schluck Wodka, dann griff er in seine Hosentasche. »Die letzten paar Stunden waren ein bisschen langweilig für mich. Vor dem Zwischenstopp war ich in dem Lieferwagen des Professors, in dem, der vor uns fährt, aber er war damit beschäftigt, seinen Enkel zu befragen und seinen Studenten Anweisungen zu erteilen. Um mir die Zeit zu vertreiben, habe ich ein bisschen mit Guptas Tochter geplaudert, und ich habe etwas herausgefunden, das für Sie vielleicht von Interesse sein könnte.«
Er zog einen kreisförmigen Gegenstand aus der Hose und hielt ihn in der hohlen Hand. David erkannte ihn sofort: Es war das Goldmedaillon, das Elizabeth Gupta um den Hals trug. Simon klappte es auf und starrte auf das Bild darin. »In Ihrer Branche
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