Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
Vom Netzwerk:
zuckte mit den Achseln. »Einmal ein Trinker, immer ein Trinker. Wir können sagen, dass der Kerl inzwischen bei Kokain angekommen ist und den Stoff den reichen Studenten an der Columbia vertickt. Das Bureau war dabei, ihn in seinem Crackhaus zu verhaften, aber er und seine Freunde haben es geschafft, die Agenten zu überraschen und ein halbes Dutzend von ihnen zu töten. Wie gefällt Ihnen das als Geschichte?«
    Lucille versuchte, sich eine diplomatische Antwort einfallen zu lassen. »Es gibt ein paar Probleme. Zunächst würde das Bureau normalerweise nicht …«
    »Die Einzelheiten muss ich nicht wissen. Bringen Sie einfach die Geschichte auf Vordermann und erzählen Sie sie Van
Cleve und der Exfrau. Vielleicht verlieren sie so viel von ihrer Sympathie für Swift, dass sie uns sagen, wo er sich versteckt. Und geben Sie die gleiche Geschichte auch an die Presse. Auf die Weise kriegen wir eine landesweite Fahndung auf die Beine gestellt.«
    Lucille schüttelte den Kopf. Das war ja wohl nicht zu glauben. Den Verteidigungsminister auf dem Laufenden zu halten, war eine Sache, aber Befehle von ihm entgegenzunehmen eine andere. Was brachte diesen Blödmann auf die Idee, er könnte eine FBI-Aktion leiten? »Ich weiß nicht, ob das die richtige Vorgehensweise ist«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir uns mit dem Direktor des Bureau in Verbindung setzen und …«
    »Keine Sorge, der Direktor wird damit einverstanden sein. Ich werde mit ihm reden, sobald ich wieder in Washington bin.« Er schloss den Hefter und gab ihn dem Air-Force-General zurück. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging aus dem Konferenzraum hinaus, der General unmittelbar hinter ihm.
    Lucille stand entrüstet auf. »Einen Moment mal, Mr. Secretary. Ich finde, Sie sollten sich das noch mal überlegen!«
    Er drehte sich nicht mal zu ihr um. Er hob nur den Arm zum Abschied, während er aus dem Zimmer marschierte. »Keine Zeit zum Nachkarten, Lucy. Man zieht mit den Truppen in den Krieg, die man zur Verfügung hat.«
     
    David war schon einmal in Einsteins Haus an der Mercer Street gewesen, als er Auf den Schultern von Riesen schrieb. Weil es ein Wohnhaus für Professoren war, stand das Haus der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung, aber nachdem David einen besonderen Antrag gestellt hatte, in dem er seine Absicht erläuterte, gewährte ihm das Institute for Advanced Study die Erlaubnis für einen halbstündigen Besuch. Dieser Besuch erwies sich für seine Studien als unschätzbar. Er verbrachte
den größten Teil der ihm zugestandenen Zeit in dem Arbeitszimmer im ersten Stock, wo Einstein in seinen letzten Jahren fast alle seine Untersuchungen durchgeführt hatte. Drei Wände des Zimmers waren von der Decke bis zum Boden mit Bücherregalen ausgestattet, und die vierte wurde von einem Panoramafenster mit Blick auf den Garten hinter dem Haus dominiert. David war von einem merkwürdigen Schwindel gepackt worden, als er auf den Schreibtisch vor dem Fenster starrte. Er versetzte sich ein halbes Jahrhundert in die Vergangenheit und konnte vor seinem geistigen Auge sehen, wie Einstein über diesen Schreibtisch gebeugt dasaß und mit seinem Füller stundenlang Seite um Seite mit Raumzeit-Maßen und Ricci-Tensoren vollkritzelte.
    Als er sich dem Haus jetzt im Dunkeln näherte, sah David, dass das Grundstück irgendwann im Lauf der vergangenen zehn Jahre auf Vordermann gebracht worden war. Jemand hatte Blumentöpfe auf die Vorderveranda gestellt und die ungebärdige Glyzinie gestutzt, die sich früher um das Abflussrohr an der Regenrinne gewunden hatte. David ging sehr leise die Verandatreppe zur Haustür hoch. Er drückte auf die Türklingel, die überraschend laut war, und wartete. Zu seiner Bestürzung ging kein Licht an. Nach einer halben Minute drückte er noch mal auf die Klingel und lauschte aufmerksam auf irgendwelche Lebenszeichen im Haus. Mist, dachte er, vielleicht ist niemand zu Hause. Vielleicht ist Monique übers Wochenende weggefahren.
    Langsam machte sich Verzweiflung in ihm breit, und er wollte gerade ein drittes Mal auf die Klingel drücken, als ihm etwas Merkwürdiges auffiel: Der Türrahmen war vor Kurzem erneuert worden. Die neuen Türpfosten waren noch nicht gestrichen, und in die Tür war ein neues Schloss eingebaut worden, dessen Messingbeschlag frisch glänzte. Die Arbeiten schienen hastig und schludrig erledigt worden zu sein, und ihre Qualität stand in deutlichem Kontrast zur ordentlichen
Erscheinung des restlichen Hauses. Aber bevor

Weitere Kostenlose Bücher