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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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Stadium der Erniedrigung erreicht, das ihm derart unangenehm war, dass er für immer dem Trinken abschwor.
    Während David in den folgenden Jahren sein Leben auf die Reihe bekam und sein Doktorandenstudium in Geschichte betrieb, dachte er gelegentlich daran, sich mit Monique in Verbindung zu setzen, um ihr zu erklären, was vorgefallen war. Aber er tat es nie. 2001 stieß er im Scientific American auf einen Artikel über sie. Sie war immer noch in Princeton
und beschäftigte sich immer noch mit der Stringtheorie, die seit den Achtzigerjahren erhebliche Fortschritte gemacht hatte, aber immer noch so unbestimmt, unvollständig und unhandlich war wie zuvor. Monique erforschte jetzt die Möglichkeit, dass die von der Stringtheorie vorhergesagten zusätzlichen Dimensionen nicht zu unendlich kleinen Mannigfaltigkeiten zusammengerollt waren, sondern hinter einer kosmischen Barriere lagen, die uns daran hinderte, sie zu sehen. David war allerdings weniger an den physikalischen als an den biografischen Details interessiert, die in den letzten Absätzen des Artikels bekannt gegeben wurden. Wie sich herausstellte, war Monique in Anacostia, dem ärmsten Viertel in Washington, D. C., aufgewachsen. Ihre Mutter war heroinsüchtig gewesen, und ihr Vater war bei einem Raubüberfall erschossen worden, als sie erst zwei Monate alt gewesen war. Als David das las, empfand er einen Schmerz tief in seiner Brust. Sie hatte ihm erzählt, dass ihr Vater sie dazu inspiriert habe, Physikerin zu werden, aber in Wirklichkeit hatte sie den Mann nie kennengelernt.
    David dachte wieder an Monique, nachdem seine Ehe gescheitert war, und ein paar Mal war er kurz davor gewesen, sie anzurufen. Aber jedes Mal hatte er den Hörer wieder hingelegt und stattdessen gegoogelt, ihren Namen in die Suchmaschine eingetippt und auf den Webseiten nachgeschaut, die sich daraufhin ergaben. Auf diese Weise hatte er erfahren, dass sie inzwischen ordentliche Professorin für Physik war, dass sie an einem Web-Chat über afrikanische Geschichte teilgenommen und den New York Marathon in drei Stunden und zweiundfünfzig Minuten absolviert hatte, eine sehr beachtliche Zeit für eine dreiundvierzig Jahre alte Frau. Seine beste Entdeckung allerdings war ein Foto von Monique in der Online-Version des Princeton Packet, das sie zeigte, wie sie vor einem bescheidenen zweistöckigen Haus mit einer großen Veranda stand. David erkannte das Haus sofort: Es war
112 Mercer Street, das Haus, in dem Albert Einstein die letzten zwanzig Jahre seines Lebens gewohnt hatte. In seinem Testament hatte Einstein darauf bestanden, dass das Haus nicht in ein Museum verwandelt würde, und daher blieb es der private Wohnsitz für Professoren, die mit Princetons Institute for Advanced Study zu tun hatten. In der Legende unter dem Foto stand, dass Professor Reynolds vor Kurzem in das Haus eingezogen sei und den Platz eines emeritierten Kollegen einnähme.
    Das war die Richtung, die David einschlug, als er den Zug am Bahnhof Princeton verließ. Er überquerte wieder das dunkle Universitätsgelände, diesmal sauber und nüchtern, aber immer noch verzweifelt, und er konnte sich nicht vorstellen, dass Monique froh wäre, ihn zu sehen.
     
    Lucille telefonierte mit ihren Agenten in Trenton, als der Verteidigungsminister in den Konferenzraum stürmte. Sie war so überrascht, dass sie fast den Hörer fallen ließ. Sie hatte den Minister erst einmal anlässlich einer Veranstaltung im Weißen Haus getroffen, bei der eine neue Antiterrorismus-Initiative angekündigt worden war, und sie hatten sich nur die Hand geschüttelt und einige Nettigkeiten ausgetauscht. Aber jetzt baute sich der Mann direkt vor ihr auf, den Quadratschädel kampflustig vorgestreckt, während die kleinen Augen hinter der randlosen Brille missbilligend zusammengekniffen waren. Obwohl es drei Uhr nachts war, hatte er die dünnen grauen Haare ordentlich gekämmt, und seine Krawatte hing kerzengerade von einem makellosen Windsorknoten herab. Ein Zwei-Sterne-General der Air Force folgte in seinem Windschatten, die Aktentasche des Ministers unter dem Arm.
    »Ähm, ich rufe Sie zurück«, sagte Lucille in das Telefon. Sie legte auf und erhob sich pflichtschuldigst. »Mr. Secretary, ich …«

    »Behalten Sie Platz, Lucy, behalten Sie Platz.« Er winkte sie in ihren Sitz zurück. »Wir können auf Formalitäten verzichten. Ich wollte mir nur selbst ein Bild davon machen, wie die Operation läuft. Die Air Force war so freundlich, mich nach New York

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