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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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ausgefüllt.
    Aber sie hatte sie noch nicht eingereicht.
     
    Simon fuhr vorneweg, während der Konvoi auf das Osttor des Laboratoriums zuhielt. Es war fünf Uhr morgens, nur ein paar Minuten nach Tagesanbruch, und in den meisten Häusern an der Batavia Road brannte noch kein Licht. Eine einsame Frau in einer roten Shorts und weißem T-Shirt joggte an den Zufahrten und Vorgärten vorbei. Simon starrte sie einen Moment lang an und bewunderte ihre langen rotbraunen Haare. Dann kniff er sich in den Nasenrücken und gähnte. Er war immer noch ein bisschen wackelig auf den Beinen nach seinem Exzess in der Nacht zuvor. Um sich wachzumachen, griff er mit der rechten Hand in seinen Anorak und packte
den Schaft seiner Uzi. Der Tag der Vergeltung war gekommen. Sehr bald schon würde alles vorbei sein.
    Unmittelbar hinter der Kreuzung mit dem Continental Drive holperte der Wagen über eine Eisenbahnlinie, und danach weitete sich die Landschaft auf beiden Seiten der Straße. Anstelle von Vorstadthäusern und Rasenflächen bot sich Simon ein Blick auf riesige grüne Felder, einen Abschnitt jungfräulicher Illinois-Prärie. Sie befanden sich mittlerweile auf einem Stück Land, das der Bundesregierung gehörte, auf dem östlichen Rand des Laborgeländes. Vor ihnen stand ein kleines Wärterhäuschen, und darin saß eine ungeheuer dicke Frau in einer blauen Uniform. Simon schüttelte den Kopf. Es war kaum zu glauben, dass das Laboratorium eine derart fettleibige Person für den Sicherheitsbereich einstellte. Es war eindeutig, dass niemand in dieser Einrichtung mit irgendwelchen Schwierigkeiten rechnete.
    Während Simon langsam seinen Lieferwagen zum Stehen brachte, hievte sich die Frau aus dem Wärterhäuschen heraus. Er lächelte sie an und händigte ihr die Papiere aus, die Professor Gupta vorbereitet hatte, ein dickes Bündel gefälschter Rechnungen und Anforderungsschreiben. »Bitte sehr, schöne Frau«, sagte er, wobei er sich anzuhören versuchte wie ein amerikanischer Lkw-Fahrer. »Wir sind heute ein bisschen früh dran.«
    Die Frau erwiderte das Lächeln nicht. Sie überprüfte die Papiere sorgfältig und verglich sie mit einer Liste auf ihrem Klemmbrett. »Sie stehen nicht in meinem Verzeichnis.«
    »Nein, aber wir haben alle Genehmigungen.«
    Sie setzte ihre Durchsicht der Papiere fort. Entweder konnte sie nicht schneller lesen, oder es machte ihr Spaß, ihn warten zu lassen. Schließlich hob sie ihren wuchtigen Kopf. »Okay, steigen Sie aus und machen Sie hinten die Türen auf. Und sagen Sie den Fahrern in den anderen Wagen, sie sollen auch aussteigen.«

    Simon runzelte die Stirn. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass alles genehmigt ist. Haben Sie die Schreiben nicht gesehen?«
    »Doch, schon, aber ich muss alles überprüfen, was hereinkommt. Stellen Sie einfach den Motor aus und …«
    Er schnitt ihr das Wort ab, indem er ihr zwei Kugeln in den Schädel jagte. Dann ging er zur Rückseite des Lieferwagens und klopfte dreimal an die Hecktür. »Machen Sie auf, Professor!«, rief er. »Wir müssen noch etwas mitnehmen.«
    Einer der Studenten schob die Tür hoch und half Gupta beim Aussteigen. Der Professor schien beunruhigt zu sein, als er die Frau vom Wachpersonal auf dem Boden liegen sah. »Was ist passiert? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass niemand mehr getötet werden soll.«
    Simon beachtete ihn nicht und wandte sich an die Studenten. »Los, kommt her und schafft die Leiche in den Wagen!«
    Binnen weniger Augenblicke hatten sie die Leiche im Laderaum verstaut und das Blut vom Asphalt aufgewischt. Falls irgendjemand vorbeikäme, würde es so aussehen, als hätte die Frau einfach ihren Posten verlassen. Simon kehrte wieder auf den Fahrersitz zurück und Gupta stieg auf der Beifahrerseite ein. Der Professor warf ihm einen strengen Blick zu. »Bringen Sie bitte niemand mehr um«, sagte er. »Ich habe mit einigen der Physiker hier in den Achtzigerjahren gearbeitet, als sie das Tevatron gebaut haben.«
    Simon legte den ersten Gang ein. Er war nicht in der Stimmung für Gespräche, und deshalb sagte er nichts. Der Konvoi setzte sich wieder in Bewegung.
    »Tatsächlich war ich derjenige, der den Namen für den Teilchenbeschleuniger vorschlug«, fuhr Gupta fort. » Teva ist die Abkürzung für eine Trillion Elektronenvolt. Das ist die Spitzenenergie, die von den Protonen in dem Beschleuniger erreicht werden kann. Bei dieser Energie bewegen sie sich
mit 99,9999 Prozent der Lichtgeschwindigkeit.« Der Professor ballte die Hände zu

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