Die Würfel Gottes
zu fliegen.«
Super, dachte Lucille. Es wäre nett gewesen, wenn mich jemand gewarnt hätte. »Nun ja, Sir, wir glauben, wir haben uns Klarheit über den Aufenthaltsort des Häftlings verschafft. Wir sind im Besitz von Informationen, dass er jetzt in New Jersey ist, und wir …«
»Was?« Der Minister beugte sich vor und drehte den Kopf zur Seite, als versuche er eine leichte Schwerhörigkeit auf einem Ohr zu kompensieren. »Ich dachte, Sie hätten den Kerl in Manhattan festgenagelt. Was ist mit all den Kontrollpunkten an den Brücken und Tunneln?«
Lucille rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Leider ist David Swifts Foto erst mit einer gewissen Verspätung an die Polizei verteilt worden. Sobald wir die Handzettel verteilt hatten, hat ein der Penn Station zugeteilter Officer den Verdächtigen erkannt. Er hat gesagt, Swift sei gegen halb zwei in einen Zug Richtung New Jersey eingestiegen.«
»Wie ist er in den Zug reingekommen? Hatte er falsche Papiere?«
»Nein, der Verdächtige hat sich anscheinend einer Gruppe von Männern angeschlossen, die den Zug schnell noch in letzter Sekunde besteigen wollten. Ein Haufen betrunkener Trottel. In der Verwirrung hat der Officer darauf verzichtet, sich den Ausweis zeigen zu lassen.«
Der Minister runzelte die Stirn. Sein linker Mundwinkel verzog sich nach unten wie ein Angelhaken. »Das ist unverzeihlich. Wenn das hier eine richtige Armee wäre, würde dieser Officer erschossen. Er würde in der Morgendämmerung von Angehörigen seiner eigenen Einheit exekutiert.«
Lucille war nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. Sie beschloss, die bizarre Bemerkung auf sich beruhen zu lassen. »Ich habe gerade mit unseren Agenten in New Jersey gesprochen. Sie sind im Bahnhof Trenton in den Zug gestiegen, haben den Verdächtigen aber nicht gefunden. Jetzt überprüfen wir die Möglichkeit, dass Swift mit den Betrunkenen ausgestiegen ist. Der Officer in der Penn Station sagte, sie wären aus Metuchen.«
»Das klingt nicht sehr verheißungsvoll. Was für Anhaltspunkte haben Sie sonst noch?«
»Wir haben Observierungsteams an den Privatadressen von Swifts Kollegen am Historischen Institut der Columbia postiert. Mehrere davon wohnen in New Jersey, daher stehen die Chancen nicht schlecht, dass er bei einem von ihnen auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Und wir haben uns Swifts Exfrau geschnappt, um sie zu verhören. Sie ist unten mit ihrem Sohn und ihrem Freund, einem älteren Knaben namens Amory Van Cleve. Wir werden uns …«
»Moment mal, was haben Sie da gerade für einen Namen genannt?«
»Amory Van Cleve. Er ist Rechtsanwalt, der geschäftsführende Partner von Morton McIntyre und …«
»Herrgott noch mal!« Der Minister hob die Hand an die Stirn. »Wissen Sie nicht, wer das ist? Van Cleve war einer der größten Spendenbeschaffer bei der letzten Wahl, um Himmels willen! Er hat zwanzig Millionen Dollar für die Kampagne des Präsidenten aufgetrieben!«
Lucille wurde steif. Dieser Ton gefiel ihr nicht. »Sir, ich befolge nur die Anordnungen des Direktors vom Bureau. Er hat mich angewiesen, diesen Fall mit allem gebührenden Nachdruck zu verfolgen, und das ist genau das, was ich tue.«
Der Minister verzog das Gesicht, nahm die Brille ab und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken. »Glauben Sie mir, Lucy, ich will, dass Sie aggressiv sind. Ich
will, dass Sie sich mit allem, was Sie haben, auf diesen Fall konzentrieren. Dieses Projekt steht ganz oben auf der Prioritätenliste des Pentagon. Wenn die Information den Iranern oder den Nordkoreanern in die Hände fallen würde, wären die Konsequenzen katastrophal.« Er setzte die Brille wieder auf und warf einen kurzen Blick auf sie, wobei seine Augen ihr wie zwei Heckenschützen vorkamen. »Aber Sie können bei jemandem wie Amory Van Cleve nicht die üblichen Befragungstechniken einsetzen. Er ist einer der besten Spendenbeschaffer im ganzen Land für die Republikaner. Als der Präsident im letzten Frühjahr hier oben war, haben sie zusammen Golf gespielt!«
»Nun ja, was schlagen Sie vor, Sir?«
Er schaute über die Schulter auf den Air-Force-General. Ohne dass ein Wort fiel, öffnete der Mann den Aktenkoffer, zog einen Hefter heraus und reichte ihn dem Minister, der ihn aufschlug und darin herumblätterte. »Okay, hier steht, dass dieser Bursche Swift eine Vorgeschichte von Drogenmissbrauch hat.«
»Er hatte in seinen Zwanzigern ein Alkoholproblem«, stellte Lucille klar.
Der Minister
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