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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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Ereignisse der letzten vier Stunden. Er schloss die Augen und machte mehrere tiefe Atemzüge. Es ist alles in Ordnung, sagte er sich. Du bewegst dich mit großer Geschwindigkeit weg von New York. Du lässt sie alle hinter dir.
    Er schlug die Augen auf, als der Zug in die Station New Brunswick einfuhr. Inzwischen hatte er aufgehört zu zittern und konnte etwas klarer denken. Er beschloss, im Zug zu bleiben, bis dieser Trenton erreichte. Dann würde er in einen Greyhound-Bus nach Toronto steigen. Aber als die Türen zugingen und der Zug weiter in westlicher Richtung
fuhr, begann David die Fehler an seinem Plan zu erkennen. Was wäre, wenn man auch an den Busbahnhöfen die Ausweise kontrollierte? Er konnte nicht direkt damit rechnen, auf noch einen Junggesellenabschied zu stoßen. Und wenn der Bus schließlich an der kanadischen Grenze ankäme, würde die Polizei wahrscheinlich auch dort nach ihm suchen. Nein, einen Bus zu nehmen war zu gefährlich, falls er keinen gefälschten Führerschein in die Finger bekäme. Und wie zum Teufel sollte er das bewerkstelligen?
    David begann, im Gang des beinahe leeren Eisenbahnwaggons auf und ab zu gehen, weil er zu aufgeregt war, um sitzen zu bleiben. Es gab nur drei weitere Fahrgäste: ein Paar kurzberockte Teenager und ein älterer Mann in einem karierten Pullover, der leise in sein Mobiltelefon sprach. Einen Augenblick lang dachte David daran, Karen und Jonah mit seinem eigenen Handy anzurufen, aber er wusste, dass der Apparat im selben Moment, in dem er ihn einschaltete, ein Signal zum nächsten Funkturm senden würde, und dann wüsste das FBI, wo er war. Das Frustrierende daran war, dass David sich allmählich Sorgen um seine Exfrau machte. Er hatte den Eindruck, dass die Männer in den grauen Anzügen versuchen könnten, sie zu vernehmen.
    Kurze Zeit später verkündete der Zugführer: »In wenigen Minuten erreichen wir Princeton Junction. Dort besteht eine Verbindung nach Princeton mit der Princeton Branch Line.« Es war die Wiederholung, die den Ausschlag gab, die drei Princetons hintereinander. David dachte sofort an jemanden, der ihm helfen konnte. Er hatte diese Person seit fast zwanzig Jahren nicht mehr gesehen, aber er wusste, dass sie immer noch in Princeton wohnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass das FBI vor ihrem Haus auf ihn wartete, war nicht besonders groß. Obwohl das Bureau offensichtlich eine gründliche Untersuchung seiner Vergangenheit vorgenommen hatte, bezweifelte er, dass sie irgendetwas über Monique ausgegraben
hatten. Erfreulicherweise war sie Physikerin und hatte bahnbrechende Arbeit auf dem Gebiet der Stringtheorie geleistet. David hatte den Verdacht, dass nur Physiker etwas von der Geschichte verstehen konnten, die er zu erzählen hatte.
    Der Zug blieb stehen, und die Türen gingen auf. David trat auf den Bahnsteig hinaus und ging zu dem Gleis der Princeton Branch Line.
     
    Im Jahr 1989, als David noch Doktorand in Physik war, hatte er an einer Konferenz zur Stringtheorie in Princeton teilgenommen. Zu dieser Zeit war die neue Idee in der Wissenschaftlergemeinde sehr en vogue, weil sie ein seit Langem bestehendes Problem zu lösen versprach. Obwohl Einsteins Relativitätstheorie die Schwerkraft perfekt erklärte und die Quantenmechanik Aufschluss über jede Nuance der subatomaren Welt geben konnte, waren die beiden Theorien mathematisch inkompatibel. Dreißig Jahre lang hatte Einstein versucht, die beiden Reihen physikalischer Gesetze in der Absicht zu vereinigen, eine einzige allumfassende Theorie zu schaffen, die alle Naturkräfte erklären konnte. Aber alle von Einstein veröffentlichten Lösungen stellten sich als fehlerhaft heraus, und nach seinem Tod kamen viele Physiker zu dem Schluss, dass seine Suche auf falschen Annahmen beruhte. Sie meinten, das Universum wäre einfach zu komplex, um durch einen einzigen Satz von Gleichungen beschrieben zu werden.
    In den Siebzigerjahren begannen allerdings einige Physiker damit, die Idee einer einheitlichen Theorie durch die Hypothese wiederzubeleben, dass alle fundamentalen Partikeln eigentlich winzige »strings«, also Saiten von Energie seien, von denen jede weniger als ein Billionstel eines Billionstel Millimeters lang ist. Mitte der Achtziger hatten die Stringtheoretiker ihr Modell weiterentwickelt, indem sie behaupteten, dass die Ketten in zehn Dimensionen vibrierten, von
denen sechs zu derart kleinen Mannigfaltigkeiten zusammengerollt seien, dass sie unterhalb der Wahrnehmungsgrenze lägen. Die

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